Ein Lehrer steht vor in einem Klassenzimmer vor Schülerinnen und Schülern.
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In Bayern haben sich bislang 384 Quereinsteiger für die Mittelschulen beworben.

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Quereinsteiger gegen den Lehrermangel - ist das die Lösung?

Stunden fallen aus, Klassen werden zusammengelegt oder die Kinder kommen früher nach Hause – weil Lehrkräfte fehlen. Bayern setzt unter anderem auf Quereinsteiger. Immer mehr Menschen bewerben sich – aber lösen sie das Problem?

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Die Werbekampagne für den Lehrerberuf scheint zu funktionieren. Das zeigen die Zahlen des Kultusministeriums, die der Bayerische Rundfunk auf Anfrage erhalten hat. Bislang haben sich für das kommende Schuljahr 384 Quereinsteiger für die Mittelschulen beworben.

Das sind mehr als in den vergangenen zwei Jahren, seit es die Möglichkeit zum Quereinstieg gibt. Von den aktuellen Bewerbern werden voraussichtlich 330 im nächsten Schuljahr mit ihrem Referendariat an den Schulen beginnen können. Für die Gymnasien werden die Zahlen der Quereinsteiger erst im Sommer veröffentlicht. Für die Grundschule gibt es diese Maßnahme nicht.

Lehrer vor einer Schulklasse
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Quereinsteiger gegen den Lehrermangel - ist das die Lösung?

Quereinsteiger können den Unterricht bereichern

Die 36-jährige Adriane Klotz hat den Aufruf des Kultusministeriums durch Zufall vor zwei Jahren entdeckt und sich sofort beworben. Zwei Jahre später macht sie ihre letzten Prüfungen. Bald ist sie "fertige" Lehrerin an der Mittelschule Ingolstadt.

Zuvor hatte Klotz jahrelang in der Automobilbranche gearbeitet und einen Magister in klassischer Philologie und Germanistik gemacht. Die Arbeit in der Schule begeistert die Quereinsteigerin: "All das, was man in der Wirtschaft für ein Unternehmen macht, macht man hier für die Kinder", erzählt sie. Es sei ein sehr strukturiertes und flexibles Arbeiten. Als Quereinsteigerin könne man den Unterricht bereichern, weil man über den Tellerrand hinausschaue.

Kann jetzt jeder Lehrkraft werden?

Wer sich für einen Quereinstieg interessiert, muss ein einschlägiges Fach studiert haben, oder für Berufsschulen entsprechende Berufserfahrung vorweisen. Im zweijährigen Vorbereitungsdienst, bekannt als Referendariat, sollen die angehenden Lehrkräfte dann lernen, was sie pädagogisch für ihren künftigen Beruf brauchen.

Neu ist in Bayern, dass deutlich mehr Studienabschlüsse diesen Weg möglich machen als vorher, und das auch für fast alle Schularten. So können zum Beispiel an Mittel- und Berufsschulen künftig auch Fachhochschulabsolventen mit Masterabschluss Lehrer oder Lehrerin werden. Einzig Grundschulen sind weiterhin komplett vom Quereinstieg ausgenommen.

Verband kritisiert: Quereinsteiger nicht als Ersatzlösung

Kritik kommt vom Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband. Dass sich so viele Quereinsteiger für die Mittelschulen bewerben, zeige ja, dass es hinten und vorne an Lehrkräften fehle, sagt dessen Präsidentin, Simone Fleischmann. Menschen von außen seien zwar in der Schule immer willkommen – als Ergänzung für den Unterricht. Sie könnten ausgebildete Lehrkräfte aber nicht ersetzen.

Das zweijährige Referendariat könne nicht das gesamte Lehramtsstudium ersetzen, so Simone Fleischmann. Die Frage sei doch, ob man in der kurzen Zeit Quereinsteigern die nötigen Qualifikationen beibringen könne. Laut BLLV fehlen in ganz Bayern 4.000 Lehrkräfte in Vollzeit.

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