Kühe mit Kuhglocken auf einer Weide (Symbolbild)
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Kuhglocken-Streit: Amtsgericht Wolfratshausen weist Klage zurück

Immer wieder beschweren sich in Bayern Nachbarn von Landwirten über Lärmbelästigung, weil sie sich am Läuten der Kuhglocken stören. Das Amtsgericht Wolfratshausen hat jetzt die Klage eines Ehepaars aus dem oberbayerischen Greiling zurückgewiesen.

Genervte Anwohner, fassungslose Landwirte, und trotz all dem entspannte Kühe: Regelmäßig sorgen in Bayern Rechtsstreitigkeiten wegen Kuhglocken-Läutens für Schlagzeilen. Jetzt wurde erneut eine Entscheidung gefällt: Laut einem Gerichtsurteil dürfen Kühe auf einer Weide im oberbayerischen Greiling weiter Glocken tragen. Das Amtsgericht Wolfratshausen wies eine Lärmbelästigungs-Klage von Nachbarn gegen einen Landwirt zurück, wie eine Gerichtssprecherin mitteilte.

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Ehepaar wollte Glocken-Verbot von 22 bis 6 Uhr

Zunächst hatte der "Münchner Merkur" über den Fall berichtet. Demnach kam die Klage von einem Ehepaar, das genervt ist vom Kuhglocken-Geläut auf einer Wiese im Dorf, die an das Grundstück der Eheleute grenzt. "Deshalb möchten die Eheleute das Gebimmel zwischen 22 und 6 Uhr von der Wiese verbannt wissen", heißt es in dem Artikel.

Der Richter habe sich selbst ein Bild gemacht: "Der Ort ist erkennbar landwirtschaftlich geprägt", zitiert ihn die Zeitung. "Wenn Kühe mit Glocken in Greiling nicht grundsätzlich sozialadäquat wären, so wären sie das wohl in kaum einem bayerischen Dorf mehr." Auch den Balkon des Ehepaars besuchte der Richter laut dem Bericht: "Bei geschlossenem Fenster waren die Glocken überhaupt nicht mehr zu hören."

Gutachten: Grenzwerte nur einmal für 30 Minuten überschritten

Um den Streit zwischen dem Bauern und einem Ehepaar beurteilen zu können, beauftragte das Amtsgericht einen Experten mit einem Gutachten. Dadurch sollte geklärt werden, ob die Lautstärke der Kuhglocken den Grenzwert einhält. Oder ob nicht mehr alle Kühe Glocken bekommen dürfen, wie von den Klägern gefordert.

Auch über das Ergebnis des Gutachtens berichtet der "Münchner Merkur" – und schreibt: "Während der drei Wochen, in denen die Geräuschimmission an der Weide gemessen wurde, war es nur in einer Nacht für die Dauer von etwa 30 Minuten durch Kuhglockengeräusche zu einer Überschreitung des Grenzwertes um 5 Dezibel gekommen." Ansonsten seien die Werte tagsüber und nachts durchgehend unterschritten worden.

Ähnlicher Fall 2020 in Holzkirchen

In Holzkirchen (Landkreis Miesbach) hatte ein ähnlicher Streit jahrelang die Gerichte durch mehrere Instanzen beschäftigt. Im Jahr 2020 einigten sich schließlich ein Ehepaar und eine Bäuerin vor dem Oberlandesgericht München auf einen Vergleich. Höchstens drei Kühe dürfen dort seitdem Glocken tragen, mit einem Durchmesser von maximal zwölf Zentimetern und einem Zentimeter Toleranz. Zudem dürfen die Tiere nur auf einem bestimmten Teil der Weide grasen.

Auch den Bayerischen Landtag haben die Kuhglocken-Streitereien bereits beschäftigt. Die Freien Wähler (FW) setzten sich im Frühjahr dafür ein, Kuhglocken und andere Geräusche unter besonderen rechtlichen Schutz zu stellen. "Die Staatsregierung wird aufgefordert, ebenso wie in Frankreich, das 'Sinnes-Erbe', also die ortsüblichen Gerüche und Geräusche des Landlebens, zu schützen", hieß es im entsprechenden Antrag der FW-Fraktion. Ihre Beobachtung: Meistens seien es Klagen von Städtern, die neu aufs Land gezogen seien und die sich an den Geräuschen oder Gerüchen des Landlebens störten.

Mit Informationen von dpa

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