Sechs junge Männer müssen sich seit Mittwoch vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth verantworten. Sie sollen sich zu einer Bande zusammengeschlossen und über anderthalb Jahre hinweg mit mehr als 1,2 Tonnen Marihuana gehandelt haben. Auch Kokain und Haschisch seien dabei gewesen, so die Ermittler der Staatsanwaltschaft. Die Drogen hatten die Männer laut Staatsanwaltschaft regelmäßig aus dem Raum Frankfurt am Main bezogen und im Großraum Nürnberg wiederverkauft.
Angeklagter war Vize-Chef der United Tribuns Nürnberg
Der mutmaßliche Kopf der Bande, Marius S., war laut Gerichtssprecherin Tina Haase zuletzt Vize-Chef der United Tribuns Nürnberg, ehe die Rocker-Gruppierung im September 2022 von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) deutschlandweit verboten wurde. Als er und die Mitangeklagten - zum Teil in Fußfesseln - den Gerichtssaal betreten, werfen sie sich Blicke zu, grinsen zum Teil in den Zuschauerraum, der bis auf den letzten Platz besetzt ist.
Marihuana, Kokain und Haschisch verkauft
Die Verlesung der Anklage nimmt fast zwei Stunden in Anspruch. In knapp 70 Anklagepunkten berichten die Vertreter der Staatsanwaltschaft über die mutmaßlichen Drogengeschäfte der Beschuldigten. Die Angeklagten sollen ihren schwunghaften Drogenhandel zwischen Anfang 2020 und Sommer 2021 in erster Linie mit vermeintlich abhörsicheren Krypto-Handys koordiniert haben. Größtenteils sei vor allem Marihuana in regelmäßigen Abständen aus dem Raum Frankfurt nach Nürnberg gebracht worden sein, zunächst vor allem mit dem Auto, später dann häufiger mit dem Zug.
Millionen-Umsatz mit Drogengeschäften
Im Großraum Nürnberg sollen die Männer die Drogen zunächst versteckt haben, zum Teil in Privatwohnungen. Dann hätten sie sie an diverse Abnehmer gewinnbringend weiterverkauft. Rund 5.400 Euro pro Kilogramm Marihuana, mal mehr, mal weniger. Bei etwa 1,2 Tonnen sei so ein Umsatz von mehr als sechs Millionen Euro erzielt worden. Geld, das zum Teil auch auf dem Konto von Marius S. Eltern gelandet sein soll.
FBI knackte Krypto-Handys
Um nicht erwischt zu werden, verwendeten die Angeklagten laut den Ermittlern zwei verschiedene Arten von Krypto-Handys. Was sie nicht wussten: Sowohl französische Sicherheitsbehörden als auch das US-amerikanische FBI lasen die vermeintlich nicht zu entschlüsselnden Nachrichten mit. Die Informationen wurden an die deutschen Ermittlungsbehörden weitergegeben, diese nahmen die Männer daraufhin fest.
Lange Haftstrafen drohen
Seitdem sitzen fünf der Angeklagten, von denen noch ein Weiterer neben Marius S. bei den United Tribuns Nürnberg war, in Untersuchungshaft. Der sechste im Bunde sitzt schon länger im Gefängnis. Er geriet bereits im Sommer 2020 während einer Drogenkurierfahrt in eine Polizeikontrolle und wurde in der Folge zu einer Freiheitsstrafe von fünf Jahren und sechs Monaten verurteilt. Auch den anderen mutmaßlichen Drogen-Dealern drohen nun Haftstrafen zwischen fünf und 15 Jahren.
Am ersten Verhandlungstag führten Verteidigung, Staatsanwaltschaft und Gericht ein Rechtsgespräch über eine mögliche Einigung, sollten die Angeklagten gestehen. Zu einer solchen Einigung kam es aber zunächst nicht. Insgesamt hat das Gericht sieben Verhandlungstage angesetzt. Ein Urteil wird am 30. März erwartet.

Drogenbande vor Gericht
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