Kriegsspielzeug
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Gekämpft wird in vielen Spielen und mit Spielzeug, das zeigt sich auch auf der Spielwarenmesse in Nürnberg.

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Spielwarenmesse Nürnberg: Krieg im Kinderzimmer?

Gekämpft wird in vielen Spielen und mit Spielzeug - das zeigt sich auch auf der Spielwarenmesse in Nürnberg. Doch wie geht die Spielwarenbranche mit Kriegsspielzeug um? Gerade jetzt, wo in der Ukraine, also in Europa, ein unerbittlicher Krieg tobt.

Panzermodelle im Maßstab 1:25. Detailgetreu den großen Militärfahrzeugen nachempfunden. Dazu gibt's die passenden Soldatenfiguren aus verschiedenen Ländern. Weltkriegsszenen im Miniaturformat. An einem Stand in der Modellbauhalle der Spielwarenmesse in Nürnberg, neben Anbietern von Modelleisenbahnen und Spielzeuglastern, findet man unterschiedliche Sets, die neben wenige Zentimeter hohen Soldatenfiguren auch die passenden Panzer und andere Militärfahrzeuge beinhalten. Spielzeug für die heimische Vitrine – nichts für Kinder. Die Zielgruppe seien Männer, Sammler – so der Anbieter.

Die Spielwarenmesse selbst sieht Militaria kritisch

Christian Ulrich ist der Vorstand der Internationalen Spielwarenmesse. Er zeigt sich wenig begeistert von Thema Kriegsspielzeug – nicht zuletzt wegen des noch immer andauernden Kriegs in der Ukraine. "Es ist natürlich ein sehr sensibles Thema. Wir als Messeveranstalter sehen das eher kritisch und versuchen das auch nicht zu fördern und dem auch nicht einen allzu großen Raum zu geben", so Ulrich. Doch er wisse auch, dass das in anderen Ländern komplett anders gesehen werde. In anderen Staaten sei Kriegsspielzeug völlig normal – "und im Endeffekt bilden wir auch den Weltmarkt ab".

Krieg in der Ukraine – Spielzeugpanzer verkaufen sich trotzdem gut

Je realistischer die Modelle der Militärfahrzeuge, desto besser, so scheint es. Vincent Tang vertritt eine Spielwarenfirma aus Hongkong. Die hat jede Menge Kriegsspielzeug im Sortiment, darunter unterschiedlichste Kampfflugzeuge. Die chinesische Firma hat aber auch den deutschen Leopard 2-Panzer als ferngesteuertes Modell im Angebot. Nachdem vor einem Jahr – als Russland in die Ukraine einmarschierte – das Geschäft mit dem Kriegsspielzeug erst mal eingebrochen sei, würden nun vor allem Panzermodelle wieder verstärkt nachgefragt, sagt Händler Vincent Tang. Dass in der Ukraine noch immer Krieg herrsche, sei dabei nicht von Bedeutung.

"Es ist gut ein Jahr vergangen seit dem Beginn des Krieges. Die Leute haben sich mittlerweile an die Situation gewöhnt. Und deshalb ist Militärspielzeug längst wieder völlig unproblematisch." Vincent Tang

Der Leopard 2-Modellpanzer könnte ein echter Verkaufsschlager werden, meint Vincent Tang und hofft, dass in den kommenden Messetagen noch viele Bestellungen für den Panzer eingehen.

In Kriegszeiten steigt die Nachfrage

Für Karin Falkenberg, die Leiterin des Nürnberger Spielzeug-Museums, ist es wenig überraschend, dass auf der diesjährigen Spielwarenmesse recht viel Kriegsspielzeug zu finden ist.

"Kriegsspielzeug hat immer dann Konjunktur, wenn ein Krieg ansteht oder wenn ein Krieg tatsächlich schon läuft. Das war vor und während der beiden Weltkriege zu beobachten: Das waren immer Zeiten, in denen extrem viel Kriegsspielzeug hergestellt wurde, um auch Sympathien für dieses 'Krieg führen' zu gewinnen." Karin Falkenberg, Leiterin Spielzeugmuseum Nürnberg

Als Wissenschaftlerin sei das gut nachvollziehbar, so Falkenberg. Immerhin gebe es quasi alles, was es in der Welt gibt, auch als Spielzeug. "Natürlich auch Militaria, Militärspielzeug, kleine Panzer", so Falkenberg.

Spielzeugwaffen aus dem Nachbarland

Erstmals ist auch eine Delegation aus Usbekistan auf der Spielwarenmesse vertreten. Auch an ihrem Stand gibt es einige Modelle von Panzern und daneben noch ein halbes Dutzend Plastikmaschinengewehre. Die Kinder würden gerne mit so etwas spielen, erzählt einer der usbekischen Händler. Der Krieg im Nachbarland Ukraine – bei dem Thema zucken die usbekischen Händler nur mit den Schultern. Sie sehen sowohl die Russen als auch die Ukrainer als Bruderstaaten an, sagen sie. Mehr wollen sie zu dem Thema nicht sagen.

Kriegsspielzeug ist ein Nischenprodukt

Auch wenn man in der ein oder anderen Halle nicht lange nach Kriegsspielzeug suchen muss – insgesamt betrachtet ist der Anteil des Militärspielzeugs auf der Spielwarenmesse in Nürnberg trotzdem sehr gering. Spielwaren, die Herz und Hirn ansprechen, die die Kreativität beflügeln oder Zusammenhalt und Sportgeist fördern, haben eben doch deutlich mehr Fans.

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