Drei Männer stehen in einem Gerichtssaal nebeneinander
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Bleibt weiter in U-Haft: Ein wegen Mordes angeklagter ehemaliger Arzt des Krankenhauses Kelheim.

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Mordprozess: Angeklagter Arzt bleibt in Untersuchungshaft

Mordprozess: Angeklagter Arzt bleibt in Untersuchungshaft

Der Haftbefehl gegen einen Arzt, der wegen Mordvorwurfs vor dem Landgericht Regensburg steht, bleibt aufrechterhalten. Über einen Aufhebungsantrag der Verteidigung haben die Richter am Freitag nicht entschieden. Im Prozess stellen sich viele Fragen.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus der Oberpfalz am .

Ein früherer Arzt des Krankenhauses Kelheim, der sich aktuell wegen des Vorwurfs des Mordes an einem Patienten vor dem Landgericht Regensburg verantworten muss, bleibt weiter in Untersuchungshaft. Eine Entscheidung zu einer beantragten Entlassung stellten die Richter am Freitag zurück.

Verteidigung hatte U-Haft-Entlassung beantragt

Den Antrag hatte die Verteidigung auf Basis der Ausführung mehrerer Gutachter am Montag vor Gericht gestellt. Die Anwälte sahen keinen dringenden Tatverdacht auf ein vorsätzliches Tötungsdelikt an einem 79-jährigen Patienten durch ihren Mandanten.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Arzt in ihrer Anklage vor, dem Patienten Mitte 2022 intravenös eine Überdosis Morphin gegeben und so dessen Tod herbeigeführt zu haben. Der Angeklagte bestreitet die Vorwürfe.

Im Prozess geht es auch um die Frage, ob der Patient in so schlechter körperlicher Verfassung war, dass eine Umstellung auf eine palliative Therapie gerechtfertigt war und ob unter anderem die eindeutige Zustimmung des Vorsorgebevollmächtigten dafür vorlag.

Prozessausgang offen

Der Vorsitzende Richter gab heute den rechtlichen Hinweis, dass alternativ zum Vorwurf des Mordes eine Verurteilung wegen versuchten Mordes mit gefährlicher Körperverletzung in Betracht kommen kann. Das könnte zum Beispiel dann der Fall sein, wenn nicht zweifelsfrei feststellbar ist, ob die Gabe des Morphins todesursächlich war. Ein solcher Hinweis bedeutet aber nicht, dass es überhaupt zu einer Verurteilung kommt, sagte eine Gerichtssprecherin im Anschluss an den Verhandlungstag.

Befangenheitsantrag zurückgewiesen

Den von den Verteidigern des Arztes gestellten Befangenheitsantrag gegen drei Gutachter der Rechtsmedizin wies das Gericht als unbegründet zurück. Die Richter sehen es als gegeben an, dass allen Sachverständigen alle relevanten Unterlagen rechtzeitig für die Gutachtenerstellung vorlagen. Auch den Vorwurf, die Gutachter hätten sich die Unterlagen nicht in ausreichendem Maße angeschaut, bewertet das Gericht als "nicht haltbar". Der Eindruck eines "einseitigen und unprofessionellen Vorgehens", wie von der Verteidigung angeführt, werde nicht erweckt, so der Vorsitzende Richter.

Todesursache: Gutachter kommen zu unterschiedlichem Ergebnis

Am Freitag wurden noch einmal die beiden Gutachter, die von der Verteidigung beauftragt worden waren, befragt. Einer von ihnen war online zugeschaltet. Dabei unterstrichen sie ihre Einschätzung, dass der 79-jährige Patient mit hoher Wahrscheinlichkeit an einer Lungenembolie infolge einer tiefen Beinvenenthrombose starb. Die Rechtsmedizin geht dagegen von der Überdosis Morphin als Todesursache aus.

Keine Obduktion, keine toxikologische Untersuchung

Eine Obduktion oder eine toxikologische Untersuchung hatte es in dem Fall nicht gegeben. Die Gutachten beider Seiten wurden vor allem auf Basis von Patientenunterlagen aus dem Krankenhaus erstellt. Der Patient war Mitte 2022 mit einer Blutung im Bauchraum in das Krankenhaus gebracht worden. Er lag über mehrere Wochen auf der Intensivstation und wurde künstlich beatmet. Der nächste Verhandlungstag ist für den kommenden Montag geplant.

Angeklagter Arzt in weiterem Prozess vor Gericht

Derzeit sitzt der Arzt noch in einem anderen Prozess auf der Anklagebank am Landgericht Regensburg. Hier lautet der Vorwurf: Aussetzung mit Todesfolge. Die Staatsanwaltschaft legt dem Mediziner zur Last, einer 23-jährigen Krankenschwester im Dezember 2021 Ketamin und Propofol verabreicht und danach ihren Zustand nicht im Blick behalten zu haben. Am nächsten Morgen wurde sie tot gefunden.

Auch in diesem Fall kritisiert die Verteidigung des angeklagten Arztes die Arbeit der Ermittler als unzureichend. Ein Urteil in diesem Prozess könnte nächste Woche fallen.

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