Äußerst brutal hat die junge Mutter mit einem Küchenmesser auf das Baby eingestochen – und hat ihr Kind damit umgebracht. Das Landgericht Schweinfurt hat die Frau dafür zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Die vermutlich 28-Jährige hatte gestanden, im vergangenen August ihre etwa drei Monate alte Tochter getötet zu haben. Laut dem damaligen Polizeibericht war der Säugling "durch Gewalteinwirkung" gestorben.
Motiv für Mord an Baby bleibt nach Urteil unklar
Passiert ist der Mord in einer Unterkunft für Geflüchtete in Geldersheim bei Schweinfurt. Das genaue Motiv der jungen Frau aus Somalia ist auch nach dem Urteil nicht ganz klar. Nach der Beweisaufnahme war die Staatsanwaltschaft vom ursprünglichen Mordvorwurf abgerückt und hatte auf Totschlag plädiert.
Mordmerkmale wie Heimtücke seien bei der Tat nicht erfüllt gewesen, weil der Kindsvater, der das Mädchen hätte beschützen können, damals mehrere hundert Meter entfernt und nicht im gemeinsamen Zimmer gewesen sei, sagte die Staatsanwältin im Prozess. Das Gericht ging dagegen von einem Mord aus.
Staatsanwaltschaft fordert neun Jahre Haft
Die Anklagevertreterin hatte in ihrem Plädoyer eine Haftstrafe von neun Jahren beantragt. Der Verteidiger der Frau schloss sich der Forderung für eine Verurteilung wegen Totschlags an, plädierte aber für eine Freiheitsstrafe von acht Jahren.
Frau hat "sich im Stich gelassen gefühlt"
Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit, Rachegedanken gegenüber dem Kindsvater? "Wir können alle nicht wissen, warum die Angeklagte diese Tat begangen hat", sagte die Vorsitzende Richterin. Sicherlich fühlte sie sich von den Problemen in ihrer Beziehung überfordert, sei vermutlich vom Ehemann geschlagen worden. "Sie hat sich insgesamt im Stich gelassen gefühlt." Dies rechtfertige allerdings nicht die Tat, die Frau sei von Selbstmitleid geprägt.
Paar hatte Probleme in der Ehe
"Die Angeklagte war in ihrer Ehe unzufrieden", sagte die Staatsanwältin in ihrem Plädoyer. Sie habe sich nach ihrer Flucht von Somalia über die Türkei, Griechenland und Frankreich nach Deutschland von ihrem Mann trennen wollen, auch weil er wiederholt handgreiflich gewesen sein soll.
Die beiden waren gut 14 Tage vor der Tat in die Anker-Einrichtung für Geflüchtete bei Schweinfurt gekommen.
Psychiater: Mutter war schuldfähig, hat aber psychische Probleme
Nach Ansicht eines Psychiaters war die Somalierin, deren Alter mangels Papieren geschätzt ist, bei der Tat schuldfähig. Es gebe lediglich Hinweise auf eine emotional instabile Persönlichkeitsstörung vom Borderline-Typ.
Das Urteil vom Donnerstag ist noch nicht rechtskräftig.
Mit Material von dpa.
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