Eigentlich hatte sich Karin Kritzler darauf gefreut, in den Lindenhöfen Elbersberg in Pottenstein ein Häuschen zu kaufen, in dem sie den Ruhestand genießen kann. Mehr als 40 Häuser wurden in dem Wohngebiet gebaut. Als Käufer wurden hauptsächlich Senioren angesprochen mit dem Angebot, hier einen ruhigen Lebensabend verbringen zu können. Für einige scheint dieser Traum vom idyllischen Alterswohnsitz aber gerade zu platzen.
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Aktenordner voller Ärgernisse
Rund ein halbes Dutzend Aktenordner hat Karin Kritzler über die Jahre gefüllt, in denen sie die Streitigkeiten mit dem Geschäftsführer der Wohnbau Lindenhöfe GmbH dokumentiert hat. Vor vier Jahren kaufte die heute 69-Jährige ein Haus in der Seniorensiedlung Lindenhöfe Elbersberg in Pottenstein von der Wohnbau-Gesellschaft. Sie kaufte – so steht es auch in ihrem Vertrag – einen Anteil an der Heizungsanlage, die auf dem Nachbargrundstück steht und die Siedlung mit Wärme versorgen soll. Doch obwohl sie ihren Anteil bezahlt hat, wie sie sagt, verlange der Bauträger nun von ihr Miete für den Heizungsraum und für die Heizung selbst.
"Ich habe mit dem Kaufpreis die anteiligen Kosten für die Heizungsanlage bereits bezahlt. Und das ärgert mich total, dass ich jetzt im Jahr 243 Euro dem Bauträger, der uns die Wärme liefert, als Finanzierungskosten noch bezahlen muss. Und das ist auch der Grund, warum ich ihn angezeigt habe, wegen Betrugs." Karin Kritzler, Hausbesitzerin
Schotterpiste statt barrierefreier Wege
Ein sorgenfreies Leben im Alter – vor allem in einer barrierefreien Umgebung. Das hatten sich auch Klaus-Dieter Grabe und seine Frau Hannelore gewünscht. Beide sind über 80 Jahre alt. Hannelore Grabe kann nach zwei Schlaganfällen nur noch am Arm ihres Mannes oder mit einem Rollator laufen. Doch barrierefrei ist die Straße vor ihrem Haus in der Seniorensiedlung auch sechs Jahre nach ihrem Einzug nicht. Andere Wege in der Anlage sind geteert oder gepflastert, vor ihrem Haus gibt es nur einen schlammigen Schotterweg mit vielen Schlaglöchern.
Das sei kein Zustand, so Hannelore Grabe. Es müsste dringend geändert werden. Nach dem Einkaufen trage man beispielsweise immer den Schlamm der Straße ins Haus. Als sie und ihr Mann das Haus gekauft haben, hatte es geheißen, dass die ganze Anlage barrierefrei sein würde.
"Ich kann nicht alleine hier entlang laufen, auch nicht mit einem Gehstock. Wenn die Nachbarn mich hier draußen sehen, kommen sie zum Glück immer gleich, um mich über die Straße zu begleiten." Hannelore Grabe, Anwohnerin
Keine Einigung in Sicht – meinen die Betroffenen
Die Grabes, Karin Kritzler und andere betroffene Bewohner der Siedlung treffen sich regelmäßig und tauschen sich aus. Ihre Geschichten ähneln sich: Immer wieder habe man den Geschäftsführer der Wohnbau auf verschiedene Missstände angesprochen. Auf die habe der aber meist nicht reagiert. Die Bewohner erzählen auch, dass der Geschäftsführer bereits mehrfach von erzürnten Bewohnern der Siedlung angezeigt worden sei.
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Juristisch schwer einzuordnen
Marcus Grampp ist Fachanwalt für Miet- und Wohnungseigentumsrecht sowie für Bau- und Architektenrecht in Fürth. Der Jurist ist der Ansicht, für die betroffenen Hausbesitzer dürfte es schwierig werden, den Geschäftsführer der Wohnbau GmbH rechtlich zu belangen: "Es ist ihm vorzuwerfen, dass er Erwartungen geweckt hat, die am Ende des Tage so nicht eingetreten sind. Das bedeutet letztlich aber nur, dass er hier durch eine geschickte Gestaltung der Teilungserklärung – das ist die Satzung der Eigentümergemeinschaft – gewisse Vorgaben gemacht hat, wie diese Wohnanlage ausgestaltet werden soll und die Realität hat sich einfach hier ein bisschen anders entwickelt. als es tatsächlich gedacht war."
Der Geschäftsführer schweigt
Der Geschäftsführer der Wohnbau Lindenhöfe GmbH wollte sich auf Anfrage von BR24 nicht zu den Vorwürfen äußern. Karin Kritzler hofft, dass es am Ende doch noch eine einvernehmlich Lösung mit ihm geben wird. Sie liebt ihr Haus, doch der Ärger mit dem Bauträger setzt ihr sehr zu, wie sie selbst sagt. Und deshalb hat sie sich in den vergangenen Jahren mehr als einmal gefragt, ob der Kauf des Hauses in den Lindenhöfen Elbersberg nicht doch ein Fehler war.
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