Vor allem in den vergangenen beiden Wochen seien zahlreiche neue Covid-19-Patienten ins Krankenhaus eingeliefert worden. Dadurch habe sich die Lage stark zugespitzt, heißt es aus dem Klinikum Nürnberg. Aktuell werden demnach an den beiden Standorten Nord- und Südklinikum insgesamt 102 Corona-Patienten behandelt, 28 von ihnen auf der Intensivstation.
Intensivstation zu 80 Prozent belegt
Stiegen die Fallzahlen und damit die Anzahl der Patienten weiter, müssten verschiebbare Operationen abgesagt werden, so Prof. Dr. Stefan John, Leiter der Abteilung Interdisziplinäre Intensivmedizin am Nürnberger Südklinikum. Das sei jedoch keine dauerhafte Lösung, da auch diese Eingriffe nicht auf unbestimmte Zeit aufgeschoben werden könnten.
Momentan seien die Intensivstationen in beiden Nürnberger Kliniken zu 80 Prozent belegt, allerdings sei es aus Personalgründen nicht möglich, tatsächlich alle Betten zu belegen. Das Klinikum Nord ist zudem ECMO-Zentrum, also spezialisiert auf Herz-Lungenerkrankungen. Hier seien auch unabhängig von Covid-19-Patienten die Kapazitäten an Herz-Lungen-Maschinen knapp, sagt Oberarzt Dr. Arnim Geise.
Jüngere Menschen werden nun häufiger zu Patienten
Die Intensivmediziner am Klinikum Nürnberg beobachten insgesamt, dass die Patientinnen und Patienten im Vergleich zur ersten Corona-Welle jünger sind. Gleichzeitig seien die Krankheitsverläufe schwerer, was wiederum bedeute, dass die Patienten vier bis acht, aber teilweise auch bis zu zehn Wochen auf der Intensivstation bleiben müssten.
Laut Geise sind die jüngeren Patienten, die in die Notaufnahme kommen, schneller intensivpflichtig. So etwas hätten sie in den ersten beiden Corona-Wellen nicht beobachten können, sagt der Oberarzt.
95 Prozent der Infizierten haben Corona-Mutation
Laut Prof. Dr. Jörg Steinmann, Virologe am Klinikum Nürnberg, tragen dazu auch die Virusmutationen bei. 95 Prozent der Patienten sind von der britischen Virusvariante betroffen. Diese sei ansteckender und der Krankheitsverlauf schwerer. Allgemein sei im Raum Nürnberg diese Form der Corona-Mutation weitverbreitet.
Appell: Maßnahmen weiter befolgen
Der Klinikvorstandsvorsitzende Prof. Dr. Achim Jockwig versteht, dass die Bevölkerung pandemiemüde ist. Dennoch bittet er, die geltenden Maßnahmen zu befolgen und Kontakte weiterhin zu vermeiden. Prof. Dr. Jörg Steinmann spricht sich in diesem Zusammenhang klar für die Impfungen aus, die auch vor den Virusmutationen schützten. "Wir müssen eine Mauer aufbauen gegen die dritte Welle und das Impfen ist das Entscheidenste", so der Virologe.
"Darüber spricht Bayern": Der neue BR24-Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!