Bildrechte: Bayerischer Rundfunk

Metzgerei Sieber

Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Metzgerei Sieber: Neue Vorwürfe um Listerien-verseuchte Wammerl

Jahrelang waren mit Listerien befallene Lebensmittel der Metzgerei Sieber im Handel. Mehrere Menschen sind nach deren Verzehr gestorben. Der SPD-Landtagsabgeordnete Florian von Brunn sieht Versäumnisse bei den Behörden. Von Johannes Berthoud

Von

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Ab 2012 sind in Süddeutschland dutzende Menschen erkrankt und acht gestorben, nachdem sie mit Listerien verseuchte Fleischwaren gegessen hatten. Erst 2016 konnte die Großmetzgerei Sieber in Geretsried als wahrscheinlicher Verursacher ausgemacht werden.

Beim Produkt "Original bayerisches Wacholderwammerl" wurden die zulässigen Grenzwerte um das zigfache überschritten. Sieber musste im Mai 2016 schließen. Laut dem Landtagsabgeordneten Florian von Brunn hätten die Behörden die Metzgerei schon früher als Verursacher ausmachen können.

Hinweis aus Baden-Württemberg

Anfang November 2015 diskutierten Vertreter aus Bund und Ländern über durch Listerien verursachte Krankheitsfälle in Süddeutschland bei einem Treffen in Berlin. Von Brunn bezieht sich auf ein Protokoll dieses Treffens.

Demnach hat die Mitarbeiterin einer Behörde aus Baden-Württemberg Daten zu den Fällen ausgewertet und hat sie bei dem Treffen mit Schweinefleischprodukten eines bestimmten Einzelhandelskonzerns in Zusammenhang gebracht. Diese Hinweise - so der Vorwurf -– wurden nicht weiter beachtet. 

Vorwürfe werden "entschieden" zurückgewiesen

Das Landesamt für Lebensmittelsicherheit verweist auf den Ausbruchsbericht des Robert-Koch-Instituts, welches zu dem Treffen eingeladen hatte. Der Bericht zu den durch Listerien verursachten Erkrankungen listet demnach 17 Lebensmittel auf, die von über 70 Prozent der befragten Betroffenen gegessen wurden. Schweinefleisch wäre dabei nicht das am häufigsten genannte gewesen.

Die Mitarbeiterin aus Baden-Württemberg wird in der Stellungnahme des Landesamts als "Trainee" bezeichnet. Ihre Hinweise hätten nicht dazu geführt, dass der Bericht geändert wurde. Eine Fokussierung auf Schweinefleisch der besagten Kette hätte laut Landesamt die Gefahr erhöht, die Ausbruchsquelle nicht zu finden.

Metzgerei Sieber vor Gericht

Die Metzgerei Sieber existiert nicht mehr. Das Betriebsgelände wurde verkauft, der Geschäftsführer zu einer Geldstrafe verurteilt. Der Insolvenzverwalter der Firma hat den Freistaat auf zwölf Millionen Euro Schadensersatz verklagt. Aus seiner Sicht ist das Produktionsverbot, das nach den Listerienfunden verhängt wurde, rechtswidrig. 

Der Prozess läuft noch.