Kaum einer in Deutschland will heute noch Berufskraftfahrer werden. Rund 2.000 Frauen und Männer schlossen im letzten Jahr ihre Ausbildung ab. Gleichzeitig gingen 30.000 Fahrinnen und Fahrer in Rente. Der Arbeitsmarkt ist leergefegt. Das spürt auch der Spediteur Rainer Michael. Er ist Geschäftsführer einer Spedition aus Dettelbach (Lkr. Kitzingen).
"Das bedeutet einen wahnsinnigen Engpass auf dem Markt. Die Kunden werden vertröstet. Wir schieben Aufträge vor uns her. Und müssen dem Kunden mehr oder weniger mitteilen, wann wir kommen, wann wir Aufträge übernehmen." Spediteur Rainer Michel
Uwe Schreck ist Lkw-Fahrer seit fast 30 Jahren. Der 51-Jährige liebt die Freiheit. Auf dem Truck ist er sein eigener Herr. Allerdings merkt er auch die Schattenseiten seiner Arbeit.
"Stress auf der Straße. Der komplette Auslandsverkehr hat schon massiv zugenommen. Wenn ich da zurückdenke an die Anfangszeiten, war man schon alleine auf der Straße in Gänsefüßchen." Lkw-Fahrer Uwe Schreck
Auswirkungen auch auf Baustellen
Der Lkw-Fahrermangel ist auch auf den Baustellen zu spüren. Immer wieder kommt es vor, dass Speditionen aus Personalmangel den Termin nicht einhalten können. Wenn das Material auf den Baustellen knapp wird, dauern die Bauarbeiten etwas länger. Allerdings trifft das Problem nicht nur die Baubranche, sondern die gesamte Wirtschaft. Bis zu 20 Prozent der Lkw stehen in Speditionen, weil die Fahrer fehlen - bilanziert Sebastian Lechner vom Bundesverband der Speditionsunternehmen.
"Und wir alle kommen hier in eine Schieflage, in eine Zwickmühle. Weil die Kunden sitzen auf dem Trockenen, zum Teil, weil sie nicht mehr bedient werden. Und unsere Unternehmen kommen in Gewissensnöte, weil sie nur noch einen Teil der Kunden bedienen können." Sebastian Lechner vom Bundesverband der Speditionsunternehmen
Spediteur Rainer Michel versucht möglichst viele Aufträge durch geschickte Disposition abzuarbeiten. Über soziale Medien spricht er junge Menschen an, will sie so für die Ausbildung als Berufskraftfahrer begeistern. Die unterfränkische Spedition sucht weltweit nach Fahrern.
"Wir versuchen übers Ausland Fahrer zu rekrutieren. Haben Personal eingestellt, was sich um die Rekrutierung von Personal aus dem Ausland kümmert. Ja wir können sagen, ein Großteil unserer Aufgabe ist es nicht mehr den Kunden zu rekrutieren, sondern das Personal zu rekrutieren." Spediteur Rainer Michel
Lkw-Fahrer wie Uwe Schreck können von dem Mangel profitieren. Auf den Rastplätzen werden mehrere Tausend Euro Prämien bezahlt, wenn Fahrer den Arbeitsplatz wechseln. Jeder zweite Lkw-Fahrer ist über 55 Jahre alt. Deshalb suchen die Spediteure händeringend Nachwuchs.