Ein Schwerlastenrad rollt durchs Regensburger Hafenviertel
Bildrechte: BR/Sebastian Sitzberger

Mit dem Schwerlastrad durch die Innenstadt: Am besten funktioniert das Lieferkonzept auf der sogenannten letzten Meile.

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Lastenrad statt Lastwagen: Einsatz auf der "letzten Meile"

Verstopfte Innenstädte und Dieselabgase - in Bayerns Städten nimmt der Lieferverkehr viel Platz weg. Abhilfe könnten sogenannte Schwerlastenräder sein. Ein Regensburger Betrieb zeigt: Der Bedarf ist da. Eine Goldgrube ist die Branche aber noch nicht.

Ein Lagerhaus im Regensburger Hafenviertel: Fahrer Wilfried Loubet schichtet Pakete in den Container seines Lastenrades. Aber es ist nicht irgendein Lastenrad: "Feine Fracht" arbeitet mit sogenannten Schwerlasträdern. Die sind noch einmal ein gutes Stück größer als normale Lastenbikes. 150 Kilo Zuladung passen in den Container seines Modells. Wilfried ist in Eile. Es gibt viel zu tun für die Lastenrad-Logistiker aus Regensburg.

Geliefert wird alles, was in den Container passt

An diesem Tag auf dem Lieferplan: Gemüse von der Regensburger Ökokiste, Kaffee für die Gastronomie, Fundsachen vom öffentlichen Nahverkehr für das Fundamt, die Essenslieferungen für einen Cateringbetrieb und eine Ladung Post und Pakete für einen neuen Großkunden.

Vor gut zwei Jahren ist "Feine Fracht" als Logistik-Abteilung eines ansässigen Fahrradgeschäfts entstanden. Anfangs lieferten die Kuriere nur reparierte Fahrräder zurück an die Kunden, heute kommt alles Mögliche auf die Ladeflächen und in die Container der elektrisch unterstützten Schwerlasträder. Aus einem Startup mit einer Hand voll Mitarbeitenden ist ein kleiner Betrieb mit 17 Angestellten geworden - neun davon in Vollzeit.

Logistik für die "letzte Meile"

Lastenrad-Logistik funktioniert am besten auf der sogenannten letzten Meile. "Feine Fracht" etwa beliefert Kunden über das gesamte Regensburger Stadtgebiet. Die Waren kommen aus einem Umkreis von bis zu 35 Kilometern, werden zum Teil mit dem E-Transporter abgeholt. Ausgeliefert wird ausschließlich mit dem Lastenfahrrad.

Größter Vorteil: Direkte Wege

Damit unterscheiden sich die Lastenrad-Logistiker von großen Speditionen, die ihre Güter oft über weite Distanzen und über Fernstraßen transportieren. Auch was die Lagerkapazitäten angeht, kann der kleine Betrieb aus Regensburg nicht mithalten. Sie nutzen dafür ihre eindeutigen Vorteile: Lieferungen am selben Tag und oft innerhalb weniger Stunden, "weil wir abholen und oft direkt zum Endkunden fahren können", erklärt Bereichsleiter Christian Wenzl.

Mehr als 300 Kilo Zuladung sind möglich

Anders als bei gewöhnlichen Fahrradkurieren sind bei Schwerlasträdern aber die Lieferkapazitäten um einiges größer. Ein Lastenrad-Gespann mit Anhänger schafft locker 300 Kilo Ladung - Kleintransporter-Niveau.

Erste Lastenrad-Ketten drängen in deutsche Großstädte

Lastenrad-Logistik ist im Kommen: In einigen deutschen Großstädten gibt es mittlerweile sogar Lastenrad-Ketten, unter anderem in München. Doch noch ist das Geschäft keine Goldgrube, sagt Christian Wenzl. Viele Kunden setzen nach wie vor auf etablierte Speditionen mit größeren Lagerkapazitäten und oft günstigeren Liefertarifen.

Kundenakquise ist harte Arbeit

Beim Thema Schwerlastfahrrad seien die Kunden noch zurückhaltend. Zwar konnte der Lastenrad-Betrieb aus Regensburg in den letzten zwei Jahren seinen Umsatz vervierfachen, zumeist stammen die Aufträge aber weiter von Bestandskunden, viele davon - Stichwort Lokalpatriotismus - mit Wurzeln in der Region. Die Kundenakquise sei nach wie vor harte Arbeit, sagt Wenzl.

Ortsansässige Unternehmen schätzen Lastenrad-Logistik

Wer aber einmal dabei ist, weiß die Lastenrad-Logistiker zu schätzen. Die Kaffeerösterei Rehorik aus Regensburg etwa zählt zu den Kunden der ersten Stunde. Inhaber Heiko Rehorik schätzt den Mehrwert der Lieferung mit dem Lastenrad: "Für uns ist es besonders wichtig, dass wir hier in der Region nachhaltig arbeiten. Warum in der Innenstadt mit dem stinkenden Diesel durch die Gegend gurken, wenn man alles mit dem Fahrrad erreichen kann? Wir wollen das Netzwerk hier in Regensburg nutzen und mit ansässigen Unternehmen zusammenarbeiten."

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