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Arbeiter tragen ein Löwenbräu-Schild

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Löwenbräu-Abriss: Tradition muss Profit weichen

Löwenbräu-Abriss: Tradition muss Profit weichen

Löwenbräu ("Ein Bier wie Bayern") steht seit zwei Jahrhunderten für urbayerische Brautradition. Dabei gehört er mittlerweile einem internationalen Braukonzern. Jetzt soll die Brauerei in München abgerissen werden - für mehr Profit. Von Lorenz Storch

Die Brauerei mit dem Löwen steht schon seit 200 Jahren an der Nymphenburger Straße - und sie wirkt inzwischen etwas aus der Zeit gefallen. Außen herum schicke Bürokomplexe mit Glasfassaden. Bei Löwenbräu dagegen blättert der Putz. Eine große Produktionsanlage hier nahe des Münchner Hauptbahnhofs ist angesichts der hohen Bodenpreise eigentlich Luxus.

Die Flucht der Brauereien aus der (Innen-)Stadt

Hacker-Pschorr, ein paar Hundert Meter weiter, ist schon seit Jahrzehnten weg, dort steht heute eine Außenstelle des Europäischen Patentamts. Wo Paulaner war, in der Au, entstehen jetzt Wohnungen. Und auch ein Teil des alten Löwenbräu-Geländes ist schon überbaut. Jetzt soll es also dem Rest an den Kragen gehen – und viele bedauern das.

"Das hat Geschichte da. Das ist ein Wahrzeichen für München." Münchner Bürger

Doch die Bagger werden ja nicht gleich morgen anrücken, beschwichtigt Jobst Kayser-Eichberg, dessen Firma Sedlmayer Grund und Immobilien das Grundstück gehört.

"Das ist ein ganz langer Prozess, den man jetzt erst einleiten wird in Gesprächen mit ABInbev." Jobst Kayser-Eichberg

ABInbev mit der Zentrale in New York - so heißt inzwischen der international Braukonzern, dem Löwenbräu und Spaten gehören. Vor 15 Jahren war es noch Interbrew mit Zentrale in Belgien, an den die Münchner Traditionsmarken verkauft wurden.


Gebraut wird auf gepachtetem Grund

Den Grund und Boden aber hatte Kayser-Eichberg mit seiner Münchner Firma damals schon selbst behalten, die Brauereien sind nur noch Pächter, und deren Pachtzins wird sich im Übrigen ab dem nächsten Jahr verzehnfachen. Ein großer Anreiz, sich zu verkleinern. Der ursprüngliche Plan sah vor, dass die Brauereien dann schon die Innenstadt verlassen haben sollten. Aber da gibt es ein Problem: Wer nicht in München braut, darf nicht mehr aufs Oktoberfest. Und im Stadtgebiet gibt es keine Flächen mehr.


Nach dem Umzug droht noch mehr Lkw-Verkehr in der Nacht

Deswegen müssen Löwenbräu und Spaten also zusammenrücken, statt raus vor die Stadt. Die beiden Brauereigelände sind schon jetzt durch eine Brücke und Rohrleitungen verbunden. Auch die Löwenbräu-Biere werden bei Spaten abgefüllt. Wenn aus den beiden Brauereien endgültig eine wird, ist es vor allem der Lagerplatz, der knapp werden wird. Statt der alten Reifekeller gibt es dann nur noch Metalltanks. Und das Leergut hat dann keinen Platz mehr auf dem Gelände, sondern muss nachts just in time per Shuttle-Lkw geliefert werden.

Zehn Jahre wird es wohl noch dauern, bis es einen neuen Bebauungsplan gibt. Dann will Jobst Kayser-Eichberg auf dem Löwenbräu-Gelände Mietwohnungen bauen. Nicht nur Luxuswohnungen, verspricht er:

"Das gehört dazu, dass neben sehr teuren Wohnungen auch solche erstellt werden, die sich der Normalbürger noch leisten kann." Jobst Kayser-Eichberg


Zumindest der Löwenbräukeller bleibt

Die Münchner Regelung zur Sozialgerechten Bodennutzung schreibt inzwischen 40 Prozent bezahlbare Wohnungen vor - das gilt auch hier. Und so sehen manche Münchner das bevorstehende Ende der Löwenbräu-Brauerei eher unsentimental - es ist ihnen schlichtweg egal. Und immerhin soll der denkmalgeschützte Löwenbräukeller auf jeden Fall stehen bleiben.