Dampf steigt aus einem Schornstein eines Heizkraftwerkes. (Symbolbild)
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Dampf steigt aus einem Schornstein eines Heizkraftwerkes. (Symbolbild)

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Bürgerentscheid: Holzheizkraftwerk in Kösching sorgt für Ärger

Es sorgt für hitzige Diskussionen unter den Köschingern: das geplante Holzheizkraftwerk im Gewerbegebiet bei Kösching, nördlich von Ingolstadt. Audi will damit CO2-neutral werden. Eine örtliche Initiative hat einen Bürgerentscheid am Sonntag bewirkt.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Die Stimmung in der Köschinger Bevölkerung ist angespannt. Für oder gegen das Kraftwerk - das ist die entscheidende Frage, die am heutigen Sonntag zur Abstimmung steht.

Nachhaltige Energie für Audi

Ausgangspunkt der Geschichte ist, dass die Audi AG bis 2025 an allen Standorten CO2 neutral werden will. In Brüssel ist das zum Beispiel schon passiert. Ingolstadt soll folgen. Deshalb will Audi die Wärmeversorgung über ein Holzheizkraftwerk sicherstellen. Das sei die optimale Lösung, sagt Rüdiger Recknagel, Umweltschutzbeauftragter von Audi.

In einem langen Prozess habe man sich gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut mit dem Thema beschäftigt. Sobald das Kraftwerk Wärme liefere, wolle man das Erdgaskraftwerk auf dem Gelände abschalten. Mit der Umsetzung hat Audi die Firma Prolignis beauftragt.

Standort im Gewerbegebiet nahe Kösching

Ein Standort auf dem Gelände des Autobauers selbst ist nicht möglich: zu wenig Platz. Prolignis hat nun ein Grundstück im Gewebegebiet nahe Kösching als Standort ausgewählt. Zwischen Raffinerie, Autobahn und Öllager. Luftlinie nach Kösching: etwa zwei Kilometer. Der Standort sei prädestiniert, meint Prolignis-Vorstand Tobias Mayinger. Man wäre zwischen den großen Industrien kaum sichtbar. Es ist bereits der dritte Versuch, ein geeignetes Grundstück zu finden.

Bürgerinitiative sorgt sich um Luft und Verkehr

Trotzdem ist die Bürgerinitiative dagegen. Der Wind trage die Emissionen direkt nach Kösching: "Die Luftbelastung ist in der Region eh schon so groß. Ingolstadt fällt mit ihren Messergebnissen deutschlandweit immer negativ auf. Das ist das berühmte Fass, das mit einem Tropfen zu überlaufen kommt", sagt Georg Altmann, Sprecher der Bürgerinitiative. Zudem würde das Verkehrsaufkommen noch steigen.

Die Firma Prolignis argumentiert ihrerseits, dass durch die neueste Technik bei den Filteranlagen der Emissionsausstoß so gering sei, dass man laut TÜV im Irrelevanzbereich läge und dieser somit vernachlässigbar sei. Der Verkehr würde nicht durch Kösching fahren, sondern über die nahegelegene Bundesstraße und Autobahn zum Werk kommen.

Waldbauern befürworten Kraftwerk

Die Sorge der Bürgerinitiative um den Wald sei unbegründet, wie die Forstbetriebsgemeinschaft im Landkreis Eichstätt mitteilt. Kein Waldbauer würde seinen Wald leerräumen, nur um das Kraftwerk zu versorgen. "Es wird nur Holz verwendet, dass nicht in der Industrie genutzt werden kann und es bleibt noch genug Totholz im Wald", sagt Johann Stadler, erster Vorsitzender der Betriebsgemeinschaft.

Der Ton zwischen den Gegnern und Befürwortern des Kraftwerks ist zuletzt auch immer rauer geworden. Die Bürgerinitiative sagt, sie fühle sich wie David gegen Goliath und unfair behandelt. Prolignis und Befürworter sehen sich mit falschen Behauptungen und Vorwürfen konfrontiert.

Bislang gute Wahlbeteiligung

Der Bürgermeister der Marktgemeinde Kösching Ralf Sitzmann (UW) wollte sich zum Kraftwerk kurz vor dem Bürgerentscheid nicht mehr äußern. Aber die Wahlbeteiligung sei bisher sehr gut. Wegen Corona ist es eine reine Briefwahl. Rund 7.000 Köschinger sind Wahlberechtigt. Am Sonntagabend, 16. Mai, soll dann das Ergebnis feststehen.

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