Die Ermordete Selma Öztürk
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In einem Mordfall vor 36 Jahren, der im Raum Aschaffenburg und Frankfurt spielt, hat die Polizei die Ermittlungen erneut aufgenommen.

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Mord vor 36 Jahren: Polizei ermittelt erneut in Cold Case

Wer hat vor 36 Jahren Selma Öztürk ermordet? In einem Cold Case, der im Raum Aschaffenburg und Frankfurt spielt, hat die Polizei jetzt wieder die Ermittlungen aufgenommen. Es gibt eine Verbindung ins Drogen-Milieu.

Ein Schuldenbuch aus der Drogen-Szene, eine Pistole, zwei Dealer im Gefängnis und ein Mord in Amsterdam: Der Fall der ermordeten Türkin Selma Öztürk liest sich wie ein Drehbuch für einen Tatort-Krimi. Doch es geht um einen echten Fall.

Behörden rollen Cold Case nach 36 Jahren neu auf

36 Jahre nach dem Mord an der Frau haben die Behörden die Ermittlungen wieder aufgenommen. Das Bayerische Landeskriminalamt (LKA) und die Staatsanwaltschaft Aschaffenburg arbeiten bei diesem Cold Case zusammen, heißt es in einer Pressemitteilung.

Jäger findet Leiche im Wald bei Hörstein

Ein Jäger hatte im Juni 1987 in einem Waldstück bei Hörstein, einem Stadtteil von Alzenau im Landkreis Aschaffenburg, die Leiche von Selma Öztürk gefunden. Laut LKA wurde die damals 25-Jährige mit mehreren Schüssen ermordet. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Fundstelle im Wald nicht der Tatort ist. Die Leiche wurde wohl mit einem Fahrzeug in das Waldstück transportiert und vermutlich von mindestens zwei Personen zum Fundort gebracht. Die Stelle liegt an einem Waldweg, der von der Mömbriser Straße abzweigt. Die Straße verbindet die Orte Hörstein und Hohl.

Ermordete war selbst Zeugin eines Mordes in Amsterdam

Die Ermittlungen haben ergeben, dass Selma Öztürk selbst Zeugin eines Mordes im Februar 1987 in Amsterdam war. Außerdem hatte sie das Schuldenbuch und die Pistole ihres Freundes, der in Haft war. Dadurch ist sie laut LKA zu einer "Bedrohung für einen Drogenschmuggel-Ring" geworden. Es liegt nahe, dass sie deshalb umgebracht wurde.

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Ehemann war Drogen-Dealer und saß im Gefängnis

Öztürk war 1970 im Alter von acht Jahren aus der Türkei nach Deutschland gekommen. Mit 17 hatte sie einen Mann aus der Türkei geheiratet, die beiden hatten im gleichen Jahr einen Sohn bekommen. Der Ehemann handelte allerdings mit Drogen und wurde 1985 zu vier Jahren Gefängnis verurteilt.

Als ihr Mann in Haft war, begann sie eine Beziehung mit einem Freund des Mannes – der ebenfalls an Drogengeschäften beteiligt war. Selma Öztürk arbeitete als Putzfrau und in einer Textilfabrik. Doch die vielen Belastungen führten dazu, dass sie drogensüchtig wurde und Heroin rauchte. Ihren Sohn brachte sie zur Schwiegermutter in die Türkei.

Mordopfer wurde zuletzt in Frankfurter Gaststätte gesehen

Vor dem Mord wurde Selma Öztürk zuletzt am 10. Juni 1987 in der Gaststätte "Zum gemütlichen Eck" in Frankfurt gesehen. Dort telefonierte sie mit einer Person, die sie abholen wollte. Um 22 Uhr verließ sie die Gaststätte. Öztürk hatte in einer Wohnung in derselben Straße gewohnt. Ihre Leiche wurde drei Tage später in dem Wald in Hörstein gefunden.

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Vor dem Mord wurde Selma Öztürk zuletzt am 10. Juni 1987 in der Gaststätte "Zum gemütlichen Eck" in Frankfurt gesehen.

LKA: Mord verjährt nie – deshalb neue Ermittlungen

Das LKA betont, dass es sich bei dem Fall um einen sogenannten "Cold Case" handelt – also einen ungeklärten Mordfall. Denn: Mord verjährt nicht. Deshalb haben die Verantwortlichen die Ermittlungen neu aufgenommen – aufgrund "neuer Erkenntnisse". "Auch 36 Jahre nach der Tat wird mit neuen Ermittlungsmethoden und fortschrittlichster Kriminaltechnik alles unternommen, um dieses Verbrechen aufzuklären", so das LKA.

Cold Case ist Thema bei "Aktenzeichen XY" im ZDF

Morgen ist der Fall auch Thema bei der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY ungelöst". Das Bayerische Landeskriminalamt bittet in dem Zusammenhang um Hinweise und stellt folgende Fragen: Wer kann etwas zu dem oder den Tätern sagen? Wer hat am 10. Juni 1987 Fahrzeuge oder Personen beobachtet, die Selma Öztürk in Frankfurt gesehen haben? Wer hat die Frau aus dem Gasthaus abgeholt? Gibt es Informationen zum Schuldenbuch aus dem Drogenmilieu oder zu der Pistole? Wer den Ermittlern weiterhelfen kann, soll sich beim LKA unter der Telefonnummer 089 / 12 12 0 melden – oder bei jeder Polizei-Dienststelle.

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