Dem Ex-Politiker wird vorgeworfen, dass er mehrere Frauen sexuell missbraucht haben soll, unter anderem als die Opfer widerstandsunfähig waren, etwa weil sie schliefen oder unter dem Einfluss von Medikamenten standen.
Mutmaßliche Opfer sollen aussagen
Der vorsitzende Richter Lenart Hoesch wird heute noch mehrere, mutmaßliche Opfer in den Zeugenstand rufen, darunter auch jene Augsburger Prostituierte, wegen der der Fall Förster an die Öffentlichkeit geraten ist. Die Asiatin war laut Anklage wütend geworden, als sie bemerkt hatte, dass Förster den vereinbarten Sex heimlich filmen wollte. Sie nahm die Speicherkarte aus der Kamera an sich und ging zur Polizei, ohne zu ahnen, dass es sich bei Förster um einen bayernweit bekannten Politiker handelt. Identifiziert wurde der 52-Jährige erst von einer mit ihm bekannten Polizistin.
Försters Geständnis
Beim Prozessauftakt vor der Jugendkammer des Augsburger Landgerichts am Montag las der Anwalt des 52-Jährigen eine Erklärung vor, in der die meisten angeklagten Fälle eingeräumt wurden. Der Augsburger Ex-SPD-Landtagsabgebordnete, der mittlerweile alle politischen Ämter und Posten abgegeben hat, legte ein Geständnis ab und sagte, dass er sich für seine Taten schäme.
"Sex mit Kindern empfinde ich als widerlich"
Förster soll unter anderem schlafende, also widerstandsunfähige, Personen missbraucht haben sowie kinder- und jugendpornografischen Inhalt auf seinen Computern gespeichert haben. Förster erklärte jedoch, seine Zielgruppe seien erwachsene Frauen gewesen, keinesfalls Kinder.
"Sex mit Kindern empfinde ich als widerlich". Linus Förster vor Gericht
Darauf reagiert Richter Lenart Hoesch fast schon ungehalten – wie passe das mit dem akribischen Ordnen der Sex-Dateien auf seinen Computern zusammen? Förster begründete dies so: "Ich kann mir das nicht mehr erklären, vielleicht ist das eine extreme Verdrängung bei mir."
Zeugin belastete Angeklagten schwer
Ein mutmaßliches Opfer hat bereits vor Gericht ausgesagt. Die 31-jährige Frau wollte dies eigentlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit tun. Das Gericht wies ihren Antrag aber ab. Sehr langsam und mit leiser, stockender Stimme erzählt die Studentin vor der Jugendkammer, wie die Beziehung zu Förster gewesen sei. Die junge Zeugin hatte den damaligen SPD-Politiker in einer Therapieklinik am Chiemsee kennen gelernt hat. Die Beziehung sei schon in der Klinik sexuell gewesen. Förster habe ihr aber auch bei ihren Problemen geholfen. Während der Befragung muss der 52-Jährige in der hinteren Reihe im Besuchersaal sitzen.
Förster soll Frau heimlich gefilmt haben
Die Frau sagte aus, dass sie abends immer starke Schlafmittel genommen habe. Zweimal aber sei sie aufgewacht, als Förster sie missbraucht habe. Nach dem ersten Mal habe es einen großen Streit gegeben – "weil er doch genau weiß, wie wehrlos ich unter den Medikamenten bin“. Der 52-Jährige habe versprochen, es nie wieder zu tun, sich aber nicht daran gehalten. Dass er sie gefilmt hat, habe sie nie mitbekommen, so die Zeugin. Das habe sie erst 2016 durch die Ermittlungen erfahren. Förster habe sie auch nie gefragt, ob er sie beim Sex filmen könne - weil er gewusst hätte, sie würde dies nicht gestatten.
Schmerzensgeldzahlung abgelehnt
Wie das Gericht mitteilte, ist Förster bereit, Schmerzensgeld an die betroffenen Frauen zu zahlen. Mit dieser Geste versucht er, einen Teil des Schadens wieder gut zu machen. Die junge Zeugin hat eine Schmerzensgeldzahlung abgelehnt: "Mir hat es nicht gefallen, als Sexobjekt eingesetzt zu werden, ich empfinde auch nicht, dass Herr Förster reuig und geständig ist."