Symbolbild: Eine Schneekanone produziert an einer Skipiste Schnee.
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Symbolbild: Eine Schneekanone produziert an einer Skipiste Schnee.

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Landtag: Grüne wollen Förderstopp für Schneekanonen

Wenn ein sogenanntes "kleines Skigebiet" eine Seilbahn erneuern will, fördert der Freistaat auch das Drumherum wie neue Schneekanonen oder Parkplätze. Diese Zusatzförderung soll nach Grünen und SPD wegfallen, der Antrag scheiterte aber im Landtag.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Die Seilbahn-Förderrichtlinie steht kurz vor der Verlängerung. Wenn sich ein kleineres Skigebiet entschließt, eine alte Seilbahn aufzugeben und eine neue zu bauen, fördert der Freistaat das mit bis zu 35 Prozent der Kosten – auch beim Bau von Schneekanonen und neuen Parkplätzen.

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Sudelfeld: Neue Lifte, Teiche und Schneekanonen

Beispiel: Das Sudelfeld bei Bayrischzell. Hier ersetzen nun zwei komfortable Sessellifte insgesamt sechs alte Schlepplifte. Ohne die 35 Prozent vom Staat hätte die kleine Betreiberfirma Sudelfelder Bergbahnen GmbH die Erneuerung nicht stemmen können, sagt Geschäftsführer Egidius Stadler.

Für den gleichzeitigen Neubau von Schneekanonen und Beschneiungsteichen habe es zehn Prozent aus den Fördertöpfen gegeben.

Grüne: Schnee von gestern - Aiwanger: Kunstschnee notwendig

Das wollen die Landtagsgrünen zusammen mit der SPD künftig verhindern. Doch der Änderungsantrag für die Förderrichtline fand im Landtag keine Mehrheit: CSU, Freie Wähler, AfD und FDP stimmten dagegen. Der tourismuspolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, Christian Zwanziger, will aber am Ball bleiben und sagt klar: "Die Beschneiung wird schon allein wegen der Klimakrise und aus Umweltgründen keine dauerhafte Zukunft haben in Bayern. Und aus unserer Sicht sollten wir jetzt sofort aufhören, das zu fördern."

Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freien Wähler) kontert, es sei nicht an der Zeit, die Skigebiete trockenzulegen: "Es geht ja genau darum, wenn mal der Winter nicht so schneesicher ist, auch bayerische Skigebiete mit Kunstschnee abzusichern. Der Energieeinsatz dafür ist sehr überschaubar. Das machen viele andere europäische Länder viel krasser als Bayern."

Das sei Denken von gestern, sagen die Grünen unisono mit mehreren Umwelt- und Alpinverbänden, die die Abschaffung der Kunstschnee-Förderung parallel mit einer Petition erreichen wollen. Der alpine Skitourismus müsse auf Dauer durch alternative Winterkonzepte ersetzt werden. Weiter Schneekanonen zu fördern, setze falsche Anreize, so Zwanziger: "Mit dem Förderprogramm setzen wir Anreize, dass sich Skigebiete nicht auf den Weg machen, die Zukunft anzupacken." Denn wer jetzt nicht in Alternativen zum Alpintourismus investiere, könnte später abgehängt werden. Die Förderung von ganzjährigem Naturerlebnis für die Touristen sei das Ziel, im Winter zum Beispiel mit Schneeschuhwanderungen.

Möglicher Kompromiss: Ganzjähriger Liftbetrieb

Möglichst ganzjährig geöffnete Gondelbahnen und Sessellifte zu fördern – darin sind sich die Abgeordneten nahezu einig. Allerdings wollen die Grünen, dass keine neuen Parkplätze in den Ski- und Wandergebieten bezuschusst werden. Auch wenn eine neue Seilbahn mehr Personen auf den Berg bringt. Zu sanftem Tourismus gehört für Grüne und Umweltverbände, dass der öffentliche Nahverkehr so ausgebaut wird, dass die Touristen ohne Auto anreisen.

Für Wirtschaftsminister Aiwanger kann das aber kein Kriterium dafür sein, den Gebieten Fördermittel zu verweigern: "Wir müssen individuell aus Sicht des Skigebietes Politik machen und nicht sagen: Der, der das Pech hat, keinen üppigen ÖPNV zu haben, der wird eben abgeschnitten." Eine bessere Nahverkehrsanbindung könne Jahre dauern.

Hohe Energiepreise verteuern Kunstschnee

Aktuell machen die hohen Energiepreise den Einsatz von Schneekanonen sehr teuer. So forderte der Bund Naturschutz die Liftbetreiber auf, freiwillig auf Kunstschnee zu verzichten.

Ob die Fördermittel des Freistaats in der Vergangenheit gut angelegt waren, hat eine Consulting-Agentur für 42 Projekte untersucht. Ein Fazit war: Nur rund die Hälfte der geförderten Seilbahnen waren heuer auch im Sommer geöffnet. Die Stärkung eines Ganzjahrestourismus sei damit nur teilweise gelungen.

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