Kein Hochwasser in Altmühlfranken
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Landwirte und Naturschützer im südlichen Franken befürchten heuer eine schlimme Trockenheit.

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Landwirte alarmiert: Erstmals keine Überschwemmung im Altmühltal

Landwirte und Naturschützer im südlichen Franken befürchten heuer eine schlimme Trockenheit. Erstmals sind die Wiesen rund um die Altmühl nördlich von Gunzenhausen um diese Jahreszeit nicht überschwemmt. Experten fordern ein totales Umdenken.

Ratlose Gesichter beim Ortstermin an einem Graben im Altmühltal. "Normalerweise könnten wir hier nicht stehen, das Wasser würde uns bis zu den Waden reichen", sagt Klaus Fackler vom Landschaftspflegeverband Mittelfranken. In dem Gebiet nördlich vom Altmühlsee bei Gunzenhausen gehören Überschwemmungen im Frühjahr seit Jahrhunderten zum Alltag. Doch in diesem Jahr fehlt das Wasser. Zum allerersten Mal in der Geschichte.

Erstmals seit Jahrhunderten keine Überschwemmung im Frühjahr

Mit dem Frühjahrshochwasser der Altmühl hatten die Landwirte seit Jahrhunderten ihre liebe Not. In den letzten 30 Jahren haben Naturschützer, Landwirte und Behörden aus dieser Not eine Tugend gemacht. Sie haben das sogenannte Wiesmet zum Vogelschutzgebiet entwickelt. Auf überschwemmten Wiesen rasten Zugvögel und für Kiebitz und Uferschnepfe sind es eine der letzten Brutgebiete in ganz Deutschland. Landwirte verpflichten sich, wenig zu düngen und bekommen dafür Geld von den Naturschutzbehörden. Die Zusammenarbeit ist über viele Jahre gewachsen und erprobt. Und jetzt stehen alle gemeinsam ratlos am Graben.

Wasser fehlt: die Lage ist dramatisch

Naturschützer, Landwirte und Vertreter der Naturschutzbehörden kommen gemeinsam zur gleichen Einschätzung. Es fehlt Wasser und die Lage wird langsam dramatisch. Seit fünf, sechs Jahren würde kein Landwirt mehr am Klimawandel zweifeln, sagt der Sprecher der Landwirte im Wiesmet, Heinz Fischer. "Es ist trocken wie nie".

Seit Jahren hat es in der ohnehin trockenen Gegend viel zu wenig geregnet, die Grundwasserspiegel haben den niedrigsten je gemessenen Stand erreicht. Das fehlende Grundwasser könne mit Niederschlag nicht mehr aufgeholt werden, meint Landwirt Fischer. Für den Norden Frankens ist in den nächsten Tagen Regen angesagt. "Selbst wenn es jetzt zehn Prozent mehr regnen würde als sonst, würde das kein Mensch merken", sagt er.

Ohne Wasser wächst nichts: Landwirten fehlt Futter

Die Runde sagt für dieses Jahr eine schlimmere Trockenheit als im vergangenen Jahr voraus. "Uns wird das Wasser heuer fehlen", sagt Landwirt Heinz Fischer. „Ich weiß nicht genau, wie das jetzt weitergeht.“ Aus dem vorigen Sommer seien keine Futtervorräte übrig. Zwischen Juni und Ende August stand in der Gegend kein einziger grüner Grashalm mehr.

Stefanie Schwarz von der Unteren Naturschutzbehörde in Ansbach betreut seit Jahren die Landwirte, die sich am Vertragsnaturschutzprogramm beteiligen. Sie zahlt Förderung an Landwirte, die wenig düngen. „Aber wenn Dünger fehlt und das Wasser fehlt, wird es natürlich problematisch. Das ist jetzt schon sehr, sehr krass", sagte sie.

Experten fordern totales Umdenken: Wasser zurückhalten

"Man muss das Wasser neu denken", sagt Dietmar Herold. Er betreut das millionenschwere Naturschutzprogramm "Lebensraum Altmühltal", bei dem in den nächsten Jahren rund zehn Millionen Euro an Fördergeldern von Bund und Freistaat in die Region fließen. Jahrzehntelang habe in der Landwirtschaft das Dogma geherrscht, das Wasser müsse möglichst schnell weg, sagt Herold. Es wurden Entwässerungsgräben angelegt, damit landwirtschaftliche Maschinen nicht im Schlamm steckenbleiben. "Das ist jetzt anders", sagt Herold. "Wir müssen künftig Wasser zurückhalten durch Wehre, auch die Wasserwirtschaft denkt inzwischen in diese Richtung."

Landwirt Thomas Högler staut Wasser in einem Graben. In diesen Wiesen rund um die Altmühl müsste jetzt eigentlich Hochwasser stehen.
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Landwirt Thomas Högler staut Wasser in einem Graben. In diesen Wiesen rund um die Altmühl müsste jetzt eigentlich Hochwasser stehen.

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