Die Polizei in Oberfranken hat die Kriminalstatistik für 2022 vorgestellt. Demnach gibt es eine hohe Sicherheit im Regierungsbezirk. Mit einer Aufklärungsquote von 71,1 Prozent liege man an der Spitze Bayerns, sagte Polizeipräsident Markus Trebes bei der Vorstellung des Papiers im Polizeipräsidium Oberfranken. "Nur in Niederbayern ist sie um 0,1 Prozent höher." Gleichzeitig lässt sich aber auch feststellen: Straftaten, die in den vergangenen zwei Jahren während der Corona-Hochphase fast gegen Null tendierten, treten nun wieder vermehrt auf, etwa der Rauschgifthandel in der Grenzregion.
Immer mehr Schockanrufe
Die größten Sorgen bereitet dem Polizeipräsidenten aber der enorme Zuwachs von sogenannten "Callcenter-Betrügereien". Dazu zählen beispielsweise auch Schockanrufe und der Enkeltrick. Waren es allein bei dieser Form 2021 noch 984 Fälle, sind es 2022 bereits 2.500 Fälle. Hinzu kommt noch ein neues Phänomen: der WhatsApp-Betrug.
Dank vieler Informations- und Präventionsveranstaltungen sei die tatsächliche Geldübergabe in diesen Fällen im bayernweiten Vergleich zwar geringer geworden. Man müsse aber weiter genau hinsehen, so Trebes. "Was mich besonders ärgert: es sind immer die Älteren, die auch mit der Technik nicht mehr so aktiv mitgehen wie die ganz Jungen, wo die Helferseite ausgenutzt wird und sie um ihr Erspartes gebracht werden."
Themen, die die oberfränkische Polizei außerdem vermehrt beschäftigen, sind Hasskriminalität und politisch motivierte Kriminalität. Letztere hat vor allem im Zusammenhang mit den Protesten in der Corona-Zeit zugenommen. "Da muss man immer genau hinschauen bei politisch motivierten Straftaten. Egal ob von rechts oder links oder religiös motiviert – das ist immer ein Angriff auf unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung", so der Polizeipräsident.
Zahl der Sexualdelikte stark angestiegen
Auch die Anzahl der Sexualdelikte ist stark angestiegen. Hier schlage vor allem das Verbreiten pornografischen Materials zu Buche, hieß es. Tendenz steigend: "Es wird in Zeiten der Digitalisierung auch immer leicht, Bilder und ähnliches weiterzuleiten", so Trebes.
Dennoch: Die Bereitschaft der überwiegend weiblichen Opfer, eine Anzeige zu erstatten, sei spürbar gewachsen. "Das liegt sicher auch daran, dass die Frauen mutiger werden und das Thema sensibler in der Öffentlichkeit behandelt wird." Im Umkehrschluss steige die Anzahl der registrierten Fälle und "der Dunkelbereich wird aufgehellt".
Mehr Straftaten in Bamberg, weniger in Coburg und Hof
In den oberfränkischen Oberzentren Bamberg, Bayreuth, Coburg und Hof registrierte die Polizei 2022 insgesamt 19.000 Straftaten. Vor allem in Bamberg ist ein deutlicher Anstieg um 25,6 Prozent zu verzeichnen. Die Gründe hierfür seien vielseitig, so der Polizeipräsident. In Coburg und Hof hingegen sind die Zahlen gesunken.
Im Betrachtungszeitraum 2022 wurden in Oberfranken insgesamt 53.021 Straftaten registriert. Das sind 3.532 mehr als im Jahr 2019. Dazu zählen aber auch Delikte nach dem Aufenthalts-, Asyl- und Freizügigkeitsgesetz. Aussagekräftiger seien daher die sogenannten bereinigten Zahlen, so die Polizei. Ohne ausländerrechtliche Fälle wurden im vergangenen Jahr 47.202 Straftaten gezählt. Das sind 637 mehr als im vor-pandemischen Jahr 2019.
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