Auch Personen ohne Lehramtsabschluss, also mit einem Diplom oder Master in einem schulisch relevanten Fach, können sich seit Beginn des Schuljahres zur Lehrkraft für die Mittelschule umschulen lassen. Dazu müssen sie einen zweijährigen Vorbereitungsdienst durchlaufen. Bislang gibt es dafür jedoch nur verhältnismäßig wenige Anwärter.
"Sonderqualifikation ist besser als nichts"
Simone Fleischmann, die Präsidentin des bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes, hält diese Art der Sonderqualifizierung in der aktuellen Situation für eine gute Option: "Diese Qualifikation ist besser als nichts, und ein Mensch vor der Klasse ist besser als keiner", sagte sie im BR-Interview.
Sie räumte aber ein, dass man zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen könne, ob solche Quereinsteiger langfristig die Bildungsqualität beeinflussen und ob bei den Schülerinnen und Schülern auf dieser Weise Defizite entstehen würden. Derzeit sei das größte Problem der Lehrermangel, dem man auf allen Ebenen begegnen müsse.
50 Anwärter für neuen Quereinstieg
Für den sogenannten fachfremden Quereinstieg haben sich in diesem Schuljahr rund 50 Personen gemeldet - bei insgesamt 20.000 Mittelschul-Lehrkräften in Bayern. Und auch für das kommende Schuljahr sind es nicht mehr.
Weitere rund 70 Quereinsteiger kommen in diesem Schuljahr über die sogenannte Zweitqualifikation, die seit 2016 möglich ist: Dabei belegen Lehrkräfte, die eigentlich für eine andere Schulart, zum Beispiel fürs Gymnasium, ausgebildet wurden, eine Zusatzausbildung und können dann an die Mittelschule wechseln.
BLLV fordert gleiche Besoldung für alle Lehrkräfte
Der BLLV beklagt allerdings, dass man die Quereinsteiger von anderen Schularten meist nicht lange an der Mittelschule halten könne. Wegen der niedrigeren Besoldung an Mittelschulen würden diese, sobald es möglich sei, wieder zurück ans Gymnasium wechseln.
Der BLLV fordert deshalb seit Jahren eine gleichwertige Besoldung aller Lehrkräfte, egal ob sie an Grund-, Mittel- oder Realschule unterrichten. Nur so könne das Lehramt auch an Mittelschulen wieder attraktiver werden, glaubt Simone Fleischman. Zudem fordert sie einen grundlegend neuen Aufbau des Lehramtsstudiums, bei dem sich Studierende nicht gleich zu Beginn für eine Schulart entscheiden müssen.
Prognosen: Lehrermangel an Mittelschulen bleibt
Allerdings sind solche Änderungen bislang nicht in Sicht. Und das Kultusministeriums selbst zeigt in seiner aktuellen Lehrerbedarfsprognose auf, dass in den kommenden zehn Jahren etwa ein Drittel bis die Hälfte aller Stellen an Mittelschulen unbesetzt bleiben, falls Quereinsteiger und ähnliche Maßnahmen nicht den erwünschten Kurswechsel bringen.
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