Die Ausstellung mit dem Titel "Charkiw – der versteinernde Blick zurück" im Kulturladen Zeltnerschloss setzt auf Kontraste: Auf einem Bild ist ein Kind zu sehen, das mit offenen Augen in die Kamera blickt. Es wirkt, als ob das Mädchen aus Charkiw optimistisch in die Zukunft blickt. Es ist eine Aufnahme aus dem Jahr 2003. Im gleichen Rahmen hängt darunter ein aktuelles Bild aus Kriegszeiten: Es wurde in einem Keller in Charkiw aufgenommen, in dem die Menschen Schutz vor Bombenangriffen gesucht haben. Das Baby, das im Zentrum des Bildes steht, sieht ängstlich aus. Die Zukunft ist ungewiss.
Nürnberger und Charkiwer Fotografen arbeiten zusammen
Der Nürnberger Fotograf und Fotodesigner Gerd Dollhopf hat seit 1991 die ostukrainische Stadt Charkiw mehrmals besucht. Seine in der Ausstellung gezeigten Aufnahmen hat er zwischen 2003 und 2011 in Nürnbergs Partnerstadt gemacht. Durch den ukrainischen Fotokünstler Roman Pyatkovka, der inzwischen in Nürnberg lebt, kam der Kontakt zu dem Fotografen Pavel Dorogoy zustande. Die aktuellen Aufnahmen stammen von ihm. Der Fotojournalist lebt und arbeitet weiterhin in Charkiw. Seine Bilder sind unter anderem auf den Online Seiten von Stern und Spiegel erschienen.
Starke Bilder – starke Kontraste
Junge Mädchen, die lachend den ersten Schultag nach den Ferien feiern, darunter das Foto, das eine Gruppe ukrainischer Soldaten zeigt. Charkiw früher und heute. Gerd Dollhopfs Fotos von 2003 bis 2011 zeigen Menschen in Charkiw, die optimistisch in die Zukunft zu blicken scheinen. Die aktuellen Bilder aus Kriegszeiten von Pavel Dorogoy stehen diesen Bildern gegenüber. Wegen dieser Kontraste kamen die Veranstalter auf den Titel der Ausstellung "Charkiw – der versteinernde Blick zurück". Die Aufnahmen aus der Vergangenheit in Kombination mit denen aus Kriegszeiten lassen einen Menschen versteinern, so Dollhopf.
Charkiw hatte vor dem Krieg 1,5 Millionen Einwohner und galt mit seinen über vierzig Hochschulen und Universitäten als Wissenschaftszentrum. Die Stadt sei eigentlich nicht besonders schön, sagt der Nürnberger Fotograf Gerd Dollhopf. Aber sie habe Perlen wie beispielsweise Jugendstilgebäude. Charkiw ist gut vierzig Kilometer von der russischen Grenze entfernt und war damit ein naheliegendes Ziel für die russische Armee. In Charkiw sei alles zugrunde gebombt worden, sagt Dollhopf. "Das war eine blühende, tolle Stadt, die gerade dabei war, sich zu etwas Westlichem zu entwickeln. Eine Stadt, in der man gerne lebt. Jetzt ist das eine Trümmerlandschaft“, sagt Dollhopf.
Vortrag über renommierte Fotokunst aus Charkiw
Die berührende und sehenswerte Ausstellung "Charkiw – der versteinernde Blick zurück“ im Kulturladen Zeltnerschloss ist dienstags bis donnerstags von 13 bis 17 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei. Ein Höhepunkt ist ein Vortrag des Fotokünstlers Roman Pyatkovka am 28. September (19 Uhr) im Zeltnerschloss. Der Fotokünstler Pyatkovka ist Mitglied der "Kharkiv School of Photography“, die sich international einen Namen gemacht hat. In seinem Vortrag zeigt Pyatkovka viele Bilder und berichtet vom Stil und von der Arbeit, der in den 1970er gegründeten Künstlergruppe. Auch hierfür ist der Eintritt frei. Spenden sind allerdings willkommen.
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