Auf dem früheren Leoni-Fabrikgelände kann die Stadt Roth mitten im Zentrum einen neuen Stadtteil bauen. Das Areal ist so groß wie die Rother Altstadt und soll ein nachhaltiges, urbanes Wohnviertel werden. Der Freistaat fördert zehn solcher Projekte.
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Auf dem riesigen früheren Fabrikgelände der Firma Leoni kann die Stadt Roth einen neuen, urbanen Stadtteil bauen.

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Modernster Öko-Stadtteil auf früherem Fabrikgelände in Roth

Auf dem früheren Leoni-Fabrikgelände kann die Stadt Roth mitten im Zentrum einen neuen Stadtteil bauen. Das Areal ist so groß wie die Rother Altstadt und soll ein nachhaltiges, urbanes Wohnviertel werden. Der Freistaat fördert zehn solcher Projekte.

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Die Bürgerinnen und Bürger in Roth sind elektrisiert. Könnte das Wohnen in Roth bald sogar richtig cool werden? Die mittelfränkische Kreisstadt mit rund 25.000 Einwohnern und vielen Fachwerkhäusern kann ein riesiges Fabrikgelände mitten im Stadtzentrum neu gestalten. Und orientiert sich dabei an Ideen, die es sonst nur in der Großstadt gibt. Der Freistaat Bayern fördert mit seinem Programm "Landstadt Bayern" in zehn Gemeinden innovative, zukunftsweisende Wohnviertel auf bisherigen Brachflächen. Sie sollen die Vorteile des Stadtlebens mit der Lebensqualität auf dem Land verbinden. Und verhindern, dass immer mehr grüne Wiesen mit Einfamilienhaus-Siedlungen zugebaut werden.

Fabrikgelände so groß wie die Rother Altstadt

Die Fläche der früheren Leoni-Werke ist etwa so groß wie die Rother Altstadt. Das Gelände liegt zwischen dem Bahnhof und dem Marktplatz und könnte Platz für 400 bis 500 Wohneinheiten bieten. "So eine Chance bekommen Kommunen nicht häufig", sagt Bürgermeister Andreas Buckreus (SPD), "ein so großes Gelände nahe der Innenstadt entwickeln zu können, das sich im Besitz der Stadt befindet." 100 Jahre lang prägte die Drahtfabrik die Stadt Roth. 1.000 Mitarbeitende arbeiteten auf dem Leoni-Gelände. Das Unternehmen bezog im Jahr 2019 eine neue Fabrik am Stadtrand. Bis zum Jahresende 2023 wird Leoni den Standort vollständig geräumt haben. Und macht damit Platz für das sogenannte "Rother Neuland".

"Rother Neuland": Günstige Wohnungen nachhaltig gebaut

Anstelle von Fabrikhallen und schmucklosen Verwaltungsgebäuden könnten bald moderne, mehrstöckige Gebäude entstehen. Das neue Stadtviertel soll zukunftsweisend und nachhaltig gebaut werden, darauf hat sich der Stadtrat bereits festgelegt. Bürgerinnen und Bürger wünschen sich günstige Wohnungen, energiesparend und ökologisch. Rund 100.000 Quadratmeter bisher versiegelte Fläche stehen zur Verfügung. Davon sollen etwa 40 Prozent entsiegelt werden, so Stadtbaumeister Wolfgang Baier. "Wohnraumangebote für alle Lebensphasen mit Zugang zur Natur, einer guten digitalen Ausstattung und alternative Nutzungskonzepte", wünscht sich die Staatsregierung.

Leonie Firmengelände in Roth.
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Leoni

Attraktiver Standort zwischen Marktplatz und Fluss

Dafür bietet das Rother Fabrikgelände gute Voraussetzungen. Das neue Stadtviertel liegt direkt am Fluss Rednitz. Zu Fuß kann man sowohl den Marktplatz als auch den Bahnhof erreichen. Die S-Bahn braucht eine halbe Stunde in die Stadt Nürnberg. "Ich interessiere mich für eine WG im Alter", sagt Günter Hutzler, "ich glaube, das kann hier was ganz Tolles werden." An einer ersten Ideensammlung haben sich 300 interessierte Bürgerinnen und Bürger beteiligt. Das neue Stadtviertel soll autofrei sein, Gemüsegärten haben und Wohnraum für mehrere Generationen bieten, haben sie auf Stellwände geschrieben. "Ich find´s immer so blöd, dass in vielen Vierteln nur ältere Leute wohnen, die sich vor 50 Jahren mal ein Haus kaufen konnten. Wir Jüngeren und Älteren profitieren doch eigentlich voneinander", sagt eine junge Frau.

Flexible Büros in Wohnortnähe

Die Staatsregierung sieht vor allem auch durch die Digitalisierung neue Möglichkeiten. "Die Menschen in Bayern können freier entscheiden, wie und wo sie künftig wohnen und arbeiten wollen", heißt es bei der Initiative für innovative Stadtentwicklung. Auf dem Gelände der früheren Kabelfabrik könnten Co-Working-Spaces entstehen, Büroflächen, die tageweise oder stundenweise mit dem eigenen Laptop genutzt werden können. Wie im Homeoffice, aber doch gemeinsam mit anderen. Der Weg dorthin könnte dann zu Fuß zurückgelegt werden.

Zehn Modellprojekte für urbanes Wohnen auf dem Land

Die Stadt Roth ist eines von zehn Modellprojekten, das von der Staatsregierung gefördert wird. Im Rahmen des Projektes "Landstadt Bayern" wird die große Brachfläche der alte Spinnerei in Mainleus im Landkreis Kulmbach neu gestaltet. In Weiden in der Oberpfalz soll der Bereich rund um den Bahnhof zu einem neuen "Weidener Bahnhofsquartier" umgebaut werden. In Erding soll die frühere Ziegelei zu einem Wohngebiet ausgebaut werden. In Spiegelau im Landkreis Freyung-Grafenau wird das Sägewerksgelände bebaut. Und in Münnerstadt in Unterfranken entsteht in der Nähe der Altstadt unter dem Titel "Treibhaus" ein Wohnviertel auf dem Gelände einer ehemaligen Gärtnerei.

Architektenwettbewerb startet

Überall kommen jetzt Architekten zum Zug, die in einem Wettbewerb erste Entwürfe einreichen können. Schon in wenigen Monaten sollen die ersten Ergebnisse vorliegen. In Roth können 2024 die alten Gebäude abgerissen werden, nichts steht unter Denkmalschutz. Bis auf dem alten Fabrikgelände das neue Wohnviertel steht, werden noch einige Jahre vergehen. "Wir können nicht alles auf einmal bauen", sagt Bürgermeister Andreas Buckreus.

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