Oberbürgermeister Christian Scharpf (SPD) im Gespräch mit den Mietern des Ingolstädter Einkaufszentrums Westpark.
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Oberbürgermeister Christian Scharpf (SPD, Zweiter von links) im Gespräch mit den Mietern des Ingolstädter Einkaufszentrums Westpark.

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Millionenschwere Heizkosten: Ingolstadts OB will vermitteln

Millionenschwere Heizkosten: Ingolstadts OB will vermitteln

Ingolstadts Oberbürgermeister unterstützt die Westpark-Mieter im Kampf gegen millionenschwere Heizkosten-Nachforderungen. Die hatte das Ingolstädter Einkaufszentrum Westpark erhoben, hinter dem Edeka Südbayern steht. Nun will der OB vermitteln.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 1 am Nachmittag am .

Sorgen um die Existenz machen sich aktuell viele der Einzelhändler im Westpark. Sie sollen teils siebenstellige Summen für Heizkosten nachzahlen. Die sind laut Edeka im Laufe der vergangenen zwei Jahrzehnte in ihren gewerblichen Immobilien im Westpark angefallen.

Bislang keine Gespräche: Oberbürgermeister will vermitteln

Oberbürgermeister Christian Scharpf (SPD) bietet sich nun als Vermittler zwischen den Mietern und Edeka an. Wiederholt hatte sich der Kommunalpolitiker mit Vertretern der Händler getroffen und sich ihre Sorgen schildern lassen. Nun will Scharpf das Gespräch mit der Eigentümerin des Westparks, der Edeka-Südbayern, suchen und für verträgliche Lösungen für die Mieter werben.

Obwohl die Forderungen bereits Anfang des Monats gestellt wurden, ist es den Mietern bislang noch nicht gelungen, mit Edeka ins Gespräch zu kommen. Die Geschäftsführung des Westparks war für den BR für ein aktuelle Stellungnahme nicht erreichbar.

Vermieter: Heizkosten waren zu niedrig berechnet

Die höchste der Nachzahlungsforderungen beläuft sich auf über 1,5 Millionen Euro. Diese Summe will Edeka von Wolfgang Beitler, der im Westpark seit 2001 ein rund 4.000 Quadratmeter großes Fitnessstudio betreibt. Zuverlässig bezahle er 50.000 Euro Miete monatlich und natürlich auch die in Rechnung gestellten Nebenkosten, so Beitler. Nun kämen die Nachforderungen für die angeblich bislang zu niedrig berechneten Heizkosten für die vergangenen zwei Jahrzehnte zusätzlich oben drauf. Beitler hält diese Forderungen für "unmöglich".

Höchste Nachzahlung: 1,547 Millionen Euro

Vor wenigen Wochen erhielt Beitler ein Schreiben, in dem er aufgefordert wurde, sogar schon bis Ende September 1,547 Millionen Euro für Heizkosten der Vergangenheit nachzuzahlen. Je nach Größe der gemieteten Fläche und Dauer des Mietverhältnisses erhielten andere Westpark-Mieter ähnliche Zahlungsaufforderungen. So soll zum Beispiel Friseurmeister Peter Treubel, seit 1999 mit seinem Geschäft im Westpark, 60.000 Euro nachzahlen. Seine Schwester Gabi Pehr wurde aufgefordert, 40.000 Euro für ihre beiden kleinen Friseursalons zu überweisen.

Für Gewerbeimmobilien gelten eigene Regeln

Nach Angaben von Westpark-Geschäftsführer Frank Hausschmid vom 16. September sind die Nachforderungen für diesen langen Zeitraum berechtigt. Schließlich handele es sich bei den Mietern um Händler und sonstige Geschäftsleute. Weil die Mietobjekte gewerbliche Immobilien seien, gelte hier die reguläre Verjährungsfrist von drei Jahren für Nachzahlungen aus normalen Mietverhältnissen nicht. Hier gelte, was die Vertragsparteien einzeln vereinbart hätten.

Westpark-Leitung will Ratenzahlung anbieten

Gegenüber dem Bayerischen Rundfunk erklärte Hausschmid Mitte September, dass sich der Westpark für den Zeitpunkt und die Umstände der Zahlungsaufforderungen entschuldigen wolle und man das Gespräch mit den Mietern suche. Die Westpark-Geschäftsleitung wolle den betroffenen Mietern individuelle Lösungen anbieten, zum Beispiel Ratenzahlungen.

Heute teilte das Unternehmen dem BR mit, dass derzeit verschiedene Lösungsansätze geprüft würden und man noch um Geduld bitte. "Einzelgespräche mit den Mietern werden im Oktober stattfinden", heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme. "Ohne persönliches Mietergespräch" würden "keine Belastungen ausgeführt". Einem Austausch mit Stadt und OB stehe der WestPark-Shoppingcenter offen gegenüber.

Individuelle Gesprächsversuche bisher gescheitert

Wie Mieter Wolfgang Beitler zuvor dem Bayerischen Rundfunk versicherte, habe sich bislang aber weder Hausschmid noch ein anderer Vertreter des Westparks oder von Edeka bei ihm oder einem anderen betroffenen Mieter gemeldet. "Im Gegenteil: In der vergangenen Woche war das Büro der Westparkgeschäftsleitung verschlossen. Anrufe meinerseits wurden nicht entgegengenommen. Mit uns hat bislang niemand Kontakt aufgenommen oder ein Gespräch zugelassen", so Mieter Beitler.

Mieter zahlen erst mal nicht

Die Nachforderungen, die eigentlich bis 27. September geleistet werden sollten, haben die Mieter bislang nicht gezahlt. Vielmehr lehnen sie diese ab und suchen anwaltliche Unterstützung. Aktuell setzen sie auch Hoffnungen auf eine Vermittlung durch den Oberbürgermeister.

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