In der "Oberlandpraxis“ im unterfränkischen Stadtlauringen arbeiten neben den beiden Eigentümern Dr. Julia und Dr. Nikolaus Treiber sieben Ärzte. Zum Teil sind sie bereits Fachärzte für Allgemeinmedizin, zum Teil wollen sie es noch werden. Studenten aus Jena, Erlangen und Würzburg geben die Treibers die Möglichkeit, erste medizinische Erfahrungen zu sammeln. Erfahrenen älteren Ärzten, die ihre eigene Praxis aufgegeben haben, bieten sie die Option in Teilzeit weiterzuarbeiten. Ein Modell von dem offenbar alle profitieren.
Hausarzt 2.0 – Die Dreigenerationenpraxis
Allgemeinmediziner für die Arbeit auf dem Land zu gewinnen war bislang nicht einfach. Die bayerische Staatsregierung hat sogar ein finanzielles Förderprogramm geschaffen, um jungen Ärzten die Arbeit als Landärzte schmackhaft zu machen.
Mit der Entscheidung, für die Behandlung von Patienten sieben weitere Ärzte zu verpflichten, schafften Julia und Nikolaus Treiber für sich Entlastung und ein besseres Zeitmanagement. Die Ärzte arbeiten in Voll- oder Teilzeit. In der Regel ist nach den Praxiszeiten auch "Dienstschluss“.
Fachlicher Austausch möglich
Zu einer der wichtigen Praxis-Philosophien gehört, dass alle Ärzte - egal ob alt oder jung, erfahren oder weniger erfahren - Fragen stellen dürfen und Kollegen hinzuziehen sollen, wenn sie eine zweite Meinung wünschen. Das kratze ihre Kompetenz in keiner Weise an: "Es ist sehr hilfreich, wenn man einen Kollegen schnell und unkompliziert fragen kann und auch mal eingestehen kann, dass man einmal etwas nicht weiß oder einschätzen kann oder sich einfach mal die eigene Einschätzung bestätigen lassen kann“, so Allgemeinärztin Dr. Dorothea Hermle-Hartmann. Die Ärzte besprechen auch vielfach einzelne Fälle in großer Runde, um die Kompetenz aller zu nutzen.
Teilzeit für ältere Ärzte
Dr. Jutta Drechsel, Allgemeinärztin mit einst eigener Praxis, sieht das Vorgehen der Treibers als "Modell der Zukunft“. Ältere Mitarbeiter hätten so die Möglichkeit ihre Arbeitskraft nach eigenen Bedürfnissen zu steuern und - wenn gewünscht - zurückzufahren. Auch ein bisschen mehr Freizeit sei möglich und man könne trotzdem im Beruf bleiben. In ihrer eigenen Praxis habe es vorher nur das "Alles oder Nichts-Prinzip“ gegeben: 12 Stunden Arbeit am Tag und "Dienste ohne Ende“. Jetzt habe sie die Möglichkeit, sich zurückzunehmen und zu entscheiden, an wie vielen Tagen in der Woche sie noch arbeiten wolle.
"Darüber spricht Bayern": Der BR24-Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!