Die beiden Angeklagten (verpixelt) mit ihren Dolmetschern beim Prozessauftakt in Aschaffenburg
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Die beiden Angeklagten (verpixelt) mit ihren Dolmetschern beim Prozessauftakt in Aschaffenburg

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Kokainprozess: Angeklagter bestreitet Wissen von Drogen

Ein halbes Jahr nach dem bislang größten Kokainfund in Bayern hat am Vormittag vor dem Landgericht Aschaffenburg der Prozess gegen zwei Männer begonnen. Der Jüngere will von den Drogen nichts gewusst haben, der Ältere äußerte sich zunächst nicht.

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Es geht um gut eine Tonne Kokain im Wert von fast 110 Millionen Euro. Eigentlich sollten sich drei Männer deshalb vor dem Landgericht Aschaffenburg verantworten. Der dritte Angeklagte (45) erschien nicht zum Prozessauftakt, weil er sich nach Informationen des Gerichts zur stationären Behandlung im Würzburger Juliusspital befindet. Das Gericht entschied am Vormittag, das Verfahren gegen diesen Angeklagten abzutrennen. Ihm wird zu einem späteren Zeitpunkt der Prozess gemacht.

Festnahme im Juni 2022 in Hessen

Die Angeklagten waren im Juni 2022 im hessischen Friedberg festgenommen worden, als sie laut Anklageschrift das Kokain für den Weiterverkauf in Empfang nehmen wollten. Der 26-jährige Angeklagte schwieg heute zu den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft. Der 23-Jährige ließ eine Stellungnahme durch seinen Anwalt verlesen. Neben den Anwälten der Angeklagten kamen auch Dolmetscher zum Einsatz. Die Angeklagten kommen aus den Niederlanden.

23-Jähriger bestreitet Mitwisserschaft

Der 23-Jährige Angeklagte bestritt in seiner schriftlichen Einlassung, davon gewusst zu haben, dass sich Drogen in dem Container befanden. Er sei davon ausgegangen, dass es sich um nicht verzollte Elektronikware gehandelt habe. Überhaupt sei er in die Sache nur hineingerutscht. Er sei Cannabis-Konsument und habe nicht viel Geld. Sein Dealer in Enschede habe ihn damals im Juni gefragt, ob er ihn nach Deutschland fahren könne. Wenn ja, würde er für die Fahrt 100 Gramm Marihuana bekommen. Er habe eingewilligt.

In Friedberg in Hessen angekommen habe der Dealer dann um weitere Hilfe mit anderen Männern zusammen gebeten, den Container zu entladen. Dafür habe er ihm weitere 20.000 Euro versprochen. Als der Container aufgebrochen wurde, sei auch schon die Polizei da gewesen und er sei einfach davongerannt. Der 23-Jährige bestritt auch, die anderen beiden festgenommenen Männer zu kennen.

Außenansicht Justizgebäude Aschaffenburg
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Außenansicht Justizgebäude Aschaffenburg

43 Pakete mit mehr als einer Tonne Kokain

Das Kokain war laut Staatsanwaltschaft Aschaffenburg im Mai vergangenen Jahres in der Dominikanischen Republik auf ein Schiff verladen worden – 43 Pakete mit insgesamt 1.078,8 Kilogramm netto Kokain. Die Drogen wurden in einen Container geladen, der für eine Firma im hessischen Friedberg bestimmt war und in dem sich Transfusionsbeutel befanden.

Der Container landete zunächst im Hamburger Hafen (31.05.2022) und wurde von dort per Bahn in den Bayernhafen Aschaffenburg transportiert. Ausländische Behörden hatten den Ermittlern zufolge ihren bayerischen Kollegen einen Tipp gegeben. Zollfahnder machten den Verdächtigen dann einen Strich durch die Rechnung: Am Container-Terminal in Aschaffenburg beschlagnahmten sie heimlich die Drogen, die sich zwischen den Transfusionsbeuteln für die hessische Firma befanden. Die Firma ist nach bisherigen Erkenntnissen nicht in den Drogenschmuggel verstrickt.

Fünf Tage observierten die Beamten den Bereich in Aschaffenburg, bis der Container per Lkw schließlich ins hessische Friedberg gelangte. Dort wollten die Angeklagten die Drogen offenbar entnehmen und brachen den Container auf. Als sie bemerkten, dass das Kokain nicht mehr da war, traten sie die Flucht an. Einen der Angeklagten stellten die Ermittler direkt am Container, den zweiten eine Stunde später auf dem Parkplatz eines nahen Baumarktes, den dritten auf der Flucht auf einem Feldweg.

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