Anfang Januar hatten WDR, NDR und Süddeutsche Zeitung mit einem Bericht über die Kosten von PCR-Tests für politische Diskussionen gesorgt. Demnach wurden für PCR-Tests mehr als sechs Milliarden Euro ausgegeben – Bund und Krankenkassen hätten dabei die Übernahmekosten für die Tests generell zu hoch angesetzt. Auch die Firma Laboklin mit Hauptsitz in Bad Kissingen hat PCR-Tests ausgewertet. Geschäftsführerin Elisabeth Müller verteidigte im Gespräch mit dem BR die hohen Abrechnungskosten für einen PCR-Test zu Beginn der Pandemie.
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Geschäftsführerin: Voller Einsatz und Sieben-Tage-Woche
"Ich meine, ich habe ja getestet. Und ich habe auch abgerechnet und habe auch Geld verdient", sagte Laboklin-Geschäftsführerin Elisabeth Müller: "Ich habe aber auch zugelassen, dass wir uns alle wirklich zeitlich gequält haben. Da hat es keinen Sonntag, keinen Feiertag gegeben. Also bis hin zu Heiligabend, da lag die Bibel auf dem Schoß offen bei mir. Und dann hat das Telefon geklingelt, weil jemand gesagt hat, er wollte noch mal Fragen zu einem Test beantwortet kriegen."
Vom Labor für Veterinärmedizin zu Covid-19-Labor
Laboklin ist eigentlich ein Fachlabor für klinische Diagnostik im Bereich Veterinärmedizin. Im Frühjahr 2020 sei unter anderem die Regierung von Unterfranken mit der Bitte auf das Unternehmen zugekommen, ob deren Labore auch Humanproben auf Covid-19 analysieren könnten. Das könne man in einem relativ großen Maßstab, da Laboklin die Erlaubnis zum Arbeiten mit Erregern dieser Gefahrenklasse habe, hieß es aus Bad Kissingen. Schnell sei klar gewesen, dass die Kapazitäten für PCR-Tests in der Region ausgeschöpft waren. Die Uni in Würzburg habe am Tag von Hand zehn, 20 Proben untersuchen können, so Laboklin-Geschäftsführerin Müller: "Und dann sind wir eingestiegen und haben das auch gerne gemacht, weil wir einfach auch gesehen haben: da ist ein Auftrag, wir können das, und wir wollen dann auch gerne helfen." Zu Spitzenzeiten analysierte das private Labor bis zu 2.000 Tests am Tag.
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Müller nennt Aufwand für PCR-Tests enorm
Der Test sei in den allermeisten Laboren laut Müller überwiegend händisch angesetzt worden. "Und jeder, der den Test ansetzt, der geht da in einer Vollkörperschutzmontur ins Labor. Also das sind schon auch schwere Arbeitsbedingungen gewesen", sagt Müller. Erst später hätten sich viele Labore automatisierter aufgestellt und PCR-Maschinen gekauft, die zunächst auf dem Markt schwer erhältlich gewesen seien. Somit seien auch die Preise für die Tests gefallen. Die Laboklin-Geschäftsführerin gab zu bedenken, dass neben den hohen Materialkosten vor allem auch die EDV-Aufgaben zu Beginn enorm gewesen seien, an die Gesundheitsämter anzudocken und Testergebnisse nach deren Anforderungen weiterzuleiten.
Revierstreitigkeiten zwischen Laboren
In der Pandemie-Bekämpfung seien Wochen verschenkt worden, da sich Veterinärmediziner erst eine Sondergenehmigung für die Durchführung der SARS-CoV-2-PCR einholen mussten. "Und es hätte die große Chance gegeben, gleich mit zu manifestieren, dass im Falle einer Pandemie und im Falle eines Engpasses eben Labore mit entsprechenden Qualifikationen gleich mit reingenommen werden könnten. Das ist nicht passiert", so Müller.
In Wallung gebracht habe Müller, dass Verbände – dazu soll laut dem Bericht insbesondere der Verband Akkreditierte Labore in der Medizin (ALM) zählen – forderten, die Durchführung der Tests auf die Humanmediziner beschränken. Für Müller sei das überhaupt nicht nachvollziehbar gewesen. Sie ist überzeugt, dass Veterinärlabore eine größere Expertise haben, PCR-Tests durchzuführen als viele kleine Human-Labore.
Zunächst habe in einem Gesetzesvorschlag gestanden, dass im Falle einer Pandemie und im Falle eines Engpasses Labore mit entsprechenden Qualifikationen gleich mit reingenommen werden könnten. Der Passus sei dann aber nach dem Gang durch die Expertenrunde der Humanmedizin wieder herausgenommen worden. "Das halte ich nach wie vor für einen großen Fehler", so Müller im Blick auf zukünftige Pandemien.
Unternehmen um 20 Prozent gewachsen
Elisabeth Müller geht davon aus, dass ihr Unternehmen in den Corona-Jahren um rund 20 Prozent gewachsen ist. Zwischen 2019 bis Anfang 2023 stellte das Unternehmen 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter neu ein.
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