Im gesamten Landkreis Günzburg sollen ab sofort Containerdörfer aufgebaut werden. Das erklärte Landrat Hans Reichhart (CSU) am Mittwoch auf einer Pressekonferenz. Man sei im engen Austausch mit den Kommunen, welche Standorte dafür geeignet seien. Sollten diese Maßnahmen nicht ausreichen, kündigte Reichhart den Aufbau von Traglufthallen an. Erst als letzten Schritt und nur im Notfall würden auch Turnhallen als Unterkünfte genutzt, so der Landrat. Bisher gibt es in 17 von 34 Kommunen im Landkreis Günzburg Sammelunterkünfte für Geflüchtete.
Deutlich mehr Geflüchtete als vor Weihnachten
Die Zahl der Menschen, die der Landkreis Günzburg aufgenommen hat, ist zuletzt auf ein Rekordhoch gestiegen. Sie ist sogar höher als während der Flüchtlingskrise 2015. Mittlerweile kommen nach Angaben des Landratsamts pro Woche im Landkreis Günzburg rund 70 Schutzsuchende an. Vor Weihnachten waren es noch 20 Menschen pro Woche. Reichhart warnte davor, dass die Zahlen noch steigen könnten, sobald nach dem Winter wieder mehr Menschen versuchen, über das Mittelmeer nach Europa zu fliehen.
Landrat fordert finanzielle Unterstützung für den Landkreis
Der Landrat wünscht sich für die Unterbringung der Geflüchteten mehr finanzielle Unterstützung. Die Kosten seines Landkreises für das laufende Jahr bezifferte er mit rund 1,8 Millionen Euro. Geld, das der Haushalt nicht hergebe, so Reichhart, und das der Landkreis nicht vom Freistaat oder dem Bund erstattet bekomme.
Reichhart plädiert für veränderte Verteilung in Europa
Reichhart plädierte außerdem für einen neuen Verteilungsschlüssel auf europäischer Ebene. Er führte an, dass Frankreich beispielweise deutlich weniger Menschen aufgenommen habe als Deutschland. Man gerate mit der Versorgung so langsam an Grenzen, sagte Reichhart, der auch zum CSU-Parteivorstand gehört.
Schwaben bislang Bayerns Schlusslicht bei der Aufnahme
Mitarbeiter könnten ihre Regelarbeitszeit mittlerweile nur ausnahmsweise einhalten, erklärte der Landrat. Es fehle einfach an Personal, um die hohe Zahl an ankommenden Geflüchteten zu betreuen. Neben Günzburg haben auch andere Landkreise in den vergangenen Tagen auf die Belastung ihrer Mitarbeiter aufmerksam gemacht. Grund dafür, dass immer mehr Schutzsuchende in Bayern ankommen, ist auch, dass der Freistaat bundesweit im Schnitt weniger Menschen aus der Ukraine aufgenommen hat als andere Bundesländer. Der Regierungsbezirk Schwaben steht zudem bayernweit an letzter Stelle. Daher erwartet die Regierung von Schwaben, dass in den nächsten Wochen bis zu 2.500 Menschen ankommen, auf Günzburg entfallen demnach 230 Personen.
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