"Schöner bauen mit Solar" - dafür wirbt der Solarenergieförderverein Bayern. Seit 20 Jahren schreibt er regelmäßig einen Architekturpreis für gebäudeintegrierte Solartechnik aus. Bayerische Preisträger seien aber auffallend selten, sagt der Büroleiter des Vereins, Fabian Flade: "So viele Anlagen gibt es gar nicht hier, die wirklich so vorzeigbar sind. Während ansonsten in der Welt tolle Projekte vorhanden sind. Ein großes Vorbild zum Beispiel ist die Schweiz."
Der Preis wird deshalb inzwischen weltweit ausgeschrieben – mit dem Gedanken, dadurch auch hierzulande die Bauherren und Architekten zu mehr gestalterischer Qualität anzuregen.
In Deutschland liegt der Fokus auf dem Preis
Farbige Solarzellen, Photovoltaikdächer ohne sichtbare Ständer, Solarzellen-Balkone – so etwas gibt es auch in Bayern, aber eben beispielsweise in der Schweiz viel häufiger. Dort legten Bauherren mehr Wert auf Gestaltung und Energieeffizienz, während sie hier mehr auf den Preis schauten, heißt es in der Branche.
"Unglaublich, was in der Schweiz passiert"
Professor Peter Droege ist Präsident der Europäischen Vereinigung für Erneuerbare Energien Eurosolar und Direktor des Liechtenstein Institutes for Strategic Development. Er hat einen internationalen Überblick und ist beeindruckt, wie viel Solararchitektur in der Schweiz umgesetzt wird: "Das ist unglaublich, was da geschieht. Nicht nur im Wohnbau, sondern auch im Bürobau oder Industriebau." In der Schweiz gebe es "wahnsinnig viele" Versuche, mit Hilfe der Solartechnik auf ästhetische Weise die Gebäudehülle neu zu definieren.
Der Grund dafür? Im Nachbarland gebe es wahrscheinlich mehr Geld, aber auch ein anderes ästhetisches Bewusstsein, sagt Droege, und auch bei großen Projekten mehr Bauherren, die sich persönlich für die Gestaltung und die Effizienz interessieren.
Hindernis Bürokratie
Solar-Sonderbauteile für Fassaden müssten in Deutschland einen aufwendigen Zulassungsprozess durchmachen, heißt es von der Bayerischen Architektenkammer, das schrecke viele ab. Bei Einfamilienhäusern seien nur in seltenen Fällen überhaupt Architekten beteiligt. Und die Kommunikation zwischen Solaranlagenbauern, Dachdeckern und Elektrikern sei oftmals schwierig. Lösungen aus einer Hand seien nicht der Standard.
Solararchitektur noch nicht im Massenmarkt
Der Solararchitektur wird seit vielen Jahren der Sprung in den Massenmarkt vorhergesagt, bisher lässt er jedoch auf sich warten. Die Zahl einheimischer Hersteller von solaren Bauelementen sinkt tendenziell.
Der Solarförderverein Bayern könnte sich ein 1.000–Fassaden-Programm vorstellen, um schöne Solartechnik populärer zu machen. Oder einen Aufschlag bei der Einspeisevergütung für Strom aus gebäudeintegrierter Photovoltaik.
Auch Standardelemente könnten schöner verbaut werden
Aber es muss nicht immer die große Lösung sein. Auch wo Standard-Solarelemente verbaut werden und ein Architekt zu teuer ist, wäre in Bayern durchaus noch Luft nach oben, findet Büroleiter Fabian Flade. Neubauten können so geplant werden, dass Standardmodule nahtlos mit den Dachrändern und den Fenstern abschließen. Und auf bestehenden Dächern könne man die Module klar gegliedert in Flächen anordnen: "Sodass eben nicht das letzte Modul irgendwie kreuz und quer auf dem Dach noch irgendwie angebracht ist. Oder man wild um Kamine herum baut."
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