Menschen sitzen an einem Stammtisch.
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"Mogst a Bier – dann investier": Unter dem Motto hat ein Stammtisch eine Bürgergenossenschaft gestartet, die das örtliche Wirtshaus retten soll.

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"Mogst a Bier – dann investier": Stammtisch rettet Dorfwirtshaus

Im Marktredwitzer Ortsteil Wölsauerhammer wollen sich viele Einwohner nicht mit dem Aus ihres Dorfwirtshauses abfinden. Deswegen stemmen sie die Sanierung und den künftigen Betrieb selbst. Dazu haben sie nun eine Bürgergenossenschaft gegründet.

Seit Jahren herrscht im ländlichen Bayern ein zunehmendes Sterben der Dorfgaststätten. Die knapp 300 Einwohner des Marktredwitzer Ortsteils Wölsauerhammer wollten sich damit unter Federführung des örtlichen Stammtisches "Die Durchblicker" nicht abfinden: "Mogst a Bier – dann investier", "sei dabei – sonst ists vorbei" – mit Sprüchen wie diesen haben sie in den letzten Wochen und Monaten kräftig die Werbetrommel für ihr "Hammer-Projekt" gerührt: Eine Bürgergenossenschaft, mit der das endgültige Aus des Dorfwirtshauses abgewendet werden soll.

Wirtin im Ruhestand - Gebäude sanierungsbedürftig

Dieses Gasthaus "Im Winkel" war im Oktober 2022 geschlossen worden: Die langjährige Wirtin Gabriele Marth konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr weitermachen und entschied sich deshalb für den Ruhestand. Damit erlosch auch die bisherige Schanklizenz – mit der Folge, dass das Wirtshaus nicht mehr einfach weiterbetrieben werden kann.

Erloschene Schanklizenz problematisch

Zur Beantragung einer neuen Schanklizenz müssen die aktuellen gaststättenrechtlichen Anforderungen erfüllt sein und dazu sind einige Sanierungen an dem fast 200 Jahre alten Gebäude notwendig: Vor allem die Elektrik, die Küche und die sanitären Anlagen müssen auf Vordermann gebracht werden, außerdem braucht der große Saal im Obergeschoss einen zweiten Fluchtweg in Form einer Außentreppe. Insgesamt sind dazu etwa 250.000 Euro nötig.

Stadt Marktredwitz kauft das Gebäude

Zwei große Unterstützer hatte der Stammtisch bereits aufgetan: Zum einen die Stadt Marktredwitz – sie kauft das Gebäude und stellt es dann der Bürgergenossenschaft mit einer Erbpacht-Regelung zur Verfügung. Zum anderen kann ein Fördertopf des Amtes für ländliche Entwicklung angezapft werden, aus dem 45 Prozent der Sanierungskosten übernommen werden. Die restliche Summe und dann auch den laufenden Betrieb müssen allerdings die "Hammerner" selbst stemmen, dafür braucht ihre Genossenschaft insgesamt etwa 240 Mitglieder, die sich mit jeweils 500 Euro beteiligen.

Bürgergenossenschaft "Hammerner Dorfkneipe" gegründet

Der Grundstein dafür ist jetzt gelegt: Fast alle der knapp 60 Anwesenden bei der Gründungsveranstaltung der "Hammerner Dorfkneipe" am Donnerstagabend haben einen 500-Euro-Genossenschaftsanteil gezeichnet: 52 Mitglieder sind zusammengekommen. Die Hauptinitiatoren, Stammtischbrüder und nun auch Genossenschaftsvorstände Norbert Maiwald und Jürgen Bayer haben noch weitere Zusagen, nicht nur aus Wölsauerhammer selbst: Auch ehemalige Einwohner und Wirtshausfreunde aus Bayreuth, Berlin oder dem Schwarzwald wollen sich beteiligen.

Weitere Genossenschaftsmitglieder als Unterstützer gesucht

Um die benötigte Summe zusammenzukriegen, braucht es allerdings noch einige Unterstützung in Form von mehr Genossenschaftsmitgliedern. Die "Durchblicker" sind nach der Gründung aber zuversichtlich. Die Sanierung ist in Bauabschnitte unterteilt, deswegen muss die Genossenschaft nicht auf Anhieb die gesamte Summe aufbringen. Trotzdem drängt die Zeit: Das Wirtshaus soll auf jeden Fall noch in diesem Jahr wiedereröffnet werden.

Eine frohe Botschaft hatten Maiwald und Bayer dafür auch noch zu verkünden: Die bisherige Wirtin Gabriele Marth und ihre bisherige Belegschaft haben angeboten, das Wirtshaus vorerst wieder zu übernehmen, wenn Marths gesundheitliche Probleme ausgestanden sind – dann als Angestellte der Bürgergenossenschaft "Hammerner Dorfkneipe".

Männer und Frauen in der Dorfkneipe.
Bildrechte: BR/Richard Padberg

Fast alle der rund 60 Anwesenden bei der Gründungsveranstaltung der "Hammerner Dorfkneipe" haben einen 500-Euro-Genossenschaftsanteil gezeichnet.

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