Markus Söder hat sich bisher in jedem Amt neu erfunden. Söder war Generalsekretär, Europaminister, Umweltminister. Aktuell ist er Finanz- und Heimatminister. Es ist deutlich zu merken in Banz, dass er dabei ist, sich wieder einmal neu zu erfinden. Dieses Mal als bayerischer Ministerpräsident.
Ein Nürnberger in Lederhose
Mit Altbayern hat er, der Nürnberger, keine Berührungsängste. Söder in Lederhose, das gab es bereits und das wird es weiter geben:
"Ich habe jetzt schon eine Fülle an Einladungen zu Gautrachtenfesten. Da war ich schon, da geh ich auch hin. Als Heimatminister kennt man die bayerische Heimat." Markus Söder
Er ist der neue starke Mann der CSU, auch das wird deutlich bei der Fraktionsklausur. Wo er auch steht, scharen sich Abgeordnete oder Journalisten um ihn.
Bewerbungsreden hinten verschlossenen Türen
Manche Wortmeldung von CSU-Leuten hinten verschlossenen Türen wird als Bewerbungsrede gedeutet, immerhin steht eine Kabinettsumbildung an, wenn Söder im März Ministerpräsident wird. Jeder CSU-Abgeordnete hält sich selbst für fähig, ein Ministeramt zu bekleiden, spotten sie in der CSU-Fraktion über die CSU-Fraktion.
Geerdet, kommunikativ, demütig
Söder tritt geerdet auf, erzählt ein Abgeordneter, spricht viel mit seinen Fraktionskollegen.
"Er ist sehr kommunikativ, fragt die Kollegen, was sie für notwendig halten in den nächsten Jahren. Wir sind gespannt, was er für einen Impuls setzt. Er hat das vorher nicht gesagt, sonst wäre es ja keine Überraschung mehr." Thomas Kreuzer, CSU-Fraktionschef
"Ausblick auf die Landtagswahl mit Markus Söder", das ist der vorletzte Tagesordnungspunkt der Winterklausur der CSU-Fraktion. Söder soll skizzieren, wie er sich den Wahlkampf vorstellt. Welche Themen er anpacken will, welche Visionen er für den Freistaat hat.
"Es geht um Sicherheit stärken, Identität erhalten. Es geht um Fragen wie Pflege, Kinderbetreuung und Wohnen. Das ist der Grundviolinschlüssel, um den es geht." Markus Söder
Söder will nah an den Anliegen der Bürger sein, wissen, was die Menschen umtreibt, auch wenn es nicht in den Medien steht.
Bürgerbeauftragter und Amtszeitbegrenzung
Einen Bürgerbeauftragten will er dafür in der Staatskanzlei installieren. Dass er Ideen mitbringt, beweist Söder schon jetzt. Nach 10 Jahren soll Schluss sein im Amt des Ministerpräsidenten. Mit diesem Vorschlag kam er zur Fraktionsklausur in Banz.
"Ich bin der festen Überzeugung, dass die Reaktion durchaus positiv ist. Weil die Leute sehen das ein Stück als eine Form von Demut an." Markus Söder
Für einen Karrieristen wird Söder von seinen Gegnern gehalten, diesem Bild hält Söder nun den Entwurf eines demütigen Ministerpräsidenten entgegen, der sich, so wörtlich, für Bayern zerreißen will.
"AfD näher an NPD als an Union"
Den Kurs der CSU will Söder korrigieren, der demokratischen Rechten einen Platz geben. Einerseits. Anderseits will er deutlicher als sein Bald-Vorgänger Horst Seehofer die AfD stellen:
"Die AfD ist, bei einigen Funktionären zumindest, Parteien wie der NPD näher als der Union. Es gehört dazu, Dinge wieder zu benennen." Markus Söder
Ein konkretes Ziel für die Landtagswahl nennt Söder nicht. "So stark wie möglich" solle die CSU werden. Der Wahlkampf als CSU-Spitzenkandidat ist das eine, das Amt des Ministerpräsidenten das andere. Auf die Frage, ob er sich schon als Landesvater fühle, antwortet Söder:
"Sie müssen nicht unbedingt mit Politikern in Urlaub fahren. Aber sie müssen den Eindruck haben, dass wenn sie in Urlaub fahren, Politiker sich Mühe geben, das Land voran zu bringen." Markus Söder
Das klingt so, als wolle der 51-Jährige kein Landesvater werden. Eher ein Landesmacher. Ein Freistaatmanager. Spätestens Ende März, das wurde in Banz nochmals bestätigt, wird Horst Seehofer das Ministerpräsidentenamt an Markus Söder übergeben.