Mitarbeiter der Deutschen Bahn sitzen in der neuen Leitstelle der Münchner S-Bahn im Neubau am Ostbahnhof.
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Ein Disponent der Bahn sitzt in der neuen S-Bahn-Leitstelle am Münchner Ostbahnhof.

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Mit KI: So will die S-Bahn München weiter wachsen

Die S-Bahn München erhält in den nächsten Jahren ein großes Qualitäts- und Investitionsprogramm. Es soll den Ausbau des aktuell überlasteten Netzes durch eine Art Rundumerneuerung ermöglichen. Eine wichtige Rolle spielt dabei Künstliche Intelligenz.

Mit längeren Zügen, einer Digitalisierung der Signaltechnik und weiteren Maßnahmen will die Bahn in den kommenden Jahren die Münchner S-Bahn modernisieren.

Bei der Präsentation in der neuen Leitstelle am Münchner Ostbahnhof sprachen die Bahnverantwortlichen vom größten Investitionsprogramm seit den Olympischen Spielen 1972. Es soll dem überlasteten S-Bahn-System eine "neue Robustheit verleihen". Für das Vorhaben "Starke S-Bahn München – Programm 14plus" stellen Bahn und Freistaat in den nächsten zehn Jahren eine Milliarde Euro zur Verfügung. Außerdem wird eine Qualitätsoffensive mit präventiver Instandhaltung und zusätzlichen Zügen gestartet. Dazu gehören unter anderem umgebaute S-Bahnen aus Hannover und ab Ende des Jahrzehnts zusätzlich ganz neuen Züge. Dafür sind 500 Millionen Euro vorgesehen.

Digitalisierung gegen Störungen im überlasteten System

Mit derzeit 850.000 bis knapp einer Million Fahrgästen pro Werktag ist die Münchner S-Bahn heute oft überlastet. Zwei Drittel der Nahverkehrsfahrgäste in Bayern sind im Bereich der Münchner S-Bahn in Oberbayern unterwegs. Ein wichtiger Punkt, um das System leistungsfähiger zu machen, ist die angestrebte komplette Digitalisierung der Münchner Stammstrecke mit dem ETCS-Zugleitsystem, das auch im ICE Hochgeschwindigkeitsverkehr eingesetzt wird.

Das System solle durch die Maßnahmen für weiteres Wachstum ertüchtigt werden, so Bayerns Bahnchef Klaus Dieter Josel: "Die S-Bahn wird so leistungsfähig, dass sie erneut Generationen umweltfreundlich mobil halten wird. Wir haben für dieses Ziel einen klaren Fahrplan und investieren auf Rekordniveau."

Zweite Stammstrecke erst Ende des kommenden Jahrzehnts

Die Fertigstellung der 2. Stammstrecke zieht sich weit ins nächste Jahrzehnt und wird bestenfalls 2037 fertig werden - nach zahlreichen Umplanungen. Um die politische Verantwortung dafür zu klären, hat der bayerische Landtag einen Untersuchungsausschuss eingesetzt. Dieses Thema spielte bei der Präsentation des Programms aber keine Rolle.

Stattdessen wurde etwa über die Vorteile der Künstlichen Intelligenz (KI) gesprochen. Ein Einsatz der KI ist bei der Zugdisposition vorgesehen. So soll die Fahrgastinformation verbessert werden, damit vor allem im Störungsfall bessere Informationen bei Kunden ankommen. Auch der Fahrplan von Ersatzbussen soll in Echtzeit abrufbar werden.

Die KI kann etwa helfen, Informationen in Echtzeit auf den Bildschirmen an den Bahnsteigen einzublenden. Für die Ansagen und Anzeigen werde in den in den nächsten zwei Jahren ein völlig neues und leistungsfähigeres System aufgebaut, heißt es von der Deutschen Bahn (DB). Und weiter: "In der Zwischenzeit sorgt eine neue Software mit Text-to-Speech-Technologie noch 2023 für verbesserte Bahnsteigansagen."

Eine automatische Stimme kann dann die Botschaften schnell über die Lautsprecher an den Stationen verbreiten. S-Bahn-Chef Heiko Büttner brachte noch weitere Beispiele. So soll etwa ein Lokführer rund um die Uhr Schadenmeldungen abgeben und ins interne Netz einspeisen können, damit Reparaturen schneller gehen.

Häufig Personen im Gleis

Außerdem will die Bahn die Störanfälligkeiten an Weichen, Bahnübergängen oder Stellwerken reduzieren. Ganze Anlage werden erneuert, Technik wird umgerüstet oder Diagnosesysteme werden ergänzt. Allein für die Fahrzeuginstandhaltung wird die Bahn zwei S-Bahn-Wartungswerke im Münchner Osten in Steinhausen und im Westen in Pasing in den nächsten Jahren bauen.

In letzter Zeit gab es öfter Personen im Gleis, deshalb will die Bahn auch weitere Bereiche der S-Bahn einzäunen. Das sei allerdings auch wegen der Eigentumsverhältnisse bei Bahnanlagen gar nicht so einfach, räumten die Bahnvertreter ein.

Elektronisches Stellwerk am Ostbahnhof kommt im Herbst

Noch in diesem Jahr, momentan ist von Herbst die Rede, wird das Elektronische Stellwerk am Münchner Ostbahnhof in Betrieb genommen. Es soll 70 Signale und 50 Weichen verlässlich steuern, damit Weichenstörungen möglichst nicht mehr vorkommen. Außerdem kann die S-Bahn am Bahnhof Laim einen zusätzlichen Bahnsteig in Betrieb nehmen. So können mehr Züge umgleitet werden, wenn die Stammstrecke gesperrt ist.

Laufend neue Baustellen und Einschränkungen

Fahrgäste müssen sich auch in den nächsten Jahren verstärkt auf Baustellen einstellen. Die Bahn verspricht, dass sie die Auswirkungen so klein wie möglich halten wollen. Es stünden herausfordernde Zeiten bevor, betonen die Bahnverantwortlichen. Die Veränderungen seien allerdings unumgänglich.

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