Eine Frau und ein Mann stehen in einer alten rostigen Halle und betrachten Pläne.
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Das Projekt "Landstadt Bayern" soll das Leben im ländlichen Raum attraktiver machen.

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Millionenprojekt: So will Mainleus zur "Landstadt" werden

Digitalisierung und mobile Arbeitsmodelle verändern die Gewohnheiten der Gesellschaft. Das kann eine Chance für den ländlichen Raum sein. Das Modellprojekt "Landstadt Bayern" setzt dort an. Eine der Projektkommunen ist das oberfränkische Mainleus.

"Von wegen langweilige Provinz. Wir leben in einem ländlichen Raum", sagt der Kulmbacher Theatermacher Rüdiger Baumann und erklärt: "Das heißt, wir haben Platz, viel mehr als die Menschen in den Ballungsräumen – machen wir was daraus." Damit trifft er die Vision des Marktes Mainleus im Landkreis Kulmbach. Denn dort soll auf einer Industriebrache die neue Ortsmitte entstehen, konkret geht es um die ehemalige Spinnerei. Die Ideen dazu haben auch den Freistaat Bayern überzeugt - und Mainleus damit zu einer der Modellkommunen für das Projekt "Landstadt Bayern" gemacht.

Mainleus: Von der Geschichte in die Zukunft

Das Gelände der alten, traditionsreichen Spinnerei in Mainleus misst rund 14 Hektar. Erbaut im Jahre 1908, wurde sie zu einer der führenden Textilfirmen der Region. In Spitzenzeiten standen dort fast 4.000 Menschen an den Webstühlen oder färbten Stoffe ein. Das ist allerdings lange vorbei. Die Spinnerei ist mittlerweile nur noch ein Stück Industriegeschichte und seit Jahren die größte Baustelle von Mainleus.

Seit Jahren wird im Gemeinderat über die Zukunft diskutiert. Nun scheint es einen großen Schritt weiterzugehen. Für 30 Millionen Euro soll die Industriebrache in ein Zentrum für Kultur, Wohnen und Gewerbe umgewandelt werden – und dem Markt Mainleus mit seinen aktuell 6.510 Einwohner künftig als zentrale Mitte und Treffpunkt dienen.

Bayernweites Projekt: Landstadt Bayern

Die Klagen über zu wenig Wohnraum sind laut in Bayern, egal ob in der Stadt oder auf dem Land. Dazu kommt das Thema Flächensparen, sagt Staatsminister im Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr, Christian Bernreiter (CSU), im Gespräch mit BR24. Im Rahmen der Städtebauförderung hat das Ministerium daher das Projekt "Landstadt Bayern" ins Leben gerufen. Die Idee: Industriebrachen revitalisieren und in attraktive neue Quartiere verwandeln, die die Bereiche Wohnen, Arbeiten, Digitalisierung und Mobilität verbinden.

"Das kostet natürlich Geld, aber das soll unterstützt werden", so der Minister. Alle bayerischen Städte und Gemeinden mit bis zu 100.000 Einwohnern wurden daher aufgerufen, sich für das neue Modellprojekt zu bewerben. Auch Mainleus hat seine Ideen für das Gelände der ehemaligen Spinenrei eingeschickt – und überzeugt.

Eine Drohnenaufnahme vom Gelände der ehemaligen Spinnerei in Mainleus.
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Mainleus bei Kulmbach ist eine Modellkommune beim Projekt "Landstadt Bayern". Auf dem Gelände der einstigen Spinnerei soll neues Leben entstehen.

Was für die alte Spinnerei geplant ist

Die Pläne in Oberfranken sehen bereits recht konkret aus. So soll beispielsweise das ehemalige Kesselhaus erhalten bleiben und in ein Gastronomiegebäude umgewandelt werden. Die Produktionshallen und Baumwollsälen könnten zu Ausstellungs- und Kulturräumen werden. Dort sei Platz für bis zu 600 Personen denkbar, so Bettina Seliger. Die Architektin ist die Quartiersmanagerin der ehemaligen Spinnerei. Angedacht sind auch ein Park samt See und eine Bürgerhalle. Auch ein Laden für die Nahversorgung, eine Apotheke und Platz für Arztpraxen sind denkbar. Dazu sind zahlreiche Mietwohnungen geplant. "Es soll ein lebendiger Ort werden für alle Generationen", so Seliger.

So sieht der Zeitplan aus

Bereits jetzt laufen auf dem Gelände der ehemaligen Spinnerei Abrissarbeiten. Ein Großteil der teils denkmalgeschützten Gebäude soll erhalten bleiben. In der kommenden Woche finden die ersten Gespräche mit den Planungsteams des Ministeriums statt. Während der sogenannten Konzeptphase, bei der an den aktuellen Plänen noch gefeilt werden kann, erhält der Markt nicht nur fachliche Beratung, sondern auch Fördermittel in Höhe von 80 Prozent. Aus den zehn bayerischen Projekten werden letztlich drei auch bei der Durchführung gefördert.

"Paradebeispiel" Mainleus

In Mainleus rechnet man mit zehn Jahren, die es dauert, um das Projekt umzusetzen. Für Staatsminister Bernreiter ist das oberfränkische Mainleus ein "Paradebeispiel" für das bayerische Landstadt-Projekt. Und Bettina Seliger sagt: "Es wird ein straffes Programm und wir werden liefern müssen. Aber es ist ein gutes Gefühl, dass wir auch Beispiel für andere Kommunen sein können und Mut machen können."

Das Modellprojekt "Landstadt Bayern" will das Beste aus Stadt und Land zusamemnzuführen und so das Leben im ländlichen Raum attraktiver zu machen. Zehn Kommunen werden gefördert. Eine davon ist dasoberfänkische Mainleus im Landkreis Kulmbach.
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Das Projekt "Landstadt Bayern" will das Beste aus Stadt und Land zusammenzuführen und so das Leben im ländlichen Raum attraktiver zu machen.

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