Die Oberpfälzer Stadt Furth im Wald ist berühmt für ihren Drachenstich mit einem riesigen High-Tech-Drachen in der Hauptrolle.
Er hat aber auch einen kleinen Bruder, den Kinderdrachen "Hugo" - und der wird jetzt neu gebaut.
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Kinderdrache "Hugo" ist altersschwach
Der kleine Drache "Hugo", der seit über 25 Jahren die Hauptrolle beim alljährlichen Further Kinderdrachenstich spielt, kann nicht mehr. Sein Innenleben, eine dieselbetriebene Straßenbaumaschine, funktioniert nicht mehr richtig, vergangenes Jahr musste der Drache beim Festzug sogar geschoben werden. Deshalb geht "Hugo" nun in Ruhestand, ein paar Jahre nach dem großen Festspieldrachen, der schon 2010 durch einen ausgeklügelten High-Tech-Roboter-Drachen ersetzt worden ist.
Neuer Kinderdrache wird von Vätern ehrenamtlich gebaut
In einer Werkstatt am Stadtrand steht schon das Grundgerüst: ein nagelneues Golf-Cart. Gekauft wurde das Cart vom Verein "Historisches Kinderfest Furth im Wald e.V.". Eine Gruppe Väter aus dem Verein baut daraus jetzt einen neuen Kinderdrachen. Dabei sind auch viele Ideen für die technische Umsetzung nötig, denn der Drache soll auch Körperteile bewegen können.
Mit sechseinhalb bis sieben Metern Länge und zwei Metern Höhe soll der neue Kinderdrache etwas hermachen. Mit dafür verantwortlich ist auch Wolfgang Deuringer, Maschinenschlossermeister und Drachenbauer. ihm zufolge sind die größten Herausforderungen der Kopf und der Hals. Als Hals dient momentan ein Aufbau aus Fernsehhalterungen. "Der ist so gelenkig wie richtige Halswirbel. Uns ist bloß noch nicht ganz klar, wie wir die bewegen. Wir haben jetzt mal Stellmotoren bestellt", so Deuringer.
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Nebelmaschine und Blutpumpe im Drachen
Für einen langen Drachenschwanz wurde ein Anhänger als Grundgerüst konstruiert. Auch eine Nebelmaschine wird eingebaut, damit später Rauch aus den Drachennüstern aufsteigen kann. Eine Blutpumpe wird im Inneren versteckt, damit der Drache stilecht sterben kann, wenn ihn der tapfere Kinderritter mit dem Schwert ersticht.
Um die 40 Liter "Blut" sollen am Ende in den Kinderdrachen passen. Laut Hans-Peter Fischer, Diplomingenieur für Fahrzeugtechnik und Drachenbauer, soll bis in die letzte Reihe der Drachenstich-Arena gesehen werden, wie der Drache stirbt. "Es ist aber kein echtes Blut, sondern nur Farbe. Vielleicht nehmen wir auch Himbeersaft."
60.000 Euro für einen neuen Drachen
Gebaut wird der Drache komplett ehrenamtlich, in Hunderten von Stunden bis zum Sommer. Die Materialkosten sind trotzdem hoch, denn es wird viel Technik benötigt. Zum Beispiel kleine Kameras, damit der Fahrer, der versteckt im Inneren des Drachen sitzen wird, ihn lenken kann, ohne dass er direkt etwas sieht. Auch die Außenhaut, die man aus Latexteilen anfertigen will, wird nicht billig. Vom Freistaat Bayern bekam der Verein schon einen Zuschuss von 19.000 Euro aus Heimatpflegemitteln. Schließlich zählt der Further Drachenstich seit 2018 zum Immateriellen Unesco-Kulturerbe. Die restlichen Mittel will der Verein über Sponsoren und Spenden zusammen bekommen.
Namensfavorit: "Liesl"
Noch hat der neue Drache keinen Namen. Die Further Kinder würden ihn am liebsten "Liesl" nennen. Das passt zum Kosenamen des großen Festspieldrachen, der von den Furthern liebevoll "Fanny" genannt wird.
Die rund 90 Kinder zwischen vier und zwölf Jahren, die beim Kinderdrachenstich mitspielen, freuen sich schon auf den neuen Drachen. Er soll heuer am dritten August-Wochenende erstmals zum Einsatz kommen. Dann gehört die Arena am Stadtplatz ganz dem Kinderdrachenstich.
Aufgeführt von Kindern für Kinder
Der Kinderdrachenstich ist eine kleine Version des Festspiels – aufgeführt von Kindern für Kinder. Es gibt wie im großen Spiel eine edle Ritterin und einen Kinderritter. Heuer ist das der elfjährige Lukas, der dafür wochenlang Reitunterricht nehmen muss. Denn auch der kleine Drache wird wie im großen Festspiel reitend vom Pferd aus erstochen. Es gibt aber auch ein paar besondere Rollen für die Kinderversion, zum Beispiel den Kasperl und den Oberdrachen, ein weiterer Drache in Menschengestalt.
Besonders schön für die Zuschauerkinder: Sie können nach den Aufführungen beim "Historischen Kinderfest" in den Straßen der Altstadt selber Ritter und Burgfräulein werden, sich schminken lassen und bei mittelalterlichen Spielen mitmachen - vom Ringelstechen bis zum Holzschwertkampf.
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