Ankunft von Präsident Macron zum G7-Gipfel am Flughafen München Franz Josef Strauß. München, 25.06.2022
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Ankunft von Präsident Macron zum G7-Gipfel am Flughafen München Franz Josef Strauß. München, 25.06.2022

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"Lieber Lederhose und Dirndl als Pickelhaube und Stechschritt"

Der Freistaat habe mit seinen Trachtlern, Blaskapellen und Gebirgsschützen beim G7-Gipfel "Charme" gezeigt, meint Ministerpräsident Söder. In den sozialen Medien wird weiter eifrig diskutiert, über Außenwirkung und die Macht der Bilder.

Staatsempfänge oder Begrüßungen auf dem Rollfeld ohne traditionelle bayerische Kultur? "Was für eine Enttäuschung wäre das gewesen", sagt Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Bei der Pressekonferenz nach der Kabinettssitzung am Dienstag dankt Söder allen Trachtlern, Blaskapellen und Gebirgsschützen, die beim G7-Gipfel im Einsatz waren. "Sie waren hervorragende Repräsentanten für unser Land", sagt er. "Jeder Staatsgast hat sich darüber gefreut", fügt Söder hinzu und betont: "Jeder."

"Buntes, aber traditionsbewusstes Willkommen"

Staatsempfänge mit Abordnungen von Trachtenverbänden und Kompanien der Gebirgsschützen hätten in Bayern eine lange Tradition, lässt die Staatskanzlei auf BR24-Nachfrage wissen. Man wolle die Staatsgäste damit "besonders ehren". Das sei zum Beispiel auch schon unter den Ministerpräsidenten Goppel und Strauß so gewesen.

"Der Freistaat Bayern will sich dabei von seiner besten Seite zeigen und zugleich ein buntes, aber traditionsbewusstes Willkommen bieten." Welche Abordnungen zu welchem Staatsempfang kommen, würden allerdings die jeweiligen Dachverbände selbst entscheiden.

Für die, die am Flughafen München in Dirndl oder Lederhose vor US-Präsident Joe Biden oder Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron standen, war es eine "Ehre", ein "Abenteuer", sagen sie. Einer von ihnen betont:

"I g‘frei mi einfach, dass wir Bayern repräsentieren dürfen! Weil als Repräsentation für Bayern wird jetzt bei so einem Anlass nicht der FC Bayern herg'nommen, sondern die, die im Ehrenamt ihre Freizeit zur Verfügung stellen und ich sehe das schon auch als Wertschätzung."

"Andere können Shanty- oder Bergmannschor einladen"

Diese besondere Kultur mache den Charme des Freistaates aus, deswegen kämen auch Menschen aus aller Welt zum Oktoberfest und anderswo nach Bayern, sagt Söder und resümiert: "Bayern kann Gipfel. Bayern hat seine Pflicht getan mit großen Gipfeln, jetzt dürfen andere zeigen, ob sie es genauso gut können." Und die anderen könnten ja dann bei ihren Empfängen einen Shanty-Chor einladen oder einen Bergmanns-Chor, witzelt der Ministerpräsident.

Bayerns in die Welt gesandter Willkommensgruß an die Staatschefs der G7 und ihre Partnerländer, mit typisch bayerischer Tracht und Blasmusik, erntete im Netz auch viel Kritik und Spott. Warum setzt Söder auf genau diese Bilder?

"Söder schon im Wahlkampfmodus"

Markus Söder habe die Gelegenheit genutzt, die sich ihm geboten hat, sehr geschickt genutzt, sagt Politikwissenschaftlerin Jasmin Riedl von der Universität der Bundeswehr München im BR24live. Der CSU-Politiker sei schon im Wahlkampfmodus.

"Elmau liegt in Bayern – da wäre er ja schön blöd, wenn er das nicht für sich nutzbar machen würde." Man müsse auch sehen, dass in Teilen von Bayern die Brauchtumspflege ein wichtiger Punkt ist. Riedl vermutet: "Söder hat bestimmt auch das ein oder andere Herz einer Bayerin oder eines Bayern berührt."

Politikwissenschaftlerin: Netz-Diskussion ist Söder schnuppe

Obwohl auch viel über die Bilder der aufgereihten Trachtler am Münchner Flughafen und in der Münchner Residenz gewitzelt wurde, sei es dem Ministerpräsidenten gelungen, Bayern und seine Brauchtumseigenschaften ins Gespräch zu bringen. "Vermutlich ist es Herrn Söder relativ schnuppe, ob sich dann Menschen darüber ärgern oder wundern oder Sorge haben, dass jetzt alle in Deutschland so stilisiert werden könnten oder dass jeder Brite oder jede US-Amerikanerin denkt, dass wir nur in Tracht rumlaufen", sagt Riedl.

Diskussionen im Netz

Im Netz gehen die Diskussionen über die Außenwirkung Bayerns und Deutschlands unterdessen weiter. "Wenn jemand fragt, warum denkt die ganze Welt, in Deutschland tragen alle Lederhosen und Dirndl, zeige ich diesen Tweet", schreibt etwa ein User auf Twitter und verweist auf den Account von US-Präsident Joe Biden, mit einem Bild von dessen Ankunft am Münchner Flughafen.

"Mir ist lieber, man denkt bei Deutschland an Lederhose und Dirndl statt an Pickelhaube und Stechschritt", bekommt er zur Antwort. Ein weiterer User spricht von einem "genialen Werbespot für München und die Wiesn!". Ein anderer fordert, mit einem Herzchen versehen: "Lasst doch diesen Dirndl- & Lederhosenscheiß - Deutschland trägt das, was es will #Dirndl #Lederhose".

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