Bad Aibling, Bad Feilnbach und Bad Endorf – das sind die drei Kurorte im Landkreis Rosenheim. Und sie alle drei haben wie alle Kurorte in Deutschland unter der Gesundheitsreform von 1996 enorm gelitten. Jetzt schöpfen sie wieder Hoffnung.
Einbruch bei den Gästezahlen
Nach 1996 reduzierten sich die Gästezahlen in vielen Kurorten mindestens um die Hälfte. Das hatte zahlreiche Schließungen von Sanatorien und Kurhotels zur Folge. Von ehemals 17 Moorbadeeinrichtungen sind in Bad Aibling nur drei übrig geblieben. In Bad Endorf haben sich bewilligte Kuren um fast 90 Prozent reduziert und in Bad Feilnbach wurden sieben private Häuser geschlossen.
Badekuren wieder Kassenleistung
Ende 2020 hat das Bundeskabinett ein Gesetz beschlossen, wonach die Krankenkassen die Kurkosten zum Teil wieder übernehmen. Darin heißt es wörtlich: "Ambulante und stationäre Vorsorgeleistungen in anerkannten Kurorten werden von Ermessens- in Pflichtleistungen umgewandelt." Das wird in allen drei Kurorten im Landkreis Rosenheim sehr begrüßt.
Versicherte haben wieder Anspruch auf Kuren
Dass "ambulante Badekuren" in eine Pflichtleistung umgewandelt werden, sei ihm seit über 20 Jahren ein Anliegen, so Bad Endorfs Kurdirektor Peter Helfmeyer. Damit werde klargestellt, dass Versicherte einen gesetzlichen Anspruch auf diese wertvolle Vorsorgemaßnahme hätten.
Große Chance für Orte wie Bad Aibling
Begrüßt wird der Vorstoß auch von Bad Aiblings Kurdirektor Thomas Jahn. Für Bad Aibling als Kurort und Heilbad sei es eine große Chance die Kompetenz im Bereich Gesundheit noch deutlicher zur Geltung zu bringen - und auch die Gastgeber könnten von dieser Entwicklung profitieren.
Gesundheitsangebote nach wie vor sehr gefragt
Der Trend zum Urlaub in Oberbayern sei ungebrochen und Gesundheitstourismus sei der Megatrend der nächsten zehn Jahre, ist sich Bad Endorfs Kurdirektor Helfmeyer sicher. Das habe auch mit den gesellschaftlichen Veränderungen, zum Beispiel dem demographischen Wandel, zu tun. Nach der Gesundheitsreform von 1996 sei es durch Investitionen und Qualitätsoffensiven gelungen, die Wertschöpfungskette deutlich zu verbessern und die Verluste durch höhere Einnahmen teilweise zu kompensieren. Heute kommen jedes Jahr rund 50.000 Gäste nach Bad Endorf und über 300.000 Übernachtungen werden registriert. In Bad Endorf sind mit dem Gesundheitstourismus circa 1.000 Arbeitsplätze verbunden.
Vom Kurort zum Genussort
Bad Feilnbach ist bekannt für Bayerns größten Apfelmarkt, der jeden Herbst stattfindet. Das "Meran Bayerns" wird die kleine Gemeinde am Fuße des Wendelsteins mit seinen Tausenden von Apfelbäumen auch gerne genannt. Nach der Gesundheitsreform habe man zusätzliche Felder bestellen müssen und man habe sich auf einen naturnahen und nachhaltigen, Tourismus spezialisiert, so Cornelia Weber, die Leiterin des Kur- und Tourismusbüros. Der Weg hin zum Tourismusort sei ein längerer Prozess gewesen. Heute punktet Bad Feilnbach mit den Themen Wandern, Radfahren und Urlaub auf dem Bauernhof. Seit 2018 ist Bad Feilnbach zudem "Genussort".
Heilmittel Moor – Schwarzes Gold
Bad Aibling hat sein Heilmittel "Moor", das vor den Toren der Stadt abgebaut wird, nie ganz vergessen und auch neue Angebote erarbeitet: Zum Beispiel ein Programm für mentale Gesundheit namens "Im Moor zum inneren Gleichgewicht". Mit über 130 Gesundheitsdienstleistern in der Stadt biete man eine große Breite und Tiefe in diesem Themenfeld, und diese Konsequenz zahle sich nun aus, freut sich Kurdirektor Thomas Jahn. In Planung ist ein neues großes Moorbadehaus, das 2023 fertig sein könnte. Und auch das Kurmittelhaus Egger werde mit Fördermitteln saniert und modernisiert.
Zurück zu altem Glanz?
Zu den "alten Zeiten" werde man zwar nicht zurückkommen, aber es bestehe die große Chance, wieder aufzuholen und Verluste auszugleichen, so Bad Aiblings Kurdirektor Thomas Jahn. Die Pandemie und ihre Auswirkungen zeigten sehr deutlich, wie wichtig das Thema Gesundheit für die Menschen sei.
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