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Der Mond während der Mondfinsternis auf dem Bildschirm des Teleskops in der Volkssternwarte Dieterskirchen.

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Mondfinsternis: Zu Besuch in der Sternwarte Dieterskirchen

Es war die längste totale Mondfinsternis des 21. Jahrhunderts: Das Wetter hat gepasst, deshalb kamen am Abend viele in die bayerische Sternwarten. In Dieterskirchen in der Oberpfalz schauten mehr als 100 Menschen durch die Teleskope.

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 am Samstagvormittag am .

Es ist wie Geburtstag und Weihnachten zusammen für Max Pretzl – der 16-Jährige ist das, was man hochbegabt nennen kann. Er will Astronaut werden, das steht fest. Und in den kommenden drei Stunden stellt er sein ganzes Wissen unter Beweis. An der SternwarteDieterskirchen hat er sein Teleskop aufgebaut - noch eine gute halbe Stunde, dann geht der Mond auf. Max ist ziemlich aufgeregt.

"Das ist die erste Mondfinsternis, die ich erleben darf, die letzten Male war es bewölkt. Ich freu mich einfach, das Wetter hält einigermaßen, nachmittags war noch leichtes Gewitterrisiko, da hab ich noch gehadert, ob es wirklich klar wird. Aber aktuell schaut es ganz gut aus."

Mondfinsternis im Zeitraffer

An sein Teleskop schraubt er eine Spiegelreflexkamera – alle 60 Sekunden will er ein Foto vom Blutmond machen. Und dann im Zeitraffer ein Video von der gesamten Mondfinsternis. Noch weiß er nicht, ob alles klappt. Hunderte Besucher sind zur Sternwarte in Dieterskirchen gekommen – unter ihnen auch Renate Gruber aus Fensterbach. Eine ältere sportliche Dame, die sich selbst als "mondsüchtig" beschreibt:

"Die Schmetterlinge da drin, ach, wenn der dann so kommt. Das kann ich gar nicht sagen oder beschreiben. Da läuft‘s mir immer eiskalt drüber, weil das so schön ist. Weil das so schön ist! Ich kann das nicht beschreiben, wie ich mich da freue, wenn der Mond da ist."

Viele Fragen

Sie will ihn einfach nur sehen den Mond, in natura, aber auch durch ein Teleskop. Und ihn einfach nur bewundern. Die Anspannung ist groß. Kurz nach neun – der Mond ist aufgegangen. Max Pretzl hat inzwischen sein Laptop hochgefahren und stellt sein Teleskop ein. Das dauert einige Minuten. Der Puls bei Max?

"Er steigt. Er steigt wirklich. In einer halben Stunde geht es los. Da taucht er dann hinten überm Horizont auf, das wird spannend."

Nebenbei muss er viele Fragen beantworten. Die Leute scharen sich um den Maxl oder den "Juniorprofessor", wie er auch genannt wird hier bei den "Sternenfreunden Dieterskirchen“. Man hat den Eindruck, er kennt das Sonnensystem besser als seine Westentasche. Mit gerade mal 16 Jahren.

Perfekte Sicht

Renate Gruber und ihr Mann Erich haben sich inzwischen einen Platz in der Menschenmenge gesucht. Der Blick geht nach oben, gleich ist es soweit: "Es kribbelt gewaltig, ich halte es schon nicht mehr aus. Bissl noch, die Wolken ein bisschen weg, dann würden wir ihn schon ganz schön sehen."

Beim 16-jährigen Max klickt die Kamera schon am Teleskop – alle 60 Sekunden. "Jetzt kommt der Mars vor, unterm Mond. Dieser rötliche, feuerrote, rötliche Punkt ist der Mars", sagt Max. Und dann endlich: es ist 22 Uhr 20 - das Wetter und die Sicht sind perfekt.

"Jetzt ist er völlig rot, jetzt beginnt die totale Phase. Hier am Computer ist er viel eindrucksvoller, wie jetzt hier, da ist er nur eine rote Scheibe, und hier sieht man es wirklich deutlich, dass es der Mond ist, dass er deutlich verfinstert ist, dass er deutlich rot ist. Das ist schon fantastisch."

"Ein supertolles Spektakel"

Immer wieder heftet er den Blick auf die Fotos auf dem Laptop: "Mensch ist das cool! Genau so hab ich mir das vorgestellt.“ Nicht das einzige Highlight: Nur ein paar Minuten später das nächste: "ISS! Raumstation! Jetzt wird sie am hellsten, am stärksten von der Sonne angestrahlt. Also dann winken wir mal rauf zum Alexander Gerst."

Ein paar Meter weiter steht Renate Gruber – die "Mondsüchtige", wie sie sich selbst beschreibt. Sie ist ruhig geworden, genießt einfach nur: "Es ist ein supertolles Spektakel. Schau mal an, wie der schön ist. Toll, oder?"

Noch nie war die Sternwarte in Dieterskirchen so voll – und alle sind begeistert. Auch Max Pretzl ist zufrieden mit seiner Ausbeute an Fotos. Vielleicht kommt eines übers Bett sagt er. Die nächsten Nächte verbringt der 16-Jährige wieder zu Hause in Gleiritsch – in seiner eigenen Sternwarte.