Es war ein schwerer Start für Sabine Sitter als Landrätin. Mitten hinein in den Lockdown der Corona-Pandemie. Täglich meldete ihre Behörde Infizierte oder Menschen in Quarantäne. Das Landratsamt selbst war geschlossen für den Publikumsverkehr.
Neuwahl zu Beginn der Corona-Pandemie
Im Landratsamt regelt noch immer ein mit der Pandemie eingesetzter Security-Dienst den Einlass. Die damit verbundenen Umstände und erste Herausforderungen hat sie gemeistert: die Corona-Teststrecke etwa oder eine Covid-Erkrankung in einer Schule.
"Die normalen Abläufe im Amt sind ja weiter gelaufen. Jeder konnte in dieser Zeit auch Dinge abarbeiten, die liegen geblieben sind. Ich selbst hatte dadurch mehr Zeit, mich in Verwaltungsangelegenheiten hineinzudenken. Dafür hätte ich sonst wahrscheinlich keine Zeit gehabt." Landrätin Sabine Sitter
Auf viele Kontakte zu den Bürgern muss sie wegen der Pandemie verzichten, sie hat das zum Teil durch Videobotschaften ersetzt – etwa zum Schuljahresende mit dem ebenfalls neuen Karlstadter Bürgermeister Michael Hombach. Erreichbar war sie während des Lockdowns über ihr Mail-Postfach als Landrätin. Und die dortigen Nachrichten hat sie nach eigenen Angaben regelmäßig gelesen. Die Bürger im Landkreis Main-Spessart registrierten in den ersten 100 Tagen vor allem Sabine Sitters kommunikative Art.
Von der Stellvertreterin zur Landrätin
Das Team im Landratsamt kennt Sabine Sitter schon gut. Die junge CSU-Landrätin war vor ihrem Amtsantritt sechs Jahre lang Stellvertreterin ihres Amtsvorgängers Thomas Schiebel von den Freien Wählern. Die 44-Jährige ist die erste Frau überhaupt an der Spitze des Landkreises Main-Spessart und seit 36 Jahren die erste Behördenchefin, die nicht von den Freien Wähler kommt.
Neues Krankenhaus ist "Chefinnensache"
Ihre größte Aufgabe sieht Sabine Sitter in der Umstrukturierung der Krankenhäuser. Das Kreiskrankenhaus in Karlstadt wurde vor drei Jahren geschlossen. In Lohr wird ein zentrales Klinikum für den gesamten Landkreis gebaut. Der Einzug ist 2024 geplant. Für Sitter ist der Neubau des Klinikums in dreistelliger Millionenhöhe "ein Leuchtturmprojekt und Chefinnensache".
Ärger über Sparkasse im Landkreis Main-Spessart
Außerdem steht die Generalsanierung des Gymnasiums mit Neubau der Sporthalle in Gemünden und die Neugestaltung des Schulstandortes Marktheidenfeld an. Das alles vor dem Hintergrund eines mit Schulden beladenen Kreishaushaltes.
Wenig Einfluss hat die neue Landrätin auf ein großes Ärgernis im Landkreis. Die Sparkasse will 14 Filialen aufgeben und weitere fünf zu Selbstbedienungsstandorten umwandeln. Und da ist da noch die große Angst vor der Pleitewelle durch Corona im Herbst, die viele befürchten. Davon wird wohl auch der Landkreis Main-Spessart nicht verschont bleiben.
Dazu kommt das große Thema Digitalisierung. Sabine Sitter hat sich vorgenommen, das Landratsamt zu einer modernen Behörde umzuformen. Es gibt viel zu tun für die neue Landrätin.
Nur sieben von 71 Landräten in Bayern sind Frauen. Sabine Sitter ist eine von ihnen, Seit 100 Tagen amtiert sie im Landkreis Main-Spessart. Bei den Kommunalwahlen im März beendete sie dort die Vorherrschaft der Freien Wähler.
"Darüber spricht Bayern": Der neue BR24-Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!