Ein Informationsblatt zur Mieterqualifizierung im Landkreis Günzburg, im Hintergrund ein Schild, auf dem "Herzlich Willkommen" steht.
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Bei der Mieterqualifizierung sollen Geflüchtete im Landkreis Günzburg fit für den deutschen Wohnungsmarkt gemacht werden.

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"Mieterqualifizierung" : Hilfe für Geflüchtete bei Wohnungssuche

Mülltrennung, Schufa-Auskunft, richtiges Lüften – als Mieter in Deutschland braucht man viel Vorwissen. Ein Grund, warum Geflüchtete nicht bei allen Vermietern beliebt sind. Der Landkreis Günzburg will ihnen helfen, sich als Mieter zu qualifizieren.

Ein Abend in der Cafeteria des Landratsamtes Günzburg. Acht Geflüchtete aus der Ukraine sitzen an den im U aufgestellten Tischen, vor jedem liegt ein Heft und ein Stapel Blätter. Das Ziel der Teilnehmer: Sie wollen alles erfahren, was sie als Mieter in Deutschland wissen sollten. In zwei Sitzungen sollen sie die Mieterqualifizierung schaffen.

Geflüchtete sollen Rechte und Pflichten von Mietern kennenlernen

Begrüßt werden die acht Teilnehmer von Antje Mühlenbein, der Integrationslotsin des Landkreises Günzburg. Außerdem ist eine Dolmetscherin im Kurs dabei. Sie übersetzt die Informationen ins Russische, der Muttersprache vieler Ost-Ukrainer. In den nächsten Stunden wird es um Rechte und Pflichten von Mietern gehen, um Putzmittel, Sauberkeit und Ruhezeiten, Wasser- und Stromsparen – Dinge, die Vermietern nach Erfahrung von Antje Mühlenbein besonders wichtig sind.

Kurs wird in verschiedenen Sprachen angeboten

Seit 2015 bietet sie die Mieterqualifizierung in Günzburg an. Zu Beginn kamen viele Geflüchtete aus Syrien. Inzwischen hat sich das Konzept aber etwas verändert: So richte sich der Kurs zum Beispiel auch an Menschen, die im Gefängnis waren und wieder eingegliedert werden, so Antje Mühlenbein. Gut alle zwei Monate findet ein Seminar statt, immer in verschiedenen Sprachen. Am Ende bekommen die Teilnehmer ein Zertifikat, das die Vermieter überzeugen soll. Finanziert wird das Seminar zu 80 Prozent vom Freistaat und zu 20 Prozent vom Landkreis Günzburg.

Teilnehmer lernen Mülltrennung

Für den ersten Abend hat Antje Mühlenbein den Inhalt ihres Mülleimers mitgebracht. Hier sollen die Teilnehmer Bilder von verschiedenen Mülltonnen zuordnen: Weiße Kassenzettel in den Restmüll, blaue zum Papier. Beim Joghurtbecher die Hülle zum Papier, den Becher zum Plastikmüll. Übrig bleiben noch Batterien und eine Pfandflasche. Ganz schön kompliziert.

Geflüchtete wünschen sich vor allem einen eigenen Raum

Svetlana hat sich aber bereits daran gewöhnt und findet das System gut. "Sie würde sich wünschen, dass es in der Ukraine auch so wäre. Dort wird nur Glas und Plastik sortiert und alles andere wird in eine Tonne geworfen", übersetzt die Dolmetscherin. Svetlana kommt aus Dnipro im Osten der Ukraine und ist seit Juli 2022 in Burgau. Im Moment wohnt sie mit fünf Personen in zwei Zimmern über einer Tankstelle. Ihr bescheidener Wunsch: ein eigenes Zimmer.

Darauf hofft auch Anja aus Charkiv. Sie ist erst seit September in Günzburg. Sie sucht eine Wohnung für sich und ihren Hund. "Egal ob schön oder nicht, nur etwas Eigenes." Vasyl aus Lliv sucht schon länger nach einer Wohnung. Auch er wünscht sich einfach nur einen Platz für sich.

Teilnehmer stellen Mappe für Vermieter zusammen

Ihm ist aufgefallen, dass viele Vermieter eine Schufa-Auskunft möchten. Auch die werden die Teilnehmer nach dem Kurs mit im Gepäck haben. Am Ende des zweiten Abends werden in ihrer Mieter-Mappe ein Kurzporträt, der Nachweis für eine Haftpflichtversicherung, Kopien der Ausweispapiere mit Aufenthaltsstatus und ein Zertifikat des Sprachlevels liegen. Dazu kommen, wenn möglich, der Arbeitsvertrag, die Bestätigung der Mietübernahme durch das Jobcenter, ein polizeiliches Führungszeugnis, ein Schufa-Nachweis und eine Mietschuldenfreiheitsbescheinigung. Viele Informationen, aber nach Erfahrung von Antje Mühlenbein sind sie bei der Wohnungssuche äußerst hilfreich.

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