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Prozess in Aschaffenburg

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Mordversuch-Prozess: Angeklagter gesteht nach über 30 Jahren

Der 55-jährige Mann, der angeklagt ist, vor 30 Jahren eine 22-Jährige stundenlang vergewaltigt und im Wald vergraben zu haben, hat vor dem Landgericht Aschaffenburg durch seinen Anwalt ein umfassendes Geständnis abgelegt. Er bereue die Tat zutiefst.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

Der Angeklagte gab an, am Vorabend der Tat im Januar 1988 stark betrunken nach Aschaffenburg gelaufen zu sein. Er habe in der Absicht, eine Frau zu vergewaltigen, einen Schraubenzieher mitgenommen. Unmittelbar davor habe er zwölf Flaschen Bier, eine halbe Flasche Wein und eine halbe Flasche Wodka getrunken. Der 55-Jährige gab außerdem an, sein Opfer – eine damals 22-Jährige aus dem Raum Offenbach – im Wald zwischen Haibach und Aschaffenburg vergewaltigt zu haben. Was anschließend geschah, wisse er nicht mehr. Er könne sich nicht mehr daran erinnern, wie oft er auf die junge Frau eingestochen habe.

Geständnis, um Opfer langwierige Befragung zu ersparen

Der Angeklagte ließ über seinen Anwalt wissen, dass er seine Tat zutiefst bereue. Durch sein umfassendes Geständnis wolle er auch den Prozess verkürzen und dem Opfer eine langwierige Befragung ersparen. Sein Anwalt berichtete von der schwierigen Kindheit seines Mandanten. Dies rechtfertige die Tat zwar keinesfalls, mache aber das Innenleben des heute 55-Jährigen deutlich. Er sei von seinem Stiefvater misshandelt worden und habe als Jugendlicher begonnen, große Mengen Alkohol zu trinken.

Bereits 2005 wegen Vergewaltigung verurteilt

Der Anwalt forderte außerdem, den "Telefonterror" bei den Angehörigen seines Mandanten einzustellen. Die Frau des Angeklagten werde am Telefon belästigt, obwohl sie ihn zum Tatzeitpunkt noch nicht kannte. Simon Schultheiß, Pressesprecher des Aschaffenburger Landgerichts, berichtete dem BR vor Prozessbeginn, dass der aus dem Landkreis Aschaffenburg stammende 55-Jährige bereits 2005 wegen Vergewaltigung und Körperverletzung verurteilt worden war. Sein Opfer war damals seine Ehefrau. Das Aschaffenburger Amtsgericht hatte ihn zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Hinweise darauf, dass der Angeklagte in weitere Kriminalfälle verwickelt war, gebe es nicht.

Opfer sagt aus

Resolut und selbstbewusst ist die Frau aus dem Raum Offenbach in den Sitzungssaal des Aschaffenburger Landgerichts gekommen. Sie scheut sich nicht, den Angeklagten anzuschauen. Sie erzählt, wie sie in den frühen Morgenstunden des 4. Januar 1988 im Auto vor einer Diskothek in Aschaffenburg auf ihre Freundin wartete, mit der sie gemeinsam nach Hause fahren wollte. Da stieg der Täter in ihr Auto, bedrohte sie mit einem Schraubenzieher, und befahl ihr, loszufahren. Mit klarer Stimme erzählt sie vom Martyrium, das sie danach im Wald zwischen Haibach und Aschaffenburg erlebte. Der Täter habe sich mehrfach brutal in jeder erdenklichen Weise an ihr vergangen.

"Er stach auf mich ein, ging wieder weg, dann kam er zurück und stach weiter auf mich ein. Ich hielt die Luft an, er verdeckte mich mit Laub. (...) Es ist für mich befreiend, hier zu sitzen und zu wissen, dass es mir nicht peinlich sein muss, was passiert ist, sondern ihm!" Aussage des Opfers vor Gericht

Auch heute noch leidet die inzwischen 52-Jährige an den Folgen der Tat, ist gerne früh zuhause und hat Probleme mit Nähe, berichtet sie.