Vor sieben Jahren war Krün in Oberbayern schon einmal Schauplatz für einen G7-Gipfel: "Als er auf mich zukam und ich ihm die Hand geschüttelt habe, war ich schon reichlich nervös". Bürgermeister Thomas Schwarzenberger (CSU) erinnert sich an den Moment, als Barack Obama mit Angela Merkel alkoholfreies Weißbier vor dem Rathaus genießt - und das ganze Dorf zu Freibier und Weißwurst den damaligen amerikanischen Präsidenten feiert.
An diesen Moment erinnern sie sich in Krün. "Danach hat sich fast so etwas wie eine Brieffreundschaft ergeben zwischen Krün und Obama", sagt er. Aus einem Aktenordner kramt er zwei Briefe mit dem Absender: "The white house - Washington". Zwei Dankesschreiben, die Obama nach dem Gipfel 2015 persönlich an Schwarzenberger geschickt und unterschrieben hat.
Bayern hat Gipfel-Erfahrung
Beim kommenden Gipfel wird manches anders werden. Es wird keine Bilderbuch-Fotos von deutsch-amerikanischer Freundschaft geben. Das Treffen steht unter dem Schatten der Krisen dieser Welt, besonders dem Krieg Russlands gegen die Ukraine. Die Einwohner fiebern diesmal nicht so stark mit, dass schon wieder so ein "Theater" veranstaltet wird in ihrer Heimat.
Eigentlich sollte Baden-Württemberg Gastgeber werden, aber die Zeit nach der Wahl von Olaf Scholz zum Bundeskanzler war zu knapp. Die Bayern mussten einspringen - mit ihrer Gipfel-Erfahrung - und mit einem Tagungsort, den man nur über eine schmale Straße erreichen kann.
Tausende Euro für einen provisorischen Landeplatz
Und über die Luft kann man hier landen: Der Wanderparkplatz hinter dem Hotel, wo Halbschuh-Touristen und Mountainbiker zum Schachenschloss aufbrechen, wird als Hubschrauber-Landeplatz ausgebaut. Zum zweiten Mal seit 2015. 30 Bäume müssen weg, der Platz muss für tonnenschwere Helikopter asphaltiert werden - nach dem Gipfel soll alles wieder so aussehen wie vorher. Ein Millionen-Projekt, damit die Großen der Welt nicht gestört werden bei ihren Beratungen.
Baggern für den Hubschrauber-Landeplatz.
Krün rüstet sich gegen Cyber-Attacken
Im Rathaus in Krün ist man mit anderen Sorgen beschäftigt. Die Mitarbeiter werden auf Sicherheitsrisiken gecheckt, ein IT-Fachmann schult das Team auf Cyber-Überfälle, die aus dem Internet kommen könnten. "Wir zählen zur sensiblen Infrastruktur", sagt Schwarzenberger: "Wir müssen uns im Moment auf vieles vorbereiten".
Im Kulturhaus werden Tische gerückt für die Verpflegung von Hunderten Polizistinnen und Polizisten, die die Gegend beschützen sollen. Knapp 20.000 Beamte sind im Einsatz während des Gipfels, ein riesiger Apparat für den Schutz von sieben Regierungschefs und ihrer Entourage.
"Es wird nicht so locker wie beim letzten Mal"
Die Dorfbewohner sind entspannt wie immer. Ein paar zucken mit den Achseln ob des Massenauflaufs im Elmau-Tal. "Es wird sicher nicht so locker wie beim letzten Mal", sagt einer in der Nachbarschaft des Rathauses. "Aber der Gipfel ist wichtig - gerade jetzt". Thomas Schwarzenberger hat alle im Blick, auch die Demonstranten.
"Ich rechne damit, dass dieses Jahr viele kommen werden aus der Fridays-for-future-Bewegung und aus der Friedensbewegung." Dass es in seinem Dorf oder am Tagungsort Ausschreitungen geben könnte, darüber macht er sich keine Sorgen. "Was wir im Blick haben - wenn viele Menschen kommen, müssen die versorgt werden. Und es muss auch was entsorgt werden." Der Planungsstab im Landratsamt Garmisch-Partenkirchen hat auch das im Blick.
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