Kältere Schwimmbäder, ausgeschaltete Ampeln und die Reaktivierung von alten Ölbrennern. Die Städte und Gemeinden in Bayern planen eine Reihe von Maßnahmen, um den steigenden Energiepreisen wegen des Krieges in der Ukraine und einem befürchteten Gasmangel im kommenden Winter entgegenzuwirken.
Etliche Kommunen haben bereits konkrete Schritte verabschiedet, um in Gebäuden oder auf den Straßen den Strom- und Gasverbrauch zu drosseln. In weiteren Städten laufen die Vorbereitungen dazu. Ein Überblick über die Pläne in einigen der großen Städte des Freistaates:
München setzt auf Kohle und Öl
Die aktuelle Krise hat in der Landeshauptstadt dazu geführt, dass in den Freibädern und bei den Außenbecken der Hallenbäder die Mindesttemperatur abgesenkt wurde, um Energie einzusparen. Außerdem wird die Umstellung des Heizkraftwerks Nord auf Gasbetrieb verschoben. Der dortige Kohleblock soll zunächst weiter mit Steinkohle laufen und eventuell sogar die Produktion ausweiten. "Der Block ist sehr leistungsfähig und könnte mehr Wärme und Strom erzeugen als in den vergangenen Jahren", sagte die Pressesprecherin des Umweltreferats, Gesine Beste.
Bei anderen Kraftwerken würden die Münchner Stadtwerke nun zwei eigentlich schon stillgelegte Ölbrenner reaktivieren. "Die Ölreserven hierfür werden gerade aufgebaut", erläuterte Beste. Die Landeshauptstadt beobachte die aktuelle Entwicklung genau, um in Zukunft mit weiteren Maßnahmen schnell handeln zu können.
Das Umweltreferat darauf hin, dass bereits in der Vergangenheit der Wärmeverbrauch in städtischen Häusern durch bauliche, technische und betriebliche Maßnahmen um 29 Prozent reduziert worden sei. Auch die Straßenbeleuchtung werde seit Jahrzehnten optimiert. Im vergangenen Jahr sei mit der Umstellung der Lampen auf energiesparende LED-Technik begonnen worden.
Nürnberg schließt Hallenbäder
Die Stadt Nürnberg schließt ab Samstag, den 16. Juli, drei von vier Hallenbädern. Nur das Hallenbad im Stadtteil Langwasser bleibt geöffnet. Zum Ausgleich bleiben die städtischen Freibäder bis 25. September geöffnet.
"NürnbergBad" ist einer der großen städtischen Verbraucher von Wärme und Strom. Insgesamt benötigt der gesamte Betrieb inklusive dreier Freibäder und vier Hallenbäder pro Jahr circa 9,4 Millionen Kilowattstunden Fernwärme und circa 800.000 Kilowattstunden Gas. Durch die Bäderschließung für 72 Tage macht "NürnbergBad" Wärmeenergie für rund 1.500 Menschen in Nürnberg frei und Strom für rund 3.100 Menschen.
Auch die Freibäder laufen nach Angaben der Stadt derzeit ohne zusätzliche Beckenbeheizung. Das sei eine weitere Energieeinsparung von 1,3 Gigawattstunden. "Die Lage ist ernst und ich habe mich in Absprache mit den Kolleginnen und Kollegen der Stadtspitze dazu entschieden, diesen Schritt zu gehen. Ich bin dankbar, dass meine Entscheidung auch von den großen Fraktionen im Stadtrat nicht nur begrüßt, sondern auch in dieser Form mitgetragen wird", so Bürgermeister Christian Vogel (SPD), der zugleich erster Werkleiter von "NürnbergBad" ist.
Mögliche weitere Maßnahmen seien, die Beleuchtung historischer Bauwerke einzuschränken und die Straßenbeleuchtung zu reduzieren.
Ein weiterer Ansatz ist in Nürnberg, die Mitarbeiter künftig wieder verstärkt von zu Hause arbeiten zu lassen, um Raumkosten zu sparen. "Bestandteil wird sicher sein, in der Stadtverwaltung noch einmal intensiv für das Energiesparen zu werben", meinte Franke. Nach dem Stadtratsbeschluss sollten die Projekte rasch umgesetzt werden.
Augsburg spart Gas und Geld
In Bayerns drittgrößter Stadt hat die Verwaltung ausgerechnet, dass die kommunalen Energiekosten von bislang 16 Millionen Euro um etwa 80 Prozent in diesem Jahr in die Höhe schießen könnten. Die Stadt Augsburg hat nun Maßnahmen beschlossen, um den Gasverbrauch zu reduzieren und den Haushalt zu entlasten. Zudem sei ein Krisenstab eingerichtet worden.
Zu den Maßnahmen zählt, dass auf Fassadenbeleuchtung weitgehend verzichtet wird. Auch Brunnen werden abgeschaltet. Nur die drei Monumentalbrunnen, die zu der von der UNESCO zum Welterbe erklärten historischen Augsburger Wasserwirtschaft zählen, laufen noch weiter. Auch der beliebte abendliche "Lichterzauber" im Botanischen Garten wird eingeschränkt, indem der Garten nun an den Samstagen nur noch bis 22.30 Uhr statt Mitternacht beleuchtet wird.
Bei den Augsburger Freibädern wurde die Wassertemperatur um insgesamt zwei Grad reduziert, dies soll später auch für die Hallenbäder gelten. Die Straßenbeleuchtung wird künftig gedimmt. Wie die Stadt weiter berichtete, wird derzeit mit der Polizei geklärt, ob auch Ampelanlagen abgeschaltet werden können. Zudem wird schon überlegt, welche Behörden in den Weihnachtsferien eventuell nicht wie sonst üblich geöffnet werden müssen.
Regensburg heizt weniger
Die Oberpfälzer Domstadt hat bereits am 1. April erste Maßnahmen umgesetzt. Damals seien in Regensburgs Schwimmbädern die Wassertemperatur in den Becken verringert und Spül- sowie Duschintervalle reduziert worden, sagte Sprecherin Dagmar Obermeier-Kundel. "Die Außenbecken werden derzeit nur durch die Sonne beheizt." Weitere bereits veranlasste Maßnahmen seien die Absenkung der Heiztemperaturen in Büros und Sporthallen sowie das mobile Arbeiten der städtischen Bediensteten. Darüber hinaus werden auch in Regensburg das nächtliche Abschalten von Ampeln und die Reduzierung von Außenbeleuchtung geprüft.
Würzburg erarbeitet Notfallplan
Die unterfränkische Großstadt Würzburg bereitet einen Notfallplan vor, der ein ganzes Bündel von Maßnahmen enthält. Dazu zählt beispielsweise auch die Absenkung der Temperatur in den Verwaltungsgebäuden oder die Zusammenlegung von Dienststellen. Mitarbeiter sollen motiviert werden, wieder verstärkt im Home-Office zu arbeiten. Nach einem vor wenigen Tagen gefassten Stadtratsbeschluss könnten auch in Würzburg die Schwimmbadtemperaturen gesenkt und die Straßenbeleuchtung eingeschränkt werden.
Bamberg wartet ab
Das oberfränkische Bamberg verweist darauf, dass bereits seit vielen Jahren Energie eingespart werde, vor allem durch energetische Sanierung kommunaler Gebäude. So sei beispielsweise das Bambados-Hallenbad als Passivhaus-Bad besonders energiesparend. Zudem seien bereits Ampeln und Laternen auf LED-Technik umgerüstet. Weitere kurzfristige Maßnahmen, die nun aufgrund der Ukraine-Krise notwendig seien, würden dann umgesetzt. "Konkrete Umsetzungspläne dafür existieren bei der Stadt Bamberg derzeit noch nicht", sagte Stadtsprecher Sebastian Martin. Das weitere Vorgehen hänge von den noch nicht bekannten Rahmenbedingungen ab, beispielsweise welche Energiemengen wann verfügbar seien.
Passau prüft Öffnungszeiten und Raumtemperaturen
In Niederbayern hat der Passauer Oberbürgermeister Jürgen Dupper (SPD) alle städtischen Referate und die Tochtergesellschaften beauftragt, bis 1. August Vorschläge auszuarbeiten. In der heutigen Zeit könne die Kommune ihre Einrichtungen wie die Eisarena, eine Sauna oder das warme Lesezimmer in der Bücherei nicht uneingeschränkt betreiben. "Aus diesem Grund werden alle Bereiche uneingeschränkt unter die Lupe genommen", sagte der Politiker. Denkbar seien eingeschränkte Öffnungszeiten und abgesenkte Raumtemperaturen. Es werde keine Tabus geben, betont die Passauer Verwaltung.
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