Ab heute können sich Risikopatienten und Personen über 60 Jahren kostenlos FFP2-Masken in der Apotheke abholen. Zu den Risikofaktoren zählen etwa chronische Lungenkrankheiten, Asthma, Herzinsuffizienz oder Diabetes. 27 Millionen Menschen sollen so bis Jahresende mit jeweils drei Masken versorgt werden, so der Plan von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Viele Fragen sind aber noch offen.
Neue Verordnung tritt in Kraft
Spahn erlässt am Dienstag die entsprechende Verordnung, die dann auch direkt gilt. Nach Angaben seines Ministeriumssprechers genügen in der Apotheke die Vorlage des Personalausweises oder eine "nachvollziehbare Eigenauskunft über die Zugehörigkeit zu einer der Risikogruppen". Zur Abholung können auch andere Personen bevollmächtigt werden, hieß es.
Apotheken stehen vor Kalkulationsfrage
Einige Apotheken, wie die Engel Apotheke in Regensburg, haben schon frühzeitig eine große Bestellung aufgegeben. Inhaberin Antje Bullmann geht damit in Vorleistung und hofft auf eine baldige Ausschüttung: "Wir bestellen eine bestimmte Anzahl an Masken. Das ist natürlich erstmal eine Kalkulation. Die Frage ist natürlich: Wie soll man das groß kalkulieren? Da hat natürlich jede eigene Apotheke einen eigenen Durchsatz und es gibt ja verschieden große Apotheken.", so Chalid Marashdeh von der Engel Apotheke.
Apothekerin Antje Bullmann wagt nicht einzuschätzen, ob die bestellten Masken für den gesamten Dezember ausreichen. Sie hat zur Sicherheit schon mal nachbestellt.
Engel Apotheke Regensburg: "Maskenausgabe wird chaotisch"
Dass die heutige FFP2-Maskenausgabe in vielen Apotheken chaotisch ablaufen wird, dem ist sich Marashdeh sicher. Neben der Logistik und der Kalkulation, wie viele Masken man pro Apotheke benötigt, stellt sich auch die Frage nach der Einhaltung der allgemeinen Corona-Regeln: "Wir müssen auch schauen, wie es im Geschäft selbst abläuft. Wie viele Leute werden kommen? Wird es einen großen Ansturm geben? Man will natürlich den Abstand einhalten."
Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e.V. (ABDA) bittet Patienten deshalb um etwas Geduld. Berechtigte sollen nicht alle am ersten Tag die Apotheken stürmen. "Ich rufe außerdem jeden Patienten dazu auf, seine Stammapotheke aufzusuchen", so Friedemann Schmidt, Präsident der ABDA.
Sorge vor Missbrauch
Trotz allem halten viele Apotheken die kostenlose Maskenausgabe an Berechtigte für sinnvoll. Unschlüssig sei man aber, ob dies das optimale Konzept sei. Chalid Marashdeh befürchtet, dass Leute das kostenlose Angebot ausnutzen könnten. In der Engel Apotheke wird deshalb im Dezember genau dokumentiert, wer eine Maske erhalten hat.
Ausgabe-Regelungen erst ab Januar
Insgesamt hat jeder Betroffene Anspruch auf 15 FFP2-Masken, also rechnerisch eine pro Woche bis zum Beginn des Frühjahrs. Erst im Januar gibt es dafür genaue Regelungen, die eine Ausnutzung verhindern sollen. Alle Berechtigten erhalten dann nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums zwei fälschungssichere Coupons für jeweils sechs Masken von ihrer Krankenkasse oder privaten Krankenversicherung. Diese könnten sie in zwei klar definierten Zeiträumen einlösen. Sie müssten dann pro eingelöstem Coupon einen Eigenanteil von zwei Euro zuzahlen. Damit will man verhindern, dass Leute die Aktion ausnutzen und dann vielleicht sogar noch ein Geschäft damit machen.
"Es wäre natürlich deutlich angenehmer gewesen, hätte es jetzt schon sinnvollere Regelungen gegeben. Beispielsweise, wie es im Frühjahr sein soll, mit den Coupons von der Krankenkasse oder dass man sagt, der Arzt stellt ein Rezept aus. Damit kann man viel besser einen Überblick behalten", so Chalid Marashdeh von der Engel-Apotheke. Antje Bullmann will ein Plakat schreiben, mit der Bitte um "Fairplay". "Dass man da die Masken holt, wo man auch die Medikamente holt", so die Inhaberin.
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