Tiefschwarze reife Brombeeren sind ein Leckerbissen, über den sich viele Spaziergänger im Wald freuen. Eine Infektion mit dem Fuchsbandwurm, vor dem manche Menschen bei Wildbeeren Angst haben, ist laut Robert Koch-Institut (RKI) selten. Außerdem ist wild wucherndes Brombeergestrüpp der ideale Unterschlupf für Kleinsttiere im Wald. Dennoch sehen Förster und Naturschützer die Brombeere nicht gerne. Warum?
Brombeeren müssen gebändigt werden
Die Rosengewächse sind auf dem Vormarsch. Das kann Birgitt Ulrich von der Forstbetriebsgemeinschaft Haßberge auch in den unterfränkischen Wäldern beobachten - und zwar auf sonnigen Freiflächen. Gerade sind Birgitt Ulrich und ihr Team stark damit beschäftigt, Borkenkäferschäden aufzuarbeiten. Die letzten Jahre hat der Käfer dort teils große Löcher in die Wälder gefressen, viele Fichten mussten gefällt werden. Aber sobald mehr Licht auf den Waldboden scheint, wuchern die Brombeeren.
Laut Birgitt Ulrich sei das Ziel, die kahlen Stellen so schnell wie möglich wieder zu bewalden. Das sei aber bei großen Freiflächen eine riesige Herausforderung: "Jedes Jahr wird der Pflegeaufwand immens höher." Denn die Brombeeren müssen gebändigt werden, damit die jungen Bäume eine Chance haben. Mittlerweile werden bei Neuanpflanzungen alle jungen Bäumchen markiert, um sie im Brombeergestrüpp überhaupt noch zu finden.
Brombeeren erschweren den Waldumbau
Die Bayerischen Staatsforsten können bestätigen, dass sich die wilde Brombeere in allen bayerischen Wäldern ausbreitet. "Die nutzt ihre Chance, wo es geht", so Naturschutz-Experte Markus Kölbel. Er kann bestätigen: Wenn der Borkenkäfer sich die Fichten holt und die Wälder lichter werden, seien das ideale Bedingungen für die Brombeere.
Auch im Staatswald erschwere das den dringend notwendigen Waldumbau. "Wir müssen den Wald von morgen klimafit machen und neue Baumarten anpflanzen", so Kölbel. Gerade im Winter sei es problematisch, wenn die Brombeeren die Jungpflanzen überwuchern. Durch die Schneelast können die Bäume eingedrückt werden. Waldarbeiter werden eingesetzt, um die Brombeeren wegzuschneiden. "Das ist keine schöne Arbeit", so Kölbel.
Licht im Wald steuern
Eine andere Möglichkeit sei die Lichtsteuerung: Sobald junge Bäume ein oder zwei Meter hoch sind, beschatten sie und die Brombeere geht wieder zurück. Aber es sei eine waldbauliche Kunst, das Licht zu steuern.
Auch das Wetter habe das Wachstum der Brombeere dieses Jahr gefördert. Letztes Jahr sei es sehr trocken gewesen. In den Wäldern nördlich von Regensburg, wo Markus Kölbl öfter vor Ort ist, waren die dornigen Pflanzen eher verkümmert und die Früchte der Brombeeren extrem klein. Dieses Jahr hingegen habe er schon 10 Kilo Beeren gepflückt.
Auswirkung der Stickstoffbelastung?
Der Bund Naturschutz nennt als Grund für den steigenden Brombeer-Bewuchs die Stickstoffbelastung im Boden. Eingebracht über die Luft - durch Verkehr und Landwirtschaft. Die Kritik: Die Wälder seien mancherorts überdüngt. Dirk Schmechel von der Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) in Freising betont, dass die Stickstoffeinträge durch die Luft zwar nach wie vor hoch seien, aber nicht steigen. Aktuell nehmen sie sogar ganz leicht ab: "Wir messen das bei unseren Waldklimastationen." Der Wachstum der Brombeeren sei ein stetiger Prozess der letzten Jahre. Laut Schmechel tragen dazu vor allem die lichteren Flächen bei. Er ist aber überzeugt, dass sich die Jungpflanzen gegen die Brombeere durchsetzen können und irgendwann durchblitzen. Eine Lösung sei auch, größere Bäume zu pflanzen.
"Keine Katastrophe"
Insgesamt betont Markus Kölbel von den Bayerischen Staatsforsten : "Es ist keine Katastrophe." Brombeeren habe es schon immer gegeben, sie werden nur mehr. Von Seiten des Bund Naturschutz heißt es allerdings, dass die dornigen Pflanzen teilweise so massiv wuchern, dass Wälder nicht mehr begehbar seien. Kölbel sieht das weniger dramatisch. Es sei noch nicht so, dass man nicht mehr in den Wald gehen könne, weil die Brombeeren wie Monster alles überwuchern.
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