Nach den Problemen mit der Überlastung der digitalen Lernplattform Mebis in den ersten Tagen des erneuten Lockdowns soll sie am Wochenende noch einmal auf Herz und Nieren geprüft werden. Externe IT-Unternehmen sollen am Samstag und Sonntag und dann noch ausführlicher in den Ferien untersuchen, wie sich Mebis unter extremer Belastung verhält.
Dadurch erhoffen sich die Verantwortlichen Aufschluss darüber, wie das System weiter verbessert werden kann. Dies gilt als Voraussetzung dafür, dass die Plattform nach den Weihnachtsferien für den zu erwartenden Distanz- und Wechselunterricht ab dem 11. Januar gerüstet ist.
Auch nach über einem halben Jahr steht Mebis auf dünnen Beinen
Seit dem ersten Lockdown im Frühjahr ist bekannt, dass die bayerische digitale Lernplattform Mebis schnell in die Knie geht, sobald eine Vielzahl von Schülerinnen und Schülern dort auf Lehrinhalte zugreifen will.
Auch wenn seither viele Monate ins Land gegangen waren, hat Mebis in den ersten Tagen des erneuten Lockdowns - vor allem am frühen Vormittag - erneut schlapp gemacht: Viele Schüler konnten sie erst nach langen Wartezeiten oder auch gar nicht benutzen. Viele Lehrer und Schüler haben deshalb die Arbeit mit dem System entnervt aufgegeben.
Mebis sorgt für dicke Luft in der schwarz-orangen Koalition
Mebis steht für "Medien, Bildung, Service" und war vor sechs Jahren vom damaligen Kultusminister Ludwig Spaenle als Digitalplattform für Bayerns Schulen eingeführt worden - zunächst als Ergänzung zum normalen Unterricht.
Hier kann jede Lehrkraft Inhalte bereitstellen mit Texten, Fotos, Audios und Videos. Und sie kann mit der Klasse einen schriftlichen Gruppenchat aufmachen. Was sie nicht kann: Eine Videokonferenz abhalten, wie sie für den Distanz-Unterricht gebraucht wird.
Die Probleme mit Mebis sorgten auch für Verstimmung innerhalb der schwarz-orangen Koalition in Bayern. Die Freien Wähler sahen sich genötigt, ihren Kultusminister vor Angriffen ihres Koalitionspartners CSU in Schutz zu nehmen. Die Vorsitzende der Bayern-SPD, Natascha Kohnen, forderte den Rücktritt von Kultusminister Miachael Piazolo (Freie Wähler), falls Mebis zum Schulbeginn im Januar erneut überfordert sei.
Lehrerverband kritisiert Alleingang der Länder bei Lernplattformen
Der Deutsche Lehrerverband kritisiert, dass jedes Bundesland sein eigenes System für digitales Lernen hat. Verbandspräsident Heinz-Peter Meidinger sagte am Freitag dem ZDF-"Morgenmagazin", es gebe derzeit in kaum einem Bundesland eine wirklich funktionierende Lernplattform. Da sei im letzten halben Jahr viel versäumt worden. Außerdem gebe es an 60 Prozent der Schulen nach wie vor kein schnelles Internet.
Piazolo: Schulen sollen verschiedene Lern-Tools nutzen
Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) hat die Schulen unterdessen dazu aufgerufen, sich breit aufzustellen und einen Mix verschiedener Möglichkeiten für die Vermittlung von Inhalten zu nutzen. Vor allem für einen morgendlichen Beginn des Unterrichts sei MS Teams besser geeignet. Mit Mebis könnten die Schüler dann Dinge nacharbeiten – zu unterschiedlichen Zeiten. Außerdem gebe es auch andere Videokonferenztools oder Cloud-Lösungen, sagte Piazolo dem Bayerischen Rundfunk. Auch müsse Distanzuntericht nicht automatisch "digital" bedeuten.
Die Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands, Simone Fleischmann, will aber kein digitales Klein-Klein. Sie setzt auf die angekündigte große Lösung mit einer Bayern-Cloud, die dann alle Formen der Kommunikation möglich machen soll. Es laufe aber gerade erst der "Beschaffungsvorgang", teilt das Kultusministerium mit. Vorsorglich hat das Kultusministerium die Schul-Lizenz für MS Teams bis Ende April verlängert.
Kapazität von Mebis dieses Jahr verzehnfacht
Nach Angaben des Kultusministers war die Serverkapazität für Mebis in den vergangenen Monaten verzehnfacht worden. Erste Analysen zeigten aber, dass nicht der Server das Problem sei, sondern die Software, sagte Piazolo dem BR. Das Ministerium geht davon aus, dass sich am Tag ein Achtel der Schüler bei Mebis einlogge, das sind rund 220.000.
Das Kultusministerium hat außerdem Vorwürfe zurückgewiesen, Schulleitungen mit Hinweis auf ihre "Loyalitätspflichten" aufzufordern, sich in den sozialen Netzwerken nicht kritisch zu den Ausfällen der Lernplattform zu äußern.
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Angesichts der Pannen bei der Online-Lernplattform Mebis hat Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) die Schulen dazu aufgerufen, sich breit aufzustellen und einen Mix verschiedener Möglichkeiten für die Vermittlung von Inhalten zu nutzen.
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