Sie kommen aus Slowenien, Italien, Österreich, der Schweiz, Frankreich, Liechtenstein und Deutschland; sie sind zwischen 15 und 18 Jahre alt und engagiert bei der Sache. Die Teilnehmenden des 17. Jugendparlaments zur Alpenkonvention (englisch: Youth Parliament for the Alpine Convention, deshalb kurz: YPAC) sind nach zehn Jahren das erste Mal wieder in Sonthofen zusammenkommen.
In vier Gruppen, den "Komitees", arbeiten sie hochkonzentriert an ihren Themenbereichen. Viele haben Laptops und Tablets vor sich aufgestellt. Sogar das Styling ist teilweise schon "businesslike". Einige der jungen Männer zum Beispiel tragen Anzug und Krawatte zur Zahnspange.
So funktioniert das Jugendparlament
In den Diskussionen geht es um alpinen Tourismus, gesellschaftliches Zusammenleben, ökologische Herausforderungen und kulturelles Leben. Die bald 17-jährige Paula aus Innsbruck leitet gemeinsam mit einer Jugendlichen aus Slowenien die Gruppe "Zusammenleben". Sie moderieren die Diskussionsrunden und helfen dabei, die Resolutionen zu formulieren. Ziel der einzelnen Komitees ist es, ihre Ideen und Forderungen zu Vereinbarungen zusammenzufassen und sie anschließend im Plenum vorzustellen und abstimmen zu lassen.
Paula ist zum dritten Mal beim internationalen Jugendparlament dabei und sagt: Es habe sie beeindruckt, wie toll Jugendliche aus unterschiedlichen Kulturen und Ländern zusammenarbeiten könnten. Und: "Das Jugendparlament hat mich selbstbewusster gemacht." Anfangs habe sie sich nicht getraut, Englisch zu sprechen – alle Diskussionen des YPAC werden auf Englisch geführt - oder ihre Meinung vor so vielen anderen zu vertreten, aber durch das Jugendparlament habe sie gelernt, dass jede Meinung wichtig sei.
Overtourism - auch fürs Jugendparlament ein Thema
In der Gruppe "Tourismus" ist Nicolas aus der Schweiz dabei. Der 18-Jährige berichtet, die Gruppe habe sich des Themas Overtourism angenommen und durchdenke gerade eine App, die die Verteilung des Tourismus in der Alpenregion trackt. So könne sie Empfehlungen geben, wo Touristen jetzt gerade nicht hingehen sollten, weil es schon so voll ist.
Am Ende des YPAC stellen die Schüler und Schülerinnen ihre Resolutionen der Öffentlichkeit vor und besprechen sie mit Verantwortlichen aus der Politik. Das machen sie jedes Jahr. Nicolas, der ebenfalls schon zum dritten Mal dabei ist, hat den Wunsch, dass die Anliegen der Jugendlichen ernster genommen und auch umgesetzt werden.
Diese Impulse konnte das Jugendparlament bereits setzen
Gastgeber des Jugendparlamentes zur Alpenkonvention ist dieses Jahr das Gymnasium Sonthofen. Mit Lina Stockhaus stellt es eine der vier Präsidentinnen und Präsidenten. Die 17-Jährige hat in ihrer Heimat schon gute Erfahrungen mit der Politik gemacht. Durch Impulse des YPAC sei Sonthofen zum Beispiel zur Radstadt geworden und will künftig nun beim Bau von Spielplätzen auf behindertengerechte Einrichtungen achten.
Für Lina Stockhaus ist das internationale Jugendparlament zudem eine Plattform, über die sie mit Politkern und Politikerinnen ins Gespräch kommen und ihre Interessen vertreten kann. "Solange wir noch nicht wählen dürfen, müssen wir die Verantwortlichen der Politik anders über unsere Anliegen informieren. Schließlich sind wir die Zukunft", sagt sie.
Darüber hinaus lernen die Jugendlichen bei YPAC viel über demokratische Strukturen, zu Abstimmungsprozessen und Ergebnissen. Und sie profitieren persönlich, lernen andere Kulturen kennen und bauen Netzwerke auf.
Jugendparlament tagt noch bis Freitag
Am Freitag geht das Jugendparlament zur Alpenkonvention zu Ende. Am Vormittag stellen die Jugendlichen im Haus Oberallgäu in Sonthofen ihre Ergebnisse der Öffentlichkeit vor und überreichen sie Vertretern und Vertreterinnen aus der Politik.
Die Alpenkonvention ist ein internationaler Vertrag, der von den Ländern der Alpenregion sowie der Europäischen Union unterzeichnet wurde. Das transnationale Abkommen soll die Gebirgskette grenzüberschreitend nachhaltig entwickeln und schützen.
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