Lokaljournalismus zu machen, wird immer schwieriger. Kleine lokale Zeitungen verschwinden zunehmend von der Bildfläche, ganze Verlage werden mittlerweile aufgekauft.
Vielfältige Medienlandschaft ist wichtig für die Gesellschaft
Der Wandel in der Medienlandschaft wirkt sich auch auf unsere Gesellschaft aus, sagt Klaus Meier, Professor für Journalistik an der Katholischen Universität Eichstädt-Ingolstadt: "Wir brauchen eine Vielfalt von Themen, eine Vielfalt von Menschen, die zu Wort kommen in den Medien, und eine Vielfalt von Meinungen, die über Medien transportiert werden. Das ist letztlich die Grundlage, die Basis für jede demokratische Gesellschaft."
Teilweise nur eine Lokal-Zeitung
In der bayernweiten Berichterstattung sieht Meier zwar noch eine relativ große Vielfalt, ganz anders gestalte sich dagegen das Angebot im Lokaljournalismus. "Da ist es eben schon so, dass wir seit vielen Jahren ganz viele Landkreise und Städte haben, die nur von einer Tageszeitung bedient werden", so Meier. Diese Entwicklung schätzt er als durchaus problematisch ein. Es gebe eigentlich kaum noch Regionen mit mehr als einer Lokalredaktion. Dabei sei gerade auch da Konkurrenz extrem wichtig, um eine gewisse Vielfalt in der Berichterstattung zu sichern.
Neugründungen vor allem digital – Beispiel: "Relevanzreporter"
Wenn es Neugründungen gibt, so finden diese laut Meier vor allem digital statt. In Nürnberg hat sich beispielsweise ein 20-köpfiges Team aus Journalisten zu einer neuen Redaktion geformt: Die Relevanzreporter. Sie versprechen hintergründige Recherchen für die Frankenmetropole und die Region. Diese erhalten die Leser auf einer Webseite, aber auch in den sozialen Medien und in einem eigenen Podcast.
Finanzierung als große Hürde
Im vergangenen Jahr sammelte die Redaktion über eine Crowdfunding-Aktion Geld im Internet ein. Das größtenteils ehrenamtlich arbeitende Team ist aber weiterhin angewiesen auf Mitgliedsbeiträge und Spenden aus der Leserschaft.
Noch gestaltet sich die Finanzierung laut Chefredakteurin Alexandra Haderlein allerdings schwierig. "Weil zu viele Leute – salopp gesagt – noch der Meinung sind, dass Journalismus einfach vom Baum fällt. De facto ist es aber so, dass eine unserer Recherchen, weil wir da teilweise wochenlang dran sitzen, locker auch mal so 800 bis 1.000 Euro kosten kann." Das seien natürlich die großen Recherchen. Aber es zeige: "Es ist jetzt nichts mit 'Der Journalist geht irgendwohin und dann tippt er mal schnell was', so funktioniert Journalismus nicht", sagt Alexandra Haderlein.
Vor allem an junges Publikum gerichtet
Mit ihrem Angebot wollen die Relevanzreporter vor allem ein junges Publikum ansprechen. Die Leserschaft besteht laut Alexandra Haderlein aber zu gleichen Teilen aus Millennials und Elterngeneration.
Auch Siegfried Grillmeyer ist Leser der Relevanzreporter. Er leitet eine Bildungseinrichtung in Nürnberg und schätzt das Angebot sehr: "Für mich ist die Besonderheit, dass man es zum Anspruch gemacht hat, dass man nicht die Tagesaktualitäten permanent in den Mittelpunkt rückt, sondern ganz bewusst den Fokus darauf legt, was relevant an Inhalten derzeit diskutiert wird beziehungsweise zur Diskussion steht und damit aber auch zu einem Stadtgespräch werden sollte."
Enttäuschte Zeitungsleserin als Neukundin
Auch Leserin Constanze Hofmann nutzt das Angebot des jungen Nürnberger Start-ups sehr gerne. Von ihrer Lokalzeitung sei sie über Jahre hinweg immer mehr enttäuscht worden, sagt sie im Gespräch mit dem BR. Grund dafür seien unter anderem die abnehmende Qualität und die Themenauswahl gewesen. Deshalb zahle die 36-Jährige stattdessen nun gern für die Inhalte der Relevanzreporter: "Wenn man sich die Redaktion so anschaut, das ist ja ein großer bunter Haufen von verschiedensten Interessen und ein großes Netzwerk von Menschen, die da zu Wort kommen. Ich habe mich da bisher immer ganz gut vertreten gefühlt, in den Themen, die aufgegriffen werden."
Zukunft hängt von Zahlungsbereitschaft ab
Ob die Relevanzreporter eine Zukunft haben, wird letzten Endes vom Geld abhängen. Derzeit erhält das Start-up Unterstützung von einer Stiftung, das sei allerdings nur ein Tropfen auf den heißen Stein, sagt Chefredakteurin Alexandra Haderlein. Ihr Fazit: Wer Vielfalt im Lokaljournalismus will, muss auch bereit sein, dafür zu zahlen. Sie und ihr Team stehen jedenfalls weiterhin vor einer großen Aufgabe.
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