Die Pädagogische Stifung Cassianeum, Betreiber des Heims, will die Sache jetzt gründlich aufarbeiten. Der Bistumshistoriker und seine Mitarbeiter wurden beauftragt, die Archive auf den Kopf stellen, um größtmögliche Transparenz zu schaffen.
Stiftung will auf ehemalige Heimkinder zugehen
Auf die Interviewgeber wolle man zugehen, so Stiftungsvorstand Peter Kosak, der seine tiefe Betroffenheit und auch Scham über das Geschehene ausdrückte. Auch mehrere ehemalige Donauwörther Heimkinder haben sich beim BR gemeldet und die Berichte der beiden Schwestern bestätigt. Sie seien sehr froh, dass das Ganze jetzt endlich ans Licht komme, hätten sich selbst nicht getraut, sich zu melden, so die ehemaligen Heimkinder übereinstimmend. Max Auer habe die Kinder regelmäßig nach der Beichte geschlagen, einzelne Erzieherinnen hätten brutale Erziehungsmethoden angewandt – berichteten auch sie.
Donauwörths Bürgermeister zeigt sich erschüttert
Der Donauwörther Oberbürgermeister Armin Neudert sagte, Schilderungen von Betroffenen hätten ihn nicht erreicht. Die jüngere Schwester hatte mehrere Mails an die Stadt geschrieben, die dem BR vorliegen. Es erschüttere ihn jedoch, "dass wir in unserer Gesellschaft immer wieder Zeuge eines solchen Versagens werden müssen, oft nach einer jahre- oder jahrzehntelangen Leidenszeit der Betroffenen".
Die Anerkennung des Leides in den jetzt bekannt gewordenen Fällen durch eine Entschädigung des Bistums Augsburg gemäß der Richtlinien der Deutschen Bischofskonferenz sei ein wichtiger Schritt, so Neudert weiter. Aufklärung und Aufarbeitung müsse dort geschehen, wo die Verantwortung gelegen habe und liege.
Misshandlungen und Gewalt auch in anderen Heimen
In Folge der Berichterstattung meldeten sich auch ehemalige Heimkinder aus anderen Einrichtungen. Sie schilderten ebenfalls furchtbare Erlebnisse aus ihrer Zeit im Heim.