Die Hände eines Gefangenen ragen aus einem Zellenfenster.
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Die Kriminalitätsstatistik in Mittelfranken zeigt, dass die Zahl der Delikte wieder zunimmt.

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Mehr jugendliche Straftäter – Schockanrufe terrorisieren Ältere

Die Kriminalitätsstatistik in Mittelfranken zeigt, dass nach der "Corona-Delle" die Zahl der Delikte zunimmt. Trotzdem setzt sich der Zehnjahrestrend mit sinkender Kriminalität fort. Sorgen macht den Beamten eine Zunahme der Jugendkriminalität.

Insgesamt zeichnet Polizeipräsident Adolf Blöchl ein sicheres Bild von Mittelfranken. Fürth ist nach wie vor sicherste Stadt in Bayern, mittlerweile zum 19. Mal in Folge. "Fürth hat diesen Titel fast schon gebucht", so Blöchl. Knapp 4.000 erfasste Straftaten (3.982) pro 100.000 Einwohner führt die Statistik hier auf.

Die Anzahl der Delikte nahm im ersten Jahr nach den Corona-Einschränkungen wieder zu, erfreulicherweise setzte sich der Trend zu weniger Straftaten aber fort, auch im Vergleich zum Jahr 2019. In bestimmten Bereichen will die Polizei ihre Maßnahmen verstärken, da hier die Delikte zunehmen.

Veranstaltungen mit Polizeibetreuung nehmen zu

Im Jahr 2022 nahmen auch die öffentlichen Veranstaltungen, die von der Polizei betreut wurden, deutlich zu. Der Polizeipräsident spricht hier von einem Höchststand, der erreicht wurde. Im Rahmen dieses Trends gebe es auch im Bereich der Kriminalität eine Art Nachholbedarf.

So liegt die Gesamtzahl der Delikte in Mittelfranken bei mehr als 78.000, ein Anstieg gegenüber 2021 um 11,9 Prozent, aber im Vergleich zum Referenzjahr 2019 noch ein Rückgang um 2,9 Prozent. "Damit setzt sich die positive Gesamtentwicklung der vergangenen zehn Jahre weiter fort", so Blöchl. Die Aufklärungsquote liege mit 70 Prozent über dem Durchschnitt für Bayern. Im Bezug auf die Straftaten pro 100.000 Einwohner sei das Leben sicherer geworden, das Opferrisiko sei um ein Fünftel gesunken im Vergleich zu 2013. Nach wie vor besteht das Stadt-Land-Gefälle. Das heißt, in Ballungsräumen kommt es zu mehr Delikten als in den Landkreisen.

Mehr Messerattacken – vor allem in Nürnberg

Delikte, bei denen Messerattacken angedroht oder sogar eingesetzt wurden, haben sich von 2021 auf 2022 nahezu verdoppelt, von 40 auf 76. Schwerpunkt solcher Taten liegen vor allem im Stadtgebiet Nürnberg, hier fanden mehr als die Hälfte dieser Straftaten statt. Ob das ein Trend oder ein statistischer Ausreißer ist, können die Beamten noch nicht sagen, da diese Zahlen erst seit 2020 speziell erfasst werden und so der Vergleich zur Vor-Corona-Zeit nicht möglich ist. Aber bemerkenswert ist diese Zunahme für 2022 auf jeden Fall.

Besondere Sorge – Zunahme der Jugendkriminalität

Diebstahl und sogenannte Rohheitsdelikte, also Körperverletzungen, führen nach wie vor die Statistik an. Besondere Sorge bereitet den Polizeibeamten, dass die Kinder und Jugendkriminalität zugenommen hat. Hier hat der Wert ein Fünf-Jahres-Hoch erreicht und liegt auch über der Anzahl von 2019. Zu Buche schlagen Eigentumsdelikte, Körperverletzungen und auch pornografische Delikte, besonders im Bereich sozialer Medien und des Internets. Gerade hier schule die Polizei kräftig nach, denn Delikte, die unter dem Begriff "Cybercrime" zusammengefasst werden, beschäftigen die Beamten immer häufiger, vor allem im Bereich "Betrug, Kinderpornografie und Hasskriminalität", so der Sachgebietsleiter Holger Stein.

Trotz Aufklärung – Schockanrufe weiter ein Problem

Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit der Polizei in Mittelfranken liegt im Bereich der sogenannten Call-Center-Kriminalität, bei dem Straftäter per Messenger oder mit Schockanrufen vor allem ältere Menschen um große Summen betrügen. Hier setzt die Polizei auf Prävention und Opferbetreuung. Gerade hier ist die Dunkelziffer der Straftaten zu befürchten, da aus Scham viele nicht zur Anzeige gebracht werden, gerade bei kleineren Summen. Die Täter geben sich als nahe Verwandte, Söhne, Töchter oder Enkel aus. Oder auch als Rechtsanwälte oder Polizisten. In diesem Zusammenhang verwies Holger Stein extra darauf, dass die Polizei niemals jemanden mit der Nummer 110 anruft. Und dass die Bürger keinem Fremden Geld oder Wertsachen aushändigen sollen.

2021 verzeichnete das Polizeipräsidium Mittelfranken mit solchen Delikten einen Schaden von 25 Millionen Euro, 2022 knapp unter zehn Millionen Euro. Ein Hinweis darauf, dass die Prävention bei den Menschen ankomme und auch Angehörige und Bankbeschäftigte hier sehr aufmerksam seien, so Holger Stein vom Polizeipräsidium. Zudem dankte der Polizeibeamte auch explizit den Medien, die sich an diesen Aufklärungskampagnen beteiligten.

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