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Im Winter und Frühjahr wird der vom Lech durchflossene Stausee Forggensee (Speicher Roßhaupten) abgelassen.

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Leerer Forggensee - mit ökologischen Folgen

Der trocken gelegte Forggensee im malerischen Königswinkel im Allgäu soll zum Teil und Schritt für Schritt wieder aufgestaut werden. Für die Fische und ihren Nachwuchs kommt das Wasser aber zu spät. Von Frank Jordan

Bienen summen von Blüte zu Blüte, Schmetterlinge flattern lautlos durchs kniehohe Grün - eigentlich ein idyllisches Bild, wenn man nicht wüsste, dass an dieser Stelle der Forggensee jetzt im Juli hüfthoch stehen müsste, und sich im Wasser Karpfen, Hecht und Zander tummeln sollten.

"Da würden jetzt die Karpfen drin laichen. Da liegen dann ungefähr, meistens so um die 150, 250 Karpfen da, was immer sehr schön ist, wenn man so etwas sieht. Die ziehen da rein, da ist das Wasser ungefähr 60, 70 Zentimeter hoch und dann machen die ihre Laichspiele da drin." Matthias Heinz, Kreisfischereiverein Füssen

Katastrophale Folgen für den Fischbestand im Forggensee

Das Problem: Dieses Frühjahr hat es keine Laichspiele gegeben. Matthias Heinz ist erster Vorsitzender des Kreisfischereivereins Füssen. Er ist nur 50 Meter von der Vereinshütte am Ufer entfernt. In einen normalen Sommer bräuchte er ein Boot, um hierher zu kommen, aber jetzt kann er zu Fuß gehen. Denn der Forggensee hat kein Wasser - mit katastrophalen Folgen für die Fische und ihren Nachwuchs.

"Also, ein Zander mit ca. 60 Zentimeter hat zwei Kilo herum und macht 300.000 Eier. Und wenn man das mal ... von den ganzen Tausenden von Pärchen, die da ablaichen, wenn man das mal hochrechnet, wieviel Verlust das dann von einem Jahrgang ist. Und diesen Verlust von einem Jahrgang zu reproduzieren, ist eigentlich so gut wie unmöglich." Matthias Heinz, Kreisfischereiverein Füssen

Normalerweise wird der künstlich angelegte Forggensee ab April mit Schmelzwasser aus den Bergen gefüllt. Dieses Jahr nicht. Grund sind notwendige Sanierungsarbeiten an dem Staudamm. Aber ohne Damm kein Wasser. Ohne Wasser keine Fische.

Fischlokal ohne Fisch

Für den Kreisfischereiverein und seine über 300 Mitglieder nicht nur ein ökologisches Problem, sondern auch ein ökonomisches. Am deutlichsten wird das im Kühlraum, wo bei Betreten sofort die Kühlung laut anspringt, er müsste jetzt im Juli eigentlich voll sein.

"Hier ist unsere Kühlzelle, wo die ganzen gefangenen Fische, nachdem sie geschlachtet, filettiert und aufgeschnitten wurden, gelagert werden. Und vor dort treten sie die Reise in die heimische Gastronomie und in die auswärtige an, aber leider momentan wenig drin." Matthias Heinz, Kreisfischereiverein Füssen

Nur ein paar Weißfische aus dem Nachbarsee liegen im Regal. Normal wäre an so einem schönen Sommertag die eigene Gastwirtschaft rappelvoll. Doch die Rolläden sind runtergelassen, die Bänke auf der Terrasse hochgestellt. Ein Fischlokal ohne Fisch macht keinen Sinn. Sie haben die Verluste für diese Saison insgesamt mal hochgerechnet und sind auf eine Summe von 100.000 Euro gekommen.

"Geld kann man alles wieder reinholen, Geld kann man mit Fleiß wieder machen, aber die Tiere da unten, dass die praktisch um ihr Leben kämpfen, gar keine Lebensbedingungen vorfinden, mit denen sie sich zurechtfinden, und die eingesperrt sind wie in einer Badewanne - das tut richtig weh, und der Natur tut man damit kein gefallen." Matthias Heinz, Kreisfischereiverein Füssen

Seit Montag wird der Forggensee wieder gefüllt, aber nur langsam, und nur zum Teil, um zu Prüfen, ob der sanierte Damm jetzt hält. Für die Fische und ihren Nachwuchs kommt das zu spät.