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Marode Schulen: In den Ferien wird saniert

Wenn es in der Turnhalle merkwürdig riecht oder Schimmel sich breitmacht – dann muss was getan werden. Blöd nur, dass Bauarbeiten zur Schulzeit stören. Deshalb ist in der Ferienzeit Hochkonjunktur für Sanierungsarbeiten. Von Florian Falzeder

Über dieses Thema berichtet: Campus Magazin.

Am Bayreuther Gymnasium Christian Ernestinum wird gebaut. Genauer: in der Turnhalle. Noch genauer: in den Umkleiden, Duschen und an den Waschbecken. Die Zuleitungen für die Waschbecken müssen verpresst werden, sonst hat man kein Wasser an den Waschbecken, erklärt Daniel Kaiser. Mit seinen Kollegen von einer Bayreuther Installationsfirma hat er gerade viel zu tun. Es gibt nämlich eine harte Deadline.

Alles steht und fällt mit der Planung

Stellvertretender Schulleiter Michael Maier hofft, dass zu Beginn des neuen Schuljahres alles fertig ist, dass die Sanitärräume in der Turnhalle benutzbar sind für die Schülerinnen und Schüler. Stefan Bouillon vom Hochbauamt Bayreuth ist zuversichtlich. Es wird immer alles gut vorbereitet, dass die Arbeiten pünktlich zum Ferienbeginn losgehen und wirklich zum Ferienende alles abgeschlossen ist. Er und seine Kollegen planen das ganze Jahr über, damit in der Ferienzeit alles reibungslos abläuft. Nicht immer klappt das. Im Moment fehlt eine Fliesenlieferung. Deswegen können sie nicht ganz pünktlich fertig werden, aber weitgehend.

Auch an elf weiteren Bayreuther Schulen wird gebaut. Die Stadt investiert knapp 600.000 Euro. An der einen Schule wird ein zweiter Rettungsweg gebaut, an einer anderen ein Aufzug montiert. Aber nicht nur in Bayreuth ist Ferienzeit Bauzeit.

Finanzierung über Förderung

"Das ist Hochkonjunktur für die Renovierung oder auch für den Umbau oder die Restaurierung an den Schulhäusern", sagt die Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes BLLV, Simone Fleischmann. Was im Einzelnen gemacht wird, in Bayreuth oder anderswo, fängt bei kleineren Malerarbeiten an und geht bis zum kompletten Neubau. In der Mitte: die Teilsanierung, erklärt Stefan Bouillon vom Bayreuther Hochbauamt, dazu müssen 25 Prozent des Neubauwertes bei der Sanierung erreicht und bestimmte Dinge erledigt werden, dann fördert die Regierung die Maßnahmen.

Damit sind wir bei einem Knackpunkt: Wer zahlt? Für Schulgebäude sind, bis auf ganz wenige Ausnahmen, die Kommunen zuständig. Das liegt an unserem föderalen System, erklärt Johannes Steinbrecher, der für die Förderbank KfW kommunale Finanzen analysiert.

"Das heißt, wenn das System gut funktioniert, dann sind die Kommunen eben alleine auch dafür verantwortlich, Schulgebäude bereitzustellen. Dem liegt einfach die Annahme zugrunde, dass eine Kommune vor Ort besser weiß, was für die jeweilige Gemeinde oder die jeweilige Stadt eben benötigt wird, als wenn man das zentral plant." Johannes Steinbrecher, Förderbank KfW

Weil ein großes Schulgebäude aber oft das Budget einer kleinen Kommune sprengt, gibt es verschiedene Fördermöglichkeiten, vom Bund und den Ländern. Allein das Land Bayern fördert zur Zeit mehr als 1.300 Baumaßnahmen an öffentlichen Schulen. Bei gut 4.800 insgesamt. Und dabei sind alle kleineren Arbeiten gar nicht mit eingerechnet. Zusammengefasst: In Bayern wird gerade gebaut. Und zwar kräftig. Bayern investiert überdurchschnittlich in die Schulgebäude, so Johannes Steinbrecher.

Im Vergleich paradiesisch

In einer Studie heißt es: Bayern hat für Schulgebäude in den Jahren 2011 bis 14 pro Schüler ungefähr 550 Euro ausgegeben. Zum Vergleich: Nordrhein-Westfalen nicht einmal 100 Euro. In den vergangenen Jahren ist es wieder mehr geworden, und zwar auf alle Bundesländer verteilt.

In den Vorjahren also wahrscheinlich zu wenig - doch aktuell sieht es wieder ganz gut aus in Bayern, vor allem in München. Dort läuft gerade das größte Schulbauprogramm in ganz Deutschland. 3,8 Milliarden Euro für 80 Schulen in den nächsten vier Jahren. Gebaut, renoviert und saniert wird aber in ganz Bayern.

"Mei, also wenn wir hier in der Vorstufe des Paradieses leben, wie der Ministerpräsident das zu sagen pflegt, dann muss man die bundesweiten Vergleiche sehen, und manchmal geht’s mir so, wenn ich aus Bayern komme und erzähle, woran wir gerade arbeiten, auch was die Bildungsausgaben angeht." Simone Fleischmann, BLLV

Aber auch im Vorparadies gibt es Mittelschulen, in denen Fenster schimmeln, oder Gymnasien, in denen die Klospülung nicht funktioniert.

"Wenn Sie den Lehrer in Bayern fragen, der in einer Schule arbeitet, wo die Klos zugesperrt sind, kein Klopapier mehr ausgeteilt wird, das Klopapier portioniert im Klassenzimmer ist, die Schlüssel abgegeben werden müssen, du dich einschreiben musst, wenn du auf’s Klo gehst, dann wird derjenige sagen: Das bringt mir nix, wenn in Berlin gar keine Klos mehr in den Häusern sind oder so." Simone Fleischmann, BLLV

Auch in Bayern ist also noch Einiges zu tun.