Die Gesamtzahl der Straftaten ist in Bayern 2022 mit 561.392 Fällen im Vergleich zum letzten Vor-Corona-Jahr 2019 leicht gesunken. Das geht aus der Polizeilichen Kriminalstatistik hervor, die Innenminister Joachim Herrmann (CSU) vorgelegt hat. Negative Ausreißer gab es bei den Sexualdelikten und im Bereich der Internetkriminalität. Hier waren Zuwächse von 77 und 51 Prozent zu verzeichnen.
Lässt man die Corona-Ausnahmejahre 2020 und 2021 außen vor, ist die Gefahr in Bayern, Opfer einer Straftat zu werden, so niedrig wie zuletzt 1979. Damals zählte die Statistik pro 100.000 Einwohner 4.133 Straftaten. 2022 waren es 4.260, weit unter dem Spitzenwert aus dem Jahr 2004 von über 5.500. Im Vergleich der Bundesländer steht der Freistaat damit wieder einmal auf Platz eins. Eine Tatsache, die Innenminister Joachim Herrmann so zusammenfasste: "In Bayern leben, heißt sicherer leben."
Herrmann fordert vom Bund besseren Kampf gegen Kinderpornografie
Für mehrere Kriminalitätsbereiche gilt das allerdings nicht: Die Zahl der angezeigten Sexualdelikte hat 2022 gegenüber 2019 um 77 Prozent zugenommen (auf 16.021 Delikte). Der starke Anstieg ist vor allem auf den exponentiellen Zuwachs der Straftaten im Bereich der Kinderpornografie zurückzuführen (Plus 272 Prozent). Die Bekämpfung solcher Straftaten habe höchste Priorität, so Herrmann.
Derzeit scheiterten die Ermittlungen aber häufig an der unzureichenden oder fehlenden Speicherung von Internet-Verbindungsdaten. Herrmann forderte deshalb vom Bund dringend eine entsprechende Gesetzesänderung. Der Europäische Gerichtshof habe mit seiner Entscheidung im September 2022 die Speicherung von IP-Adressen zur Bekämpfung ausdrücklich zugelassen.
Zahl der Wohnungseinbrüche gesunken
Die Zahl der ausländerrechtlichen Delikte erhöhte sich von 2019 auf 2022 um 62,5 Prozent (auf 57.697 Fälle), liegt aber noch weit unter dem Niveau der Jahre 2015 und 2016, als hunderttausende Flüchtlinge nach Deutschland kamen. Die Straftaten im Bereich der Internetkriminalität wuchsen in dem Zeitraum um 51,6 Prozent (auf 45.065 Fälle). Hier entstand ein Gesamtschaden von über 44 Millionen Euro. Im Bereich der Gewaltkriminalität, in den Delikte wie Mord, Totschlag, Raub und gefährliche Körperverletzungen fallen, stiegen die Zahlen um 3,3 Prozent (auf 20.608 Fälle).
Rückläufig waren dagegen vor allem die Zahlen bei den Wohnungseinbrüchen (minus 34,5 Prozent, 2.844 Fälle), Taschendiebstählen (minus 23 Prozent, 2.822) und der Rauschgiftkriminalität (minus 9,7 Prozent, 50.445).
Bundesländer-Vergleich: Weniger Kriminalität in Bayern
Die Aufklärungsquote über alle Straftaten hinweg (ohne ausländerrechtliche Delikte) sank leicht um 0,6 Prozentpunkte auf 64,4 Prozent. Das bedeutet mit anderen Worten aber auch, dass die Polizei im Schnitt fast zwei von drei Straftaten aufklären konnte. Im Bereich der Rauschgiftkriminalität (93,2 Prozent), Gewaltkriminalität (84 Prozent) und bei den Sexualdelikten (84,9 Prozent) ist die Aufklärungsquote deutlich höher als im Durchschnitt, besonders niedrig ist sie bei Wohnungseinbruchsdiebstählen (21,1 Prozent) und Diebstahlsdelikten (40,7 Prozent).
Die Gesamtzahl der Tatverdächtigen ging gegenüber 2019 um 1,5 Prozent zurück (auf 256.035 Fälle ohne ausländerrechtliche Verstöße). Dreiviertel der Verdächtigen sind Männer. Der Anteil der nichtdeutschen Tatverdächtigen liegt seit Jahren bei rund einem Drittel (2022: 36,5 Prozent, 2019: 35,5 Prozent).
Im Vergleich der Bundesländer hat Bayern bei weitem die niedrigste Kriminalitätsbelastung. Innenminister Joachim Herrmann führte die "hervorragende Sicherheitsbilanz" auch auf die Personalstärke der bayerischen Polizei und ihrer technischen Ausstattung zurück. 2023 erreichen die Stellen mit über 45.000 einen Höchststand. Vor 15 Jahren waren es noch 8.000 weniger.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!